Tischtennis-Funktionär in Schwierigkeiten: Thomas Walter Foto: imago//Michael Sigl

Thomas Walter verklagt Tischtennis Baden-Württemberg (TTBW) auf ausstehende Gehaltszahlungen. Der Verband zweifelt die Arbeitsunfähigkeit seines Geschäftsführers an – ein Gütetermin vor dem Arbeitsgericht verpufft, das Thema Mobbing kommt nicht zur Sprache.

Thomas Walter, daran gibt es wenig Zweifel, hat den Tischtennissport im Land geprägt. Im Jahr 2000 nahm er seine Arbeit als Geschäftsführer des damaligen Tischtennis-Verbandes Württemberg-Hohenzollern auf, brachte viel auf den Weg. Zuletzt jedoch gab es an der Spitze von Tischtennis Baden-Württemberg (TTBW), wie der Verband seit der Fusion 2020 mit Südbaden heißt, größere Unstimmigkeiten. Einige Hintergründe kamen nun vor dem Arbeitsgericht Stuttgart zur Sprache – denn Thomas Walter hat seinen Arbeitgeber verklagt.

 

Die schleichende Entmachtung Walters begann nach Recherchen unserer Zeitung im März 2023 mit der Einstellung von Gabi Wendel als gleichberechtigter Geschäftsführerin für Personal und Organisation. Zehn Monate später wurde sie zur weisungsbefugten Hauptgeschäftsführerin ernannt, seither ist Walter nur noch für Sportentwicklung sowie Öffentlichkeitsarbeit zuständig und in der Hierarchie die Nummer zwei. Womit er sich nach eigener Aussage abgefunden hätte, wenn man ihn in seinem Bereich selbstständig hätte arbeiten lassen. Stattdessen soll es einen mündlichen Präsidiumsbeschluss vom 8. März 2024 geben, mit dem ihm das Vertrauen vollends entzogen wird.

Geschäftsführer erhält eine Abmahnung

Ende März saß Thomas Walter letztmals an seinem Schreibtisch in der TTBW-Geschäftsstelle in Stuttgart, seit 2. April ist er krankgeschrieben. Doch sein Arbeitgeber zweifelt die Diagnosen an. „Es liegt keine Arbeitsunfähigkeit und auch keine Erkrankung vor“, erklärte TTBW-Anwalt Rolf Eißler bei dem Gütetermin gegenüber Richterin Karin Jentsch. Es habe 15 „passgenaue“ Krankschreibungen „diverser Ärzte“ und dazu jeweils nach exakt 42 Krankheitstagen eine sofortige Neuerkrankung gegeben. „Diese ärztlichen Arbeitsunfähigkeitsbescheinigungen verdienen ihren Namen nicht“, sagte Eißler, es handle sich um „Gefälligkeits-Atteste“. Das nahm TTBW zum Anlass, im Juli die Gehaltszahlungen an seinen leitenden Angestellten zu stoppen.

Auf Unverständnis des Verbandes stieß auch, dass Thomas Walter trotz Krankschreibung Mitte August stundenweise an einem Vorbereitungslehrgang seines Vereins DJK Sportbund Stuttgart, für den er sich ehrenamtlich engagiert, teilgenommen habe. Als Folge davon erhielt er eine Abmahnung.

Keine Abfindung für Thomas Walter

Nun klagt Thomas Walter auf Zahlung der ausstehenden Gehälter und Rücknahme der Abmahnung. Am liebsten wäre es ihm, das wurde bei dem Gütetermin deutlich, wenn das Arbeitsverhältnis gegen Zahlung einer Abfindung beendet werden würde. „Der Vorwurf, es würden keine Erkrankungen vorliegen, ist völlig aus der Luft gegriffen“, erklärte Walters Anwalt Alexander Berth, „ein langjähriger Mitarbeiter mit so vielen Verdiensten verdient eine saubere Lösung.“

Für den Verband kommt eine Trennung, die ihn Geld kosten könnte, jedoch nicht infrage. „Dem Kläger geht es doch nur um eine Abfindung, die er aber nicht bekommen wird“, sagte Eißler, „der Verband hat kein Interesse an einer Beendigung des Arbeitsverhältnisses.“ Dies bekräftigte TTBW-Vizepräsident Horst Haferkamp: „Wir sind mit der Arbeit von Thomas Walter zu 100 Prozent zufrieden. Ich würde mich freuen, wenn er morgen wieder mit der Arbeit beginnt.“ Ob es dazu kommt, blieb offen. Auch die Fragen, ob Walter, wie von Beobachtern behauptet, gemobbt wird, warum ihm das Vertrauen entzogen worden ist und nur noch über Anwälte kommuniziert wird, wurden nicht erörtert.

Weil es am Ende des Gütetermins keine Lösung gab, machte Arbeitsrichterin Karin Jentsch den Vorschlag, den Fall an eine Güterichterin zu verweisen – die dann eine Art Mediation beginnen würde. Ob beide Parteien dieser Variante zustimmen, wird sich in den nächsten Wochen zeigen. Wenn nicht, kommt es zu einer mündlichen Verhandlung. Dann womöglich mit den Ärzten, die Walter krankgeschrieben haben, als Zeugen. Und mit weiteren Details über die Stimmungslage in der TTBW-Geschäftsstelle.