Gertrud Müller gehört 55 Jahre dem Malteser Hilfsdienst Villingen an. Sie zeigt ein Bild vom Petersdom, in dem sie bereits mehrfach zum Gottesdienst war. Foto: Schimkat Foto: Schwarzwälder Bote

Ehrenamt: Gertrud Müller ist seit vielen Jahren engagiert / Betreuung in Seniorenwohnanlage

Gertrud Müller gehört seit 55 Jahren dem Malteser Hilfsdienst Villingen an. Sie ist immer für die Malteser da, wenn sie helfen kann.

Unterkirnach. Gertrud Müller wurde im Simonswald geboren, wuchs in Villingen auf und lernte bei der Firma Kienzle Technische Zeichnerin.

Der Malteser Hilfsdienst wurde 1964 in Villingen gegründet, sie belegte gleich einen Kurs in Erster Hilfe und trat 1965 den Maltesern bei. "Da war etwas geboten, es wurden Wanderungen unternommen. Ich absolvierte einen Sanitätskurs, machte einen Lehrgang als Schwesternhelferin und ein Praktikum im Krankenhaus Villingen", berichtet sie im Gespräch mit unserer Zeitung.

Doch dann zog es sie nach Rom, wo sie in einem Gästehaus, das von Nonnen geleitet wurde, ein Jahr Hauswirtschaft lernte: "Dort durfte ich für 50 Gäste kochen, so lernt man es", meint sie trocken.  Das Jahr in Rom möchte sie nicht missen, denn sie habe viel gesehen und viel über Kunstgeschichte gelernt, betont sie.

Zurück in Villingen arbeitete sie bei Binder Magnete. In ihrer Freizeit machte sie bei den Maltesern den Gruppenführerlehrgang, absolvierte eine ABC-Ausbildung bei der Bundeswehr in Immendingen für den Katastrophenfall, nach mehreren Fortbildungen als Schwesternhelferin wurde sie Ausbilderin für Erste Hilfe.

1972 heiratete sie Edelfried Müller, zog mit ihm nach Unterkirnach, wurde Mutter von drei Kindern und ließ sich nicht davon abhalten, wann immer in Unterkirnach Fußball gespielt wurde oder große Umzüge stattfanden, auf dem Sportplatz oder bei anderen Veranstaltungen im Ort für den Notfall bereitzustehen.

Auch an den Villinger Fasnetumzügen war sie im Einsatz, und in späteren Jahren stand sie am Fasnetmontag in der Küche und kochte für die Sanitäter. Wie das funktionierte, hatte sie auf einem Lehrgang für Feldküche gelernt, auch wie man im Freien mit einem Gaskocher für viele Menschen Mahlzeiten zubereitet.

1978 begann sie als erste Frau mit dem Malteser Schuldienst und fuhr ein Kind nach Hüfingen, später auch drei Kinder aus Unterkirnach nach Villingen zur Schule, alles ehrenamtlich, betont sie.

Was heute bedingt durch Corona-Auflagen in vielen Büros praktiziert wird, hat Gertrud Müller damals schon gemacht, nämlich die Arbeit im Homeoffice als Technischer Zeichnerin für Kienzle. Sie bildete sich immer weiter und machte sich selbstständig als Perspektivzeichnerin. Wer zeichnen kann, kann auch malen, sagte sie sich und absolvierte vor 25 Jahren ihre ersten Kurse an der Volkshochschule. Im Dezember 2019 stellte sie ihre Bilder im Rathaus Unterkirnach aus.

Die Bezeichnung "Ruhestand" ist ihr nicht so geläufig, denn seit Herbst 2002 betreut sie Senioren in einer Seniorenwohnanlage in Schwenningen. "Ich habe ein Büro und bin Mädchen für alles. Der Malteser Hilfsdienst hat hier die Betreuung inne. Es werden Gymnastik- und Singstunden organisiert. Da wir schon seit einem Jahr Corona-Zeiten haben, führe ich auch viele Einzelgespräche, da doch einige Bewohner sehr einsam sind", betont sie. Und wenn ein Fenster klemmt oder ein Bild an die Wand gehört, ist Gertrud Müller schnell zur Stelle, sie hat ja eine breit gefächerte Ausbildung.