Gertrud Frank begeht im Dornhaner Seniorenheim ihren 100. Geburtstag. Trotz ihres hohen Alters schaut sie ab und zu noch in die Zeitung und hat einen starken Bewegungsdrang. Den bekam auch Bürgermeister Markus Huber zu spüren, als er zum Gratulieren kam.
Es ist was los in Deutschland, im Herbst des Jahres 1923. Am 29. Oktober wird in Berlin die erste deutsche Radiosendung ausgestrahlt. Am 9. November scheitert ein gewisser Adolf Hitler mit dem Versuch, sich gewaltsam an die Macht zu putschen. In der Hyperinflation kostet ein Kilogramm Brot mehr als 200 Milliarden Reichsmark. Und am 29. November 1923 kommt in Rottweil Gertrud Frank zur Welt. Sie lebt heute im Seniorenheim in Dornhan und hat dort am Mittwoch ihren 100. Geburtstag begangen.
Ihre Betreuerin Alexandra Eckstein-Saur hat Gertrud Frank noch am Vortag darauf aufmerksam gemacht, dass das Fest ansteht. Sei doch nicht so wichtig, hatte Gertrud Frank lässig abgewinkt. Aber dass sie schon 100 Jahre alt wird, das hat sie dann doch ein bisschen beeindruckt.
Erst seit drei Jahren lebt sie im Seniorenheim
Heute stehen etliche Geschenke vor der Jubilarin auf dem Tisch, und es kommen viele zum Gratulieren ins Seniorenheim. Da ist zum Beispiel dieser Reporter von der Zeitung. „Der schreibt ja mit links“, stellt Gertrud Frank ein bisschen verblüfft fest und tuschelt dann Alexandra Eckstein-Saur zu: „Da macht er bestimmt viele Fehler.“ Wahrscheinlich hat sie recht.
Das Kommunizieren klappt mit Gertrud Frank am besten über eine Schreibtafel, ihr Gehör ist seit einiger Zeit nicht mehr so gut. Erst seit drei Jahren lebt sie im Dornhaner Seniorenheim, viel ist aus ihrer Lebensgeschichte nicht bekannt. Ihr Mann Josef verstarb 2020, bis dahin hatte sie mit ihm in einem Eigenheim in Rottweil gewohnt.
Früher hat sie gern gelesen
Gertrud Frank hat eine Tochter und einen Enkel. Sie hat in einem Büro gearbeitet, bevor die Tochter zur Welt kam, sie mag Tiere und vor allem Hunde. „Und sie legt großen Wert auf Ihr Äußeres“, weiß Alexandra Eckstein-Saur zu berichten. „Sie hat sich heute gar nicht extra fein machen müssen, so gepflegt sieht sie immer aus.“
Früher hat Gertrud Frank gern gelesen. Selbst heute noch schlägt sie manchmal eine Illustrierte auf, oder blättert die Tageszeitung durch. In der Ausgabe auf dem Tisch ist auf der Titelseite Olaf Scholz zu sehen. „Das ist der Kanzler“, sagt Alexandra Eckstein-Saur, und Gertrud Frank nickt. „Dem darf man nicht alles glauben“, kommentiert sie.
Etwas später ist auch der Dornhaner Bürgermeister Markus Huber da und gratuliert im Namen der Stadt, mitgebracht hat er einen großen Präsentkorb. Er überreicht auch eine Urkunde, die Gertrud Frank zunächst etwas skeptisch beäugt – dann freut sie sich aber doch über die Geschenke.
Am Ende schenkt sie allen noch ein Lächeln
Markus Huber freut sich auch: „Ist doch schön, wenn Menschen so alt werden“, sagt er. Zu einem so hohen Alter gratulieren zu können, das passiere ja selten, etwa einmal pro Jahr gebe es einen solchen Anlass.
Viel Zeit gibt Gertrud Frank dem Bürgermeister nicht. Ihre Betreuerin hatte erwähnt, dass ihr Bewegungsdrang Oberhand gewinnen könnte. Und jetzt möchte Gertrud Frank eben am Rollator eine Runde drehen. Zum Abschied schenkt sie aber allen noch ein Lächeln.