Vor der Kulisse der Wallfahrtskirche auf dem Dreifaltigkeitsberg gibt der Rottweiler Mädchenchor ein Benefizkonzert. Foto: Marcel

Das Benefizkonzert mit dem Rottweiler Mädchenchor auf dem Dreifaltigkeitsberg führte das Publikum in einem großen Bogen durch die Musikgeschichte der Jahrhunderte. Der Erlös der Veranstaltung geht an die Rottweiler Spittelmühle.

Wie in jedem Jahr gab der Mädchenchor Rottweil am Palmsonntag ein Benefizkonzert auf dem Dreifaltigkeitsberg. Und wie in jedem Jahr begeisterten die Sängerinnen unter der Leitung von Andreas Puttkammer ihr großes Publikum in der wunderschönen Wallfahrtskirche so sehr, dass man sie nicht ohne Zugabe ziehen ließ.

 

Und wie immer spannte das Programm einen weiten musikalischen Bogen durch die Musikgeschichte der Jahrhunderte, beginnend mit dem schwungvollen barocken Stück „Hosianna dem Sohne Davids“ von Andreas Hammerschmidt und dem „Gebet“ von Moritz Hauptmann, in dem der einstige Thomaskantor in Leipzig die weitreichenden Güte Gottes beschreibt.

„Sterben, Liebe und Hoffnung“, so war das Konzert überschrieben, dessen Erlös der Rottweiler Spittelmühle zugute kommt, dort sollen Räume für obdachlose Frauen entstehen – Spenden werden für das Projekt dringend benötigt.

Flucht aus der Realität

Todessehnsucht steht im Mittelpunkt von „Exit Music“, dem Stück der Band Radiohead, das auch im Abspann des Films „Romeo und Julia“ zu hören war. Entsprechend sensibel erklang der Gesang, spiegelte die Flucht aus der Realität spannungsvoll in Moll, und leitete dann doch mit dem abschließenden Dur-Akkord über in Bachs „Der Tod“ aus der Kantate „Christ lag in Todesbanden“ und damit hinein in die Karwoche.

Ein anspruchsvolles Stück mit langen Melodielinien und scharfen Dissonanzen, eine der frühesten Kirchenkompositionen Bachs und von den Sängerinnen bravourös interpretiert. Das „Halleluja“ am Ende zeigte die Zuversicht, die das Osterfest den Gläubigen gibt.

Passend dazu folgte „Wie ein Ring umschließt uns all Christi Liebe“, eine gregorianische Melodie aus der Missa Romanum von 1570 in der Bearbeitung von Andreas Puttkammer, der hier auch Jazz-Elemente einfließen ließ und das Ganze zum Kanon umarbeitete.

Suchen, Finden und Sehnen

Pablo Casals ist eigentlich als Weltklasse-Cellist bekannt, dass er auch Pazifist und Komponist war, wissen eher wenige. Die Besucher des Konzerts jetzt doch, denn sie hörten „Nigra sum, sed formosa“, in dem Casals Texte aus dem Hohelied Salomons vertont: Zarte Liebeslieder, in denen es um das Suchen, Finden und Sehnen, um Achtung und Respekt geht.

In diesen Zeiten sehr passende Themen. Francis Poulencs „Ave verum corpus“ brilliert mit einer Mischung aus klassischen und dissonanten Teilen, eine Herausforderung für den Chor, die dieser wunderbar meisterte.

Ebenso Mendelssohn Bartholdys „Veni Domine“, einst für Nonnen komponiert, deren wunderbare Stimmen er zwar hören, die Sängerinnen aber nicht sehen konnte. Die Sängerinnen des Mädchenchors konnte man sehen und hören, die Hoffnung auf Erlösung über den Tod hinaus spüren.

Die wunderbare Stille

Wie beim „Sound of Silence“, von Simon & Garfunkel, das wieder einmal zeigte, wie wunderbar die Stille klingen kann. Mit „Warum“ der Band Juli und „Yellow“ von Coldplay spannte sich der Bogen weiter in die Moderne und in den traumhaften Sternenhimmel, den dieser Top-Ten-Hit beschreibt und den die Sängerinnen in ihrer ganz eigenen Version zu Gehör brachten.

Hoffnung zeigte auch die Zugabe, „Grow little tree“, und das Publikum dankte mit langen Ovationen.