Christian Lumm, Ingenieur bei der Firma geoEnergie, bei seinen Erläuterungen der Bohrabläufe auf dem Exerzierplatz der früheren Mangin-Kaserne in Villingen. Foto: Sebold

Die Entwicklung des Konversionsgeländes Oberer Brühl auf dem Areal der ehemaligen Mangin-Kaserne in Villingen schreitet voran.

VS-Villingen - Das städtische Grünflächen- und Tiefbauamt hat im Zusammenhang mit einer Machbarkeitsstudie zur Gewinnung von Erdwärme für das geplante Wohnquartier eine Probebohrung auf dem Exerzierplatz in Auftrag gegeben, die jetzt im Juni erfolgen wird. Erste Ergebnisse sollen dann noch vor den Sommerferien vorliegen.

"Die Bevölkerung sowie die Anwohner sollen über die erzielten Ergebnisse mit weiteren Informationsveranstaltungen auf dem Laufenden gehalten werden", so die Amtsleiterin des Grünflächen- und Tiefbauamtes, Silvie Lamla. Durch die Probebohrung soll grundsätzlich festgestellt werden, ob die geologischen Verhältnisse tatsächlich geeignet sind, die auf dem Areal neu entstehenden Mehrfamilienhäuser sowie die städtischen Einrichtungen nachhaltig mit Erdwärme zu versorgen.

Info-Veranstaltungen

Das Grünflächen- und Tiefbauamt hatte deshalb vor Beginn der Probebohrung zu einer ersten Info-Veranstaltung vor Ort, auf dem Exerzierplatz eingeladen. Ein Vertreter der bohrausführenden Planungsfirma geoEnergie aus dem sächsischen Freiberg stellte sich dabei den zahlreichen Fragen von Anwohnern und gab einen ausführlichen Überblick über den sogenannten Geothermal-Response-Test sowie über den Ablauf der anstehenden Testbohrung. "Bei der geplanten Testbohrung handelt es sich um eine Tiefenbohrung bis in eine Tiefe von maximal 350 Metern und stellt somit einen Eingriff in die Oberflächengeothermie dar." Christian Lumm, verantwortlicher Ingenieur des Planungsbüros, konkretisierte damit den Eingriff in die vorhandenen geologischen Schichten.

Voraussetzungen sind gut

Die geologischen Voraussetzungen auf dem Konversionsareal seien gut, könnten aber erst mit einer Testbohrung sicher bewertet werden. "Wir werden nach 75 Metern auf Granit treffen, der bis in eine Tiefe von 1200 Metern reicht. Über dem Granit befindet sich weitgehend spannungsfreies Grundwasser sowie lockere Gesteinsschichten." Christian Lumm wies darauf hin, dass bei der anstehenden Bohrung die seit dem Jahr 2011 geltenden "Leitlinien zur Qualitätssicherung von Erdwärmesonden" des Ministeriums für Klima, Umwelt und Energiewirtschaft Baden-Württemberg zur Verhinderung von Schäden aufgrund der Errichtung und des Betriebs dieser Anlagen, eingehalten werden.

VS kein Versuchskaninchen

"Villingen-Schwenningen ist kein Versuchskaninchen. Solche Erkundungsmaßnahmen sind eben einfach notwendig, um den geologischen Aufbau genau kennen zu können", so der Ingenieur. Solche Arten von Bohrungen seien zudem schon tausendfach in Deutschland durchgeführt worden.

Exerzierplatz nahezu ideal

Sollte die Testbohrung die gewünschten geothermischen Werte bestätigen, dann sei der Exerzierplatz die ideale Fläche, um auf dem Konversionsareal die Wärmeversorgung der entstehenden Quartiere mittels Erdwärme zu versorgen. Der Ingenieur stellte aber auch in Aussicht, dass die Gewinnung von Erdwärme nicht auf den Exerzierplatz beschränkt bleiben muss. "Der Exerzierplatz bietet sich aber im Moment als zentrales Feld für ein solches Vorhaben an."

Fragen der Bürger

Bei den Fragen von Anwohnern lag der Schwerpunkt auf den Besorgnissen über den durch die Bohrung entstehenden Baulärm, möglichen Erderschütterungen oder möglicher Beschädigungen der Erdschichten und Grundwasserverunreinigungen. "Die Bohrung wird etwa drei Tage andauern und es wird der übliche Baulärm durch den Kompressor wahrnehmbar sein", so Christian Lumm auf die Frage eines besorgten Anwohners. Auch leichte Erschütterungen des Bodens könnten durch die Bohrung verursacht werden. ergänzte der Ingenieur.

Keine Probleme mit Grundwasser

Das Bohrloch wird einen Durchmesser von 168 Millimeter haben und wird nach und nach mit einer Bohrlochhülse gesichert. "Probleme mit dem Grundwasser sind nicht zu erwarten, da wir außerhalb der angrenzenden Wasserschutzgebiete liegen", so der Ingenieur. Sollte die Testbohrung erfolgreich verlaufen und der Wärmegrad wie erwartet positiv ausfallen, soll einer weiteren Fortführung der Planung zu einer nachhaltigen Wärmegewinnung nichts mehr im Wege stehen.