Die ersten Germanwings-Opfer sind nach Deutschland gebracht worden. Foto: dpa dpa

Zweieinhalb Monate nach dem Absturz einer Germanwings-Maschine auf dem Weg von Barcelona nach Düsseldorf ist für viele Hinterbliebene die quälende Wartezeit vorüber. Die sterblichen Überreste der Opfer werden zurückgebracht.

Düsseldorf - Elf Wochen nach der Germanwings-Katastrophe in den französischen Alpen sind die ersten Opfer nach Deutschland gebracht worden. In Düsseldorf landete am späten Dienstagabend eine Sondermaschine der Lufthansa mit den sterblichen Überresten von 44 Menschen. An Bord waren auch die Särge von 16 Schülern und 2 Lehrerinnen eines Gymnasiums in Haltern am See. Sie waren nach einem Schüleraustausch auf dem Rückflug aus Spanien, als die Maschine abstürzte.

Die Särge der Opfer aus Haltern werden an diesem Mittwoch in einem Konvoi mit Polizei-Eskorte in ihren Heimatort am nördlichen Rand des Ruhrgebiets gebracht. Die Fahrzeuge sollen im Nachmittag am Gymnasium der Schüler vorbeifahren. In den Straßen werden viele Menschen erwartet. Ende der Woche sollen die ersten Opfer beerdigt werden.

72 Deutsche starben bei der Katastrophe

Bei der Germanwings-Katastrophe starben alle 150 Menschen an Bord der Maschine, unter ihnen 72 Deutsche. Das Flugzeug zerschellte am 24. März in den Alpen, nachdem der Copilot absichtlich einen Sinkflug auf dem Weg von Barcelona nach Düsseldorf eingeleitet haben soll.

Auch die Überführung der Särge von Opfern anderer Nationen lief am Dienstag an. Ob am Dienstagabend Angehörige am Düsseldorfer Flughafen waren, blieb zunächst offen. Nach der Landung rollte die Lufthansa-Maschine mit den Opfern in eine nicht einsehbare Halle. Am Gedenkort für die Toten am Flughafen standen Blumen und Pinnwände mit Zetteln, auf denen Menschen ihre Anteilnahme mit den Angehörigen ausdrückten. Die Särge sollten an diesem Mittwoch in einer würdevollen Zeremonie an die Angehörigen übergeben werden.

Ein Ombudsmann fehle

Mit Blick auf die vergangenen Wochen kritisierte eine Therapeutin aus dem Betreuerteam der Hinterbliebenen, dass für die Angehörigen ein zentraler Ansprechpartner fehle. „Es gibt eine Sache, die eindeutig schiefgelaufen ist“, sagte Sybille Jatzko der „Berliner Zeitung“ vom Mittwoch. Es fehle ein Ombudsmann, bei dem die Informationen gebündelt werden und der sie dann verbreite, damit alle Hinterbliebenen den gleichen Nachrichtenstand hätten. Die Angehörigen hätten nicht die Kraft, sich selbst um alles zu kümmern.

„Nach dem Unglück bei der Loveparade in Duisburg gab es so einen Ansprechpartner, das hat gut funktioniert“, sagte Jatzko über das Techno-Festival, bei dem vor fast fünf Jahren 21 Menschen ums Leben kamen und Hunderte verletzt wurden. Jatzko bereut seit der Flugtag-Katastrophe von Ramstein im Jahr 1988 traumatisierte Hinterbliebene.

Am Donnerstag treffen Angehörige der Germanwings-Opfer in Paris den leitenden französischen Ermittler Brice Robin. Der Staatsanwalt von Marseille will sie unter anderem über den Stand der Ermittlungen informieren. Die meisten Opfer kamen aus Deutschland und Spanien.