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Nach Verletzungspause: Georg Niedermeier kehrt als VfB-Profi und als Kassenwart zurück.

Stuttgart - Die Saison für Georg Niedermeier war bisher eine zum Vergessen. Ermüdungsbruch in der Vorbereitung, schuften für die Rückkehr, noch kein Einsatz. Jetzt naht das Comeback - und die VfB-Mannschaftskasse hat ihren Hüter wieder.

Herr Niedermeier, Ihre Rückkehr steht bevor, gegen den FC Augsburg sollen Sie Maza in der VfB-Innenverteidigung ersetzen. Sind Sie bereit für Ihr Saisondebüt?

Absolut. Ich habe hart trainiert und bin seit 19. Oktober wieder im Mannschaftstraining. Meine Laktatwerte sind top - ich will mit meiner Zweikampfstärke dazu beitragen, dass wir gegen Augsburg drei Punkte holen. Ich will mich wieder ans Team herankämpfen - Konkurrenzkampf tut uns auch in der Abwehr gut. Ich bin froh, dass meine Leidenszeit vorbei ist.

Ermüdungsbruch im Oberschenkel, Reha, Kraftraum, warten auf die Rückkehr.

Genau. Es war sogar schon so weit, dass mich unser Konditionstrainer Christos Papadopoulos mal für ein paar Tage zu meiner Familie nach München heimgeschickt hat. Er hat gemerkt, wie frustriert ich zwischendurch war.

Sie, der Musterprofi, der fast jeden Tag Extraschichten einlegt, hatte genug vom Training?

Irgendwann konnte ich den Kraftraum nicht mehr sehen. Fußball ist mein Leben. Wenn du wochenlang nicht mehr auf dem Platz stehst und nur Reha-Übungen oder Aqua-Jogging im Schwimmbad machst, geht es irgendwann nicht mehr. Papadopoulos hat das gespürt. Dann hat er mir Gott sei Dank ein paar Tage freigegeben. Und ich bin mit neuem Elan zurückgekehrt.

Was hat Sie denn so wütend gemacht?

Das Problem an meiner Verletzung war, dass ich die Fortschritte nie gespürt habe. Anders als bei einem Bänderriss merkt man es bei einem Ermüdungsbruch nicht, wie weit man ist. Man hat wenig Schmerzen, und es schwillt auch nichts ab. Da muss man immer auf die Bilder aus der Kernspintomografie warten. Die habe ich alle zwei Wochen gemacht und sehnlichst auf Fortschritte gewartet. Das zehrt an den Nerven.

Wie kam es überhaupt zum Ermüdungsbruch?

Beim Vorbereitungsspiel gegen die Stuttgarter Kickers bekam ich einen Schlag aufs Knie, danach hat sich ein Knochen-Ödem (Ansammlung von Flüssigkeit, d. Red.) gebildet. Am Tag nach dem Spiel sind wir ins Trainingslager gefahren. Da hatte ich zunächst keine Probleme. Dann traten Schmerzen auf, dennoch habe ich trainiert.

Zum Geldeintreiben braucht's Standfestigkeit

Aus heutiger Sicht ein Fehler?

Das kann man vielleicht sagen. Ich wollte unbedingt dranbleiben und war ja auf dem besten Weg, meinen Stammplatz aus der Rückrunde zu verteidigen. Das Ödem hat dann den Ermüdungsbruch bedingt. Ich hätte im Trainingslager eine Pause gebraucht. Ich muss mich da auch an die eigene Nase fassen. Ich war vielleicht in diesem Moment zu ehrgeizig.

Gibt es Vorwürfe an die VfB-Ärzte? Die hätten Sie ja vielleicht bremsen können.

Überhaupt nicht. Sie haben mir gesagt, dass es nach jedem Spiel viele Profis gibt, die ein Knochen-Ödem davontragen. In den allermeisten Fällen ist das aber völlig unproblematisch. Das wird gar nicht weiter untersucht. Ausgerechnet bei mir hatte es aber fatale Konsequenzen.

Kurz nach dem Trainingslager wussten Sie aber noch nichts vom Ermüdungsbruch.

Stimmt. Die Schmerzen ließen aber nicht nach. Ich war gerade in der Stadt etwas essen, als der Doc mich anrief und sagte, ich solle schnell vorbeikommen. Ein paar Stunden später habe ich mich mit Krücken verabschiedet und musste nach Hause chauffiert werden. Du darfst das Bein ja wochenlang gar nicht belasten. Es war fürchterlich.

Jetzt ist die Leidenszeit vorbei - und die VfB-Mannschaftskasse hat ihren Hüter zurück.

Das wird auch Zeit (lacht). Der Martin Harnik hat mich vertreten - und als ich zurückkam, habe ich gemerkt, dass nicht so viel Geld in der Kasse ist als normal. Dem Martin hat da wohl ein bisschen das Durchsetzungsvermögen und die Standfestigkeit beim Geldeintreiben gefehlt (lacht). Richtig Spaß hatte er an der Aufgabe wohl nicht. Er ist froh, dass ich wieder da bin. Jetzt herrscht wieder Disziplin und Ordnung.

Für was müssen die Profis so alles bezahlen?

Neulich haben wir nach dem Training die Bälle volley aufs Tor geschossen. Da haben wir gesagt, dass derjenige, der die Kugel über den Fangzaun drischt, ein Frühstück für die Truppe ausgeben muss.

Und?

Am nächsten Morgen gab es allerlei süße Leckereien in der Kabine.

Und von wem?

Es war ein Stürmer - mehr wird nicht verraten (lacht).