Ortsteilportrait: Weilheim wird 1275 erstmals erwähnt, doch schon die Römer siedelten dort
Das Leben im Dorf aktiv gestalten – darauf legt man in Weilheim großen Wert. Ortschaftsrat und Bürger haben dabei nicht nur die Gegenwart sondern auch die Zukunft im Blick.
Hechingen-Weilheim. Eingebettet in eine malerische Hügellandschaft liegt der Ort, in dem der germanischen Mythologie zufolge lauter glückliche Menschen leben müssen. Denn Germanen galten Störche als Glücksboten. Seit sich diese 2017 erstmals auf dem Kirchturmdach niedergelassen haben, können die Weilheimer alljährlich im Frühjahr ihre gefiederten Mitbewohner begrüßen.
Auf die Weißstörche ist man im Dorf sehr stolz. Um ihnen den Aufenthalt so angenehm wie möglich zu machen, wurde eigens ein Biotop angelegt. Und bald bekommen die Tiere mit Ortsvorsteher Gerd Eberwein sogar ihren eigenen Storchenbeauftragten.
Die sich an einem exponierten Platz befindliche Kirche St. Marien, auf deren Turm die Vögel nisten, sowie das Pfarrhaus sind von festen Wehrmauern umgeben. Der Wehrcharakter rührt daher, dass die Anlage einst Verbindungsglied einer Befestigungslinie der Zollergrafen zwischen der Hainburg in Grosselfingen und der Stauffenburg bei Hechingen war. Von 1767 bis 1772 wurde das Gotteshaus von Baumeister Christian Großbayer erweitert. In den Hochaltar wurde eine gotische Madonna (um 1350) eingefügt, die aus der Urbanskapelle stammt.
Kapelle birgt einige Geheimnisse
Das sakrale Kleinod an der Straße nach Rangendingen, für das seit 2019 ein Förderverein Sorge trägt, birgt Geheimnisse. So sind der Anlass des Baus, die Zeit und der Bauherr unbekannt. Aufgeführt ist das Kapellengrundstück im Hagenschen Lagerbuch von 1544, die Geschichte der Kapelle, die im Dreißigjährigen Krieg zerstört und 1728 wieder aufgebaut wurde, könnte allerdings noch viel weiter zurückreichen.
Weilheim, das immer zollerisch war, wurde im Jahre 1275 erstmals erwähnt. Um 1900 durchgeführte Grabungen belegen allerdings, dass auf Weilheimer Gemarkung schon die Römer siedelten.
Im Zuge der Gebietsreform erfolgte am 1. April 1972 die Eingliederung in die Stadt Hechingen. Heute ist Weilheim, dessen Gemarkungsfläche 694 Hektar umfasst und in dem rund 700 Einwohner leben, eine aktive Ortschaft mit Kindergarten, Feuerwehrabteilung, einem Gasthof, einer Mosterei und Brennerei sowie einer breitgefächerten Vereinslandschaft. Ortschaftsrat und Bürger bewegen gemeinsam viel und stellen die Weichen in Richtung Zukunft. In dem im Dorf aufgestellten "Foodsharing-Häusle" können im Sinne der Nachhaltigkeit etwa Lebensmittel abgegeben oder mitgenommen werden. Und ein Zeichen gegen Einsamkeit, unter der insbesondere ältere Menschen zunehmend leiden, setzt das aufgestellte "Schwätzbänkle".
Um Kindern und Jugendlichen auch in schwierigen Zeiten eine sinnvolle Freizeitbeschäftigung zu ermöglichen, konnten diese auf Einladung der Ortschaftsverwaltung im Jahre 2020 Holzblumen gestalten, aus denen an Ostern eine bunte "Blumenwiese" entstand.
Ideensammlung für das Landesprojekt
Doch auf dem bisher Erreichten will man sich nicht ausruhen. Als eine von 20 ausgewählten Kommunen nimmt Weilheim am Ortsmitten-Projekt des Landes teil, dessen Ziel es ist, eine lebenswerte und barrierefreie Ortsmitte zu gestalten. Aktuell werden die Ideen der Bürger gesammelt.
Zudem verfolgt der Ortschaftsrat, dem neben Ortsvorsteher Gerd Eberwein aktuell Heike Barth, Tobias Kopf, Ingrid Riester (die Weilheim auch im Gemeinderat vertritt), Fabian Stauß, Josef Wolf und Michael Zinnebner angehören, noch viele weitere Pläne. Auf der Wunschliste für den Haushalt 2022 stehen etwa das Baugebiet Berg II, der Beteiligungsprozess für "Unser Dorf hat Zukunft" sowie ein Streuobst- und Biodiversitätspfad.
Als einziger Ortschaftsrat der Hechinger Teilorte hat sich Weilheim mit knapper Mehrheit für die Abschaffung der Unechten Teilortswahl ausgesprochen.