Stele zum Gedenken an die Absturz-Opfer im französischen Le Vernet. Die Lufthansa verspricht den Hinterbliebenen nun finanzielle Soforthilfe. Foto: German Embassy Paris

Während die Bergungsmaßnahmen in Frankreich weiter auf Hochtouren laufen, hat die Lufthansa den Hinterbliebenen der Opfer des Germanwings-Absturzes finanzielle Soforthilfe versprochen. Für den 17. April ist ein großer Trauergottesdienst im Kölner Dom geplant.

Paris/Düsseldorf - Am Absturzort des Germanwings-Flugzeugs in den französischen Alpen haben Bergungskräfte am Samstag ihre Arbeit fortgesetzt. Sie suchen am fünften Tag in Folge nach den sterblichen Überresten der Absturzopfer und nach dem zweiten Flugschreiber. Die Germanwings-Muttergesellschaft Lufthansa sicherte den Hinterbliebenen unterdessen finanzielle Soforthilfe zu.

Das französische Fernsehen zeigte, wie Hubschrauber erneut in den Einsatz flogen. Die Retter konzentrieren sich neben der Bergung und Identifizierung der Leichen auf die Sicherung der Unfallstelle in dem schwierigen Gelände. Rechtsmediziner arbeiten an der Identifizierung der sterblichen Überreste, die schon ins Tal gebracht wurden. Weiter gesucht wird nach dem zweiten Flugschreiber der Maschine der Lufthansa-Tochter Germanwings. Er soll weitere Erkenntnisse zum Geschehen im Cockpit vor dem Absturz liefern.

Aus den Aufnahmen des bereits gefundenen Stimmenrekorders schließen die französischen Ermittler, dass der Copilot von Flug 4U 9525 den Piloten aus dem Cockpit ausgesperrt und die Maschine mit 150 Menschen an Bord mit voller Absicht auf Todeskurs gebracht hat. Am Freitag wurde bekannt, dass der Copilot des abgestürzten Airbus nach Erkenntnissen der Ermittler vor seinem Arbeitgeber Germanwings eine Krankschreibung verheimlicht hat.

Lufthansa will bis zu 50.000 Euro pro Passagier Soforthilfe bezahlen

Eine Lufthansa-Sprecherin bestätigte am Freitagabend einen „Tagesspiegel“-Bericht, wonach der Konzern den Angehörigen der Opfer eine Soforthilfe zahlen will. „Lufthansa zahlt bis zu 50.000 Euro pro Passagier zur Deckung unmittelbarer Ausgaben“, zitierte die Zeitung einen Germanwings-Sprecher. In der Nähe der Absturzstelle in Frankreich eröffnet Germanwings am Samstag ein Betreuungszentrum für Angehörige.

Im Kölner Dom soll am 17. April mit einem Gottesdienst und einem staatlichen Trauerakt der Opfer des Flugzeugabsturzes vom vergangenen Dienstag gedacht werden. Erwartet werden dazu neben Bundespräsident Joachim Gauck und Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) auch Vertreter aus Frankreich, Spanien und anderen Ländern, aus denen die Opfer der Flugkatastrophe stammten.

Angehörige der Passagiere des verschwundenen Malaysia-Airlines-Fluges MH370 sprachen den Hinterbliebenen des abgestürzten Germanwings-Fluges am Samstag ihr Beileid aus. „Unsere Gedanken und Gebete sind mit den Familien und Freunden der Passagiere und Besatzungsmitglieder von 4U9525“, schrieben die MH370-Familien auf ihrer Facebook-Seite. „Wir geben ihnen unsere Unterstützung in diesen herzzerreißenden Zeiten.“

Fahnder entdeckten bei dem 27 Jahre alten Copiloten zu Hause „zerrissene, aktuelle und auch den Tattag umfassende Krankschreibungen“, wie die Staatsanwaltschaft Düsseldorf am Freitag mitteilte. Ein Abschiedsbrief oder ein Bekennerschreiben wurden nicht gefunden. Ermittler hatten am Donnerstag zwei Wohnungen des Mannes durchsucht, der seit 2013 als Copilot für Germanwings flog. Über die Art der Erkrankung wurde nichts mitgeteilt, die Ermittler hatten nach Hinweisen auf ein psychisches Leiden gesucht.

Germanwings lag keine Krankschreibung vor

Der Fluggesellschaft Germanwings lag nach eigenen Angaben keine Krankschreibung des Copiloten vor. Das Luftfahrt-Bundesamt bat das Aeromedical-Center der Lufthansa um Akteneinsicht. Das Universitätsklinikum Düsseldorf bestätigte, dass Andreas L. dort Patient war. „Meldungen, wonach Andreas L. wegen Depressionen in unserem Haus in Behandlung gewesen sei, sind jedoch unzutreffend“, erklärte eine Sprecherin.

Die deutschen und andere europäische Fluggesellschaften zogen schnell Konsequenzen aus dem Absturz und verschärften mit sofortiger Wirkung ihre Regeln für die Besetzung im Cockpit. Kein Pilot darf sich bis auf weiteres mehr allein dort aufhalten. Weltweit reagierten auch viele andere Airlines.