Modedesignerin und FAZ-Autorin Sabine Spieler plauderte im Modehaus Bilger exclusiv über die Frauen über 50, die „stark, sichtbar und selbstbewusst sind“. Ihr Credo: Das beste Alter ist jetzt.
„Könnt ihr glauben, dass ich 55 bin?“ war der Titel eines Artikels von Sabine Spieler am 29. Dezember 2024 in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung (FAZ) zum Longevity-Hype, also möglichst lange und bis ins hohe Alter hinein gesund zu leben.
„Ich habe mich sofort angesprochen gefühlt“, sagte Annette Drössler, Chefin des Trossinger Modehauses Bilger exclusiv, die daraufhin Modedesignerin und FAZ-Autorin Sabine Spieler zu einem Talk nach Trossingen eingeladen hat.
Trend- und Farbexpertin
Sabine Spieler, geboren am Bodensee, lebt heute in München und arbeitet seit vielen Jahren als Trend-, Produkt- und Farbexpertin. Als gelernte Modedesignerin hat sie 20 Jahre lang als Ressortleiterin der Textilwirtschaft internationale Zeitgeist- und Sortimentsentwicklungen analysiert und beschrieben.
Bis heute schreibt sie als FAZ-Autorin über Mode-, Beauty- und Lifestyle-Themen. Aus ihrer Expertise, Trends aufzuspüren und zu analysieren, hat sie ihr eigenes Geschäft gemacht und arbeitet seit Jahren mit namhaften Modeunternehmen zusammen. „Die Zielgruppe 50+ ist mir eine Herzensangelegenheit“, sagt sie. Umso mehr freue sie sich, dass die sogenannten „Over Fifties“ gerade voll im Trend liegen.
Nicht mehr im Abseits
Was Annette Drössler und Sabine Spieler vereint – beide sind 55 Jahre jung, was tatsächlich kaum zu glauben ist. Annette Drössler begrüßte die ausschließlich weiblichen Gäste mit den Schlagworten „stark, sichtbar, selbstbewusst“. Frauen unternähmen vieles, Tag für Tag, Jahr für Jahr. Daher: Frauen mit 55 stünden heute nicht mehr im Abseits und ließen sich nicht länger in die Aschenputtel-Analogie einreihen. „Das beste Alter ist jetzt.“
„Die Zeiten sind vorbei, dass wir uns auf den hintersten Platz stellen“, betonte Sabine Spieler mit Blick auf Frauen der Generation X und der Babyboomer. Mit 50+ sollte man nicht mehr als graue Maus abgestempelt werden. „Frauen sehen toll aus ohne Botox und mit grauen Haaren“, wusste Spieler und „die Kosmetikindustrie hat’s begriffen – Schönheit basiert nicht auf einer Antifaltencreme“. Die über 50-Jährigen sei die erste Generation gewesen, die selbst bestimme, ob sie Kinder haben möchten oder nicht. Sie betonte auch, dass sicherlich jede Anwesende eine Trennung im Bekanntenkreis mitbekomme. „Ein Drittel in diesem Alter sind nämlich Single.“
„Altern ist kein Stillstand“
„Altern ist kein Stillstand, sondern die Chance, das Leben neu zu gestalten.“ Man sei gelassener und entspannter. Die Generation 50+ sei eine kaufkräftige, wachsende Zielgruppe, die über 60 Prozent der Kaufkraft in Deutschland verfüge und mehr Menschen zähle wie die unter 50-jährigen. „Diese Generation wird sichtbarer in der Gesellschaft.“ Jede zweite Frau sage, mit 50 sei sie selbstbewusster als vor 20 Jahren. „Wir wissen, wer wir sind und was wir wollen.“ Bezogen auf die Mode bedeute dies: „Jede Frau soll das tragen, in dem sie sich wohlfühlt“. Mode habe nichts zu tun mit dem Alter. „Mode soll generationsübergreifend Spaß machen, Mode ist mehr als Kleidung.“ Und es sei ein gutes Gefühl, wenn man Komplimente bekommt. Mode sei Emotion und Glück, und sie sei nur so gut, wie die Menschen, die sie tragen. Jedes Teil könne kombiniert werden – schick oder lässig.
Alles geht, nichts muss
Annette Drössler und Sabine Spieler stellten die neue Frühjahr-/Sommermode vor unter dem Thema „Alles geht, nichts muss – die neue Freiheit“. Während das Kleid „schwächelt“, ist der Rock ein Aufsteiger. Die 1970er-Jahre schlagen voll durch mit Trenchcoat, Blousons und Denim, sei es als weite Hose mit Bundfalten oder oben weit und unten enger, als Jacke oder Rock. Akzente werden gesetzt mit Accessoires.
Aktuell sind Pudding-, Pastell- und Aquatöne, aber auch Pink und strahlendes Gelb. „Man soll sich einfach wohlfühlen“, betonte Sabine Spieler mit Blick auf „eine tolle Errungenschaft, dass man heute keine Modediktat hat“. Und noch etwas. „Frauen über 50 tragen Lippenstift, das macht frisch und adrett.“