Kuratorin Kathrin Lieb mit Exponaten aus der neuen Ausstellung. Foto: Haberer

Lahrer Stadtmuseum zeigt römische Funde aus der Grabung in der Leopoldstraße

Lahr - Rund 2.000 Jahre lang schlummerten in der heutigen Leopoldstraße in Lahr Relikte der Römerzeit im Boden. Bei Bauarbeiten kamen sie ans Licht und wurden behutsam geborgen. Jetzt sind die Münzen, Gefäße und Scherben im Museum zu sehen.

Rund ein Jahr nach Abschluss der Rettungsgrabung in der Leopoldstraße sind die wichtigsten Fundstücke bereits im Stadtmuseum Tonofenfabrik zu besichtigen. Von Sonntag, 4. Juli, bis zum 5. September zeigen Stadtmuseum und Landesdenkmalpflegen die Ausstellung "Ausgegraben und ausgestellt". Ein Begleitband informiert über neue Erkenntnisse.

Ton- und Glasscherben, rekonstruierte Gefäße und Gewandnadeln, römische Münzen und Werkzeug, Fragmente eines Weinsiebs, Teile von Schmuckstücken und Hygieneutensilien. Die Ausstellung "Ausgegraben und ausgestellt" zeigt nicht nur die schönsten und wichtigsten Fundstücke der von Juli 2019 bis April 2020 durchgeführten Rettungsgrabung an der Leopoldstraße. Sie dokumentiert auch eine bemerkenswert rasche Auswertung, untermauert und ergänzt die bisherigen Erkenntnisse.

Das römische Vicus in Lahr-Dinglingen, eine Siedlung, wurde vor gut 2.000 Jahren, um 100 nach Christus, gegründet. Es existierte aller Wahrscheinlichkeit nach über das Jahr 230 hinaus, erlebte im Dritten Jahrhundert wohl eine späte Blütezeit. Der eigentliche Kern der Siedlung wurde noch nicht gefunden, die Fundamente massiver Steinbauten weisen aber auf einen Markt, einen Tempel im nördlichen Teil des Grabungsschutzgebietes hin.

Vorläufer des "badischen Schäufele" stand vermutlich bereits damals auf der Speisekarte

Mosaikstein für Mosaikstein verdichten sich auch die Erkenntnisse über das Leben, den Alltag in einer gallorömischen Siedlung. Es gab neben den Töpferwerkstätten wohl auch eine Hornschnitzerei und eine Schmiede. Die Bewohner waren nach römischer Mode gekleidet, wie die 33 Fibeln dokumentieren, die allein bei der Grabung an der Leopoldstraße gefunden wurden. Sie konsumierten Wein und räucherten Schinken. Vorläufer des "badischen Schäufele" stand vermutlich bereits damals auf der Speisekarte. Es wurden im Vicus Urnenbestattungen durchgeführt.

Kuratorin Kathrin Lieb, die Archäologin im Team des Stadtmuseums, freut sich, dass die Fundstücke so schnell vom Landesamt für Denkmalpflege ausgewertet und freigegeben wurde, dass die Fachleute der Landesbehörde in die Konzeption der Ausstellung mit eingebunden werden konnten, dass zur Sonderausstellung ein Begleitband unter dem Titel: "Hinterhöfe und Marktplatz? – römische Funde aus der Grabung Leopoldstraße im Vicus von Lahr-Dinglingen" erscheinen wird. Auf rund 200 Seiten fasst er alle bisher gewonnenen Erkenntnisse zusammen. In der Ausstellung wird auch die Grabung selbst dokumentiert.

Ausstellung geht noch bis zum 5. September

Die Ausstellung "Ausgegraben und ausgestellt – Römische Funde aus der Grabung Leopoldstraße", ist noch bis zum 5. September zu sehen. Die Öffnungszeiten sind Mittwoch bis Sonntag 11 bis 18 Uhr. Mitmachateliers und diverse Vorträge sind geplant, wir werden darüber noch berichten.

Gertrud Kuhnle vom Landesamt für Denkmalpflege lädt zu einer Ausgrabungsexkursion ein. Ihr Vortrag ist für Dienstag, 13 Juli, um 19 Uhr angesetzt. Am 20. Juli um 19 Uhr stellt Alexander Heising aktuelle Forschungsergebnisse vor. Michael Heising referiert am 27. Juli um 19 Uhr über "Römische Urnenbestattung in Lahr". Infos unter www.stadtmuseum.lahr.de