Ein syrischer Praktikant lässt sich in der Daimler-Gießerei in Esslingen-Mettingen von seinem Paten einen Achsträger zeigen Foto: dpa

Vor einem Jahr begrüßte die Wirtschaft die vielen Flüchtlinge. Die Euphorie ist seither verflogen, auch beim Daimler-Konzern. Er verhilft vielen zu einer Stelle, bietet selbst aber kaum Jobs.

Stuttgart - Der Daimler-Konzern macht Flüchtlingen wenig Hoffnung auf die Einstellung in ein festes Arbeitsverhältnis bei dem Unternehmen. „Die Konzerne haben die Funktion von Leuchttürmen, die Beschäftigung in der Breite muss jedoch von der Breite der Unternehmen getragen werden“, sagte Personalvorstand Wilfried Porth unserer Zeitung. „Die großen Unternehmen können nicht allein die Hauptlast der Integration tragen.“

Zu den 300 Brückenpraktika, die der Konzern in den vergangenen Monaten für Flüchtlinge angeboten hat, sagte Porth, diese seien „als Brücke in den Arbeitsmarkt gedacht, nicht unbedingt als Brücke zu Daimler. Denn wir suchen derzeit keine neuen Mitarbeiter in großer Zahl.“

Daimler habe in Deutschland 170 000 Beschäftigte, und nur ein kleiner Teil dieser Stellen werde jedes Jahr frei. Bei der Besetzung stelle man „vorrangig Zeitarbeitskräfte ein, die bei uns im Einsatz sind“. Zudem sichere Daimler allen Auszubildenden zu, sie nach der Ausbildung zu übernehmen. Auch diese Verpflichtung wolle der Konzern „nicht zur Disposition stellen. Die Erwartung, wir könnten darüber hinaus auch noch in großer Zahl feste Stellen für Flüchtlinge schaffen, ist deshalb unrealistisch.“

40 Prozent der Daimler-Brückenpraktikanten fanden woanders einen Job

Allerdings erweise sich das Konzept der Brückenpraktika als tragfähig, so der Daimler-Vorstand. Nach den 14 Wochen hätten rund 40 Prozent der Teilnehmer direkt vermittelt werden können, ein weiteres Drittel besuche Sprachkurse oder andere Qualifizierungen. Grundsätzlich sei die Idee des Brückenpraktikums allerdings, „die Teilnehmer an andere Firmen weiterzuvermitteln. Wir wollen die sehr gute Atmosphäre unter unseren Beschäftigten erhalten und keine Gruppe bevorzugen oder benachteiligen.“

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In Baden-Württemberg sind bisher 2283 Flüchtlinge erwerbstätig oder in Ausbildung. Das sind rund 6,5 Prozent derjenigen, die aufgrund ihres Statuts arbeiten dürfen.