Rektor Tim Carstens blickt auf intensive Umbau- und Umstrukturierungsmaßnahmen an den Georg-Müller-Schulen in Schwenningen. Foto: Mareike Kratt

Die Georg-Müller-Schulen in Schwenningen erstrahlen mit Neubau im frischen Glanz – und boomen. Trotzdem musste vielen Schulbewerbern eine Absage erteilt werden. Warum?

Eigentlich hat die private christliche Grund- und Realschule bisher ganz unscheinbar an ihrem Standort an der Eichendorffstraße im Industriegebiet Dickenhardt gewirkt. Doch spätestens seitdem im Jahr 2021 zwei angrenzende ehemalige Fabrikgebäude gekauft wurden, um die Schulen zu erweitern, hat sich auch ihr Erscheinungsbild verändert.

 

„Es ist von allen Seiten viel geleistet worden“, blickt Tim Carstens, seit 2021 Rektor der Georg-Müller-Schulen, zurück. Im Laufe der vergangenen drei Jahre sind die Gebäudebereiche rechts vom Eingang auf den Schulhof entkernt und umgebaut worden.

Neue Lernmodelle

Und zwar nach einem ganz bestimmten Schulkonzept, das peu-à-peu weg möchte vom typischen Klassenraumprinzip: Auf den den drei Stockwerken, die überwiegend für die Realschüler bestimmt sind, erstreckt sich ein sogenanntes Lernbüro für ruhiges, konzentriertes Arbeiten, ein offenes Lernatelier, in dem im Flüsterton gesprochen wird, sowie die Lernlandschaft für Gruppenarbeitsphasen der Neunt- und Zehntklässler.

Die neuen Lernmodelle sind bereits im Einsatz, und der Neubau kann seit vergangenem Jahr zum Teil genutzt werden, erklärt Tim Carstens. Ebenso befinden sich hier verschiedene neue Fachräume, während im Erdgeschoss Platz für zwei zusätzliche Grundschulklassen geschaffen wurde. Mit einer kompletten Fertigstellung der Stockwerke, in dessen obersten auch eine neue Mensa eingerichtet wurde, rechnet er bis Ende des Jahres. Unter anderem soll außerdem die Ganztagsbetreuung in den neuen Gebäudeteil ziehen.

Schülerzahl gestiegen

Der Schulleiter kann jetzt schon bilanzieren: „Das Haus ist weitläufiger geworden“. Während die Realschule derzeit noch einem strukturellen Entwicklungsprozess steckt, hat sich in der Grundschule schon in den vergangenen Jahren einiges getan – von Schule, Schulträger sowie Förderverein sei viel investiert worden. So sei auch die Schülerzahl mehr als verdoppelt worden. 166 Grundschüler sind in diesem Schuljahr auf sieben Klassen aufgeteilt – außer der vierten sind inzwischen alle Stufen zweizügig.

Aus einem Fabrikgebäude ist der Anbau für die Georg-Müller-Schulen geworden, der bald komplett fertig saniert ist. Im Dachgeschoss befindet sich etwa die neue und größere Mensa. Foto: Mareike Kratt

Und dennoch muss Tim Carstens zugeben: „Wir mussten im letzten Jahr Absagen schreiben ohne Ende“. Zwischen 40 und 50 Prozent der Bewerber hätten nicht aufgenommen werden können – aus Platzgründen.

Die Sache mit dem Platz

Wenngleich der Schulleiter die Absagen bedauert, sind sie bewusst gewählt: Theoretisch könnte man auch drei Klassen pro Jahrgang in das Gebäude „stopfen“, „das ist aber nicht das, was wir wollen“, erklärt er. „Jeder Schüler soll genügend, soll seinen Platz haben.“

Derweil konnte das künstlerisch-musische Profil der Grundschule verstärkt werden, zeigt sich der Schulleiter dankbar gegenüber zwei neuen Kooperationspartnern. Durch eine Kooperation mit der Musikakademie wurden Streicherklassen sowie Chorunterricht ins Leben gerufen. Durch eine Kooperation mit dem Akkordeonverein Blau-Weiß Villingen-Schwenningen können die Dritt- und Viertklässler Melodica lernen.

Kein Kindergarten

Die ursprünglichen Pläne, neben Grund- und Realschule auch einen Kindergarten zu bauen, um das christliche Profil mit seinen Normen und Werten den Kindern von klein auf zu vermitteln, mussten derweil ad acta gelegt werden, berichtet Tim Carstens. „Als privater Träger sehen wir nicht die Möglichkeit.“ Den Fokus auf Erziehung, Bildung und Entwicklung möchte man dennoch nicht außer Acht lassen, in den kommenden Wochen starten pädagogische Themenabende und Workshops, die sich gezielt an Schülereltern und Schulinteressenten richten.

Auch wenn die Umbau- und Umstrukturierungsmaßnahmen noch nicht ganz abgeschlossen sind, ist der Georg-Müller-Schulrektor mit dem jetzigen Stand der Schule zufrieden. Vor allem hebt er die gute Schulgemeinschaft und das Miteinander von kleinen und großen Schülern hervor.

Aus einem Workshop ist die Gestaltung der Schulfassade mit Graffiti hervorgegangen. Der Künstler ist derzeit in den Endzügen. Foto: Mareike Kratt

Man merke, dass es sowohl für Grund- als auch Realschule mehr Interessenten gebe und die private Schule in aller Mund ist. „Wir hatten kein richtiges Gesicht, sind aber inzwischen als Schule erkennbar geworden.“

Graffiti-Projekt

Rein äußerlich mag das auch an der neuen und auffälligen Fassadengestaltung liegen: Ein Graffiti-Künstler hat im Zuge eines Workshops zusammen mit den Schülern Ideen für die Gestaltung des Durchgangs sowie des Atriums entwickelt und ist derzeit in den Endzügen seiner Graffitis. Die Schüler haben sich zudem durch Handabdrücke an der Schulfassade verewigt.

Die Georg-Müller-Schulen

Das Profil
Die Privatschule sieht sich als christliche Bekenntnisschule in freier Trägerschaft mit einer Grundschule und einer Realschule. Als staatlich anerkannte Ersatzschule setzt sie die staatlichen Bildungspläne um und vergibt reguläre Abschlüsse. 28 Lehrer unterrichten hier ebenso wie Lehramtsanwärter.

Tag der offenen Schule
Am Samstag, 18. Oktober, laden die Georg-Müller-Schulen zu Hausführungen und einem bunten Programm ein. In den darauffolgenden Wochen finden sogenannte Kennenlerngespräche mit den neuen Schulbewerbern statt. Diese sind im Grundschulbereich ebenso Voraussetzung für eine Schulaufnahme wie ein Bewerbungsbogen, der Kindergarten-Beobachtungsbogen und das Ergebnis der Einschulungsuntersuchung. Rektor Tim Carstens geht davon aus, dass die Klassen für das Schuljahr 2025/26 bereits im November voll belegt sind.