Moritz Seeburger zeigt die Formen der Schießscharten in der Wehrburg. Foto: Ziechaus

Mit einer Führung auf der "Hohenschramberg – Adelsburg und Frühfestung" wurde die Ausstellung zur Burgenarchäologie um Schramberg vor Ort anschaulich erweitert.

Schramberg - Der Historiker und Kurator Moritz Seeburger werde aus erster Hand den Bau und die Entwicklung einer der letzten Adelsburgen bei der Besichtigung der Hohenschramberg erklären, begrüßte Stadtarchivar Carsten Kohlmann auf der Sandsteintreppe zum Palas.

Wunschburg des Raubritters

Nach dem aktuellen Forschungsstand sei die Burg 1457 auf dem Bergrücken über Schramberg neu gegründet worden. Der Raubritter Hans von Rechberg konnte sich mit einem Vermögen aus einem Rechtsstreit seine Wunschburg erbauen lassen, nach Stand der damals aktuellen Kriegstechnik auch mit Feuerwaffen.

Auf dem Bergrücken mit nach drei Seiten steilen Abhängen entstanden in einer Bauphase von vier bis fünf Jahren ein Palas hinter einer hohen Schildmauer und eine Wehrburg mit flankierenden Türmen. Unterhalb der Mauern nach Schramberg zu wurden die Steine für die Bauten aus den Felsen gebrochen für hohe Schildmauern auf zwei Seiten des Palas. Auf dessen gemauerten Untergeschossen waren mindestens zwei Wohngeschosse mit Fachwerk, so dass die Burg viel mächtiger erschien als heute.

Erweiterung unter Rochus Merz

Auch die davor errichtete Wehrburg hatte höhere Schildmauern als der heutige Bestand. Ihre Bedeutung wird deutlich in dem schnellen Wiederaufbau nach einem Brand 1498. Das machte die Anlage "sturmfrei" und sicherte die Herrschaft Schramberg.

Mit der Erweiterung der Anlage von 1547 bis 1571 unter Rochus Merz um vorgelagerte Mauern und den massiven Käferlesturm entstand eine Festung mit schweren Handfeuerwaffen und Geschützen. Auch ein neuer Zugang von Schramberg her ist mit Brücke und Torhaus angelegt sowie das neue Haus, von dem nur die Grundmauern erhalten sind.

Vortrag am 22. Juli

Zu diesem Wohn- und Verwaltungsgebäude wird Ines Petri eine digitale Rekonstruktion in einem Vortrag am 22. Juli vorstellen. Die Lebensqualität in diesem Haus hat den damaligen Amtsschreiber aus dem Elsass wohl nicht überzeugt, denn er wollte lieber "in Straßburg eine Sau sein als in Schramberg ein Herr". Dennoch könne man von einem gewissen Komfort ausgehen, berichtete Seeburger von Fenstern aus Glas und Kachelöfen im Palas und in der Burg von einem Badehaus mit Quelle.

Weideflächen um die Burg

Der Graben zwischen Wehrburg und Schildmauer zum Palas wurde aufgefüllt und zum Mittelhof, der durch weitere Wirtschafts- und Wohnbauten ergänzt wurde. Das nähere Umfeld um die Burg wurde durch Weideflächen offengehalten und im nordwestlichen Teil mit einer Gartenanlage zur Selbstversorgung genutzt.

Etwa 120 Jahre blieb die Hohenschramberg von einer Bedrohung verschont. Im Januar 1689 wurde die Burg von den Franzosen kampflos übernommen und bis auf das Mauerwerk eingeäschert.