Ist da eine Geocaching-Box unter die Brücke gesteckt? Redaktionsvolontär Thomas Rahmann hat sich auf die Suche nach Geocaches in Nagold gemacht. Foto: Rahmann

Geocaching ist eine Art digitale Schnitzeljagd. Bevor es Smartphones gab, suchten Geocacher mit dem GPS-Gerät kleine Boxen mit Logbüchern oder kleinen Tauschboxen. Mit dem Smartphone geht es noch einfacher. Unser Redaktionsvolontär machte den Selbstversuch.

Geocaching ist so etwas wie eine moderne Schnitzeljagd, bei der Cacher mithilfe von Smartphone oder GPS-Gerät beispielsweise kleine Boxen finden können, in denen sie sich in ein Logbuch eintragen und manchmal auch kleine Überraschungen herausnehmen und hineinlegen können.

 

Die Tourismus GmbH Nördlicher Schwarzwald bietet mit „Geoforest“ in Nagold und Wildberg mehrere sogenannte Geocaches an, die auch auf der offiziellen Seite Geocaching.com gelistet sind. Die Caches, die in Nagold und Wildberg angeboten werden, sind alle sogenannte „Multis“, das heißt, dass es bis zum Ziel mehrere Stationen sind.

Als Einstieg sind „traditionelle“ Caches sicher einfacher, da die GPS-Daten einen direkt an den Zielort führen – den Cache dort zu finden, ist trotzdem manchmal noch schwierig genug, wovon ich mich im Selbstversuch überzeugen konnte.

Vorbereitung auf das Geocaching

Die Vorbereitungen sind noch relativ einfach. Ich habe mich kostenlos auf geocaching.com angemeldet und die App „c:geo“ heruntergeladen, die ich dann mit meinem geocaching.com-Konto verknüpft habe. Schon sehe ich auf der Nagolder Landkarte viele kleine Punkte mit unterschiedlichen Symbolen aufploppen: ein dunkelblauer Kreis mit einem Fragezeichen, ein orangener Kreis mit zwei Boxen darin, ein grüner Kreis mit einer Box und einige andere. Ich bin fasziniert: So viele Menschen haben in Nagold quasi ehrenamtlich einen Cache erstellt und betreuen diesen auch.

Klein-Venedig

Ich tippe auf einen grünen Kreis mit einer Box darin – denn das sind die traditionellen Caches, die mich direkt zum Ziel führen sollen. Ein solcher Cache liegt ganz in der Nähe unserer Redaktion – in der Kreuzertalgasse beim dort durchlaufenden Bach. Der Cache von User Wallne heißt „Klein Venedig“. In der Beschreibung lese ich: „Schaut euch mal genau die Häuser an, fühlt ihr euch nicht ein wenig wie in Venedig, die bunten Fassaden, die kleinen Balkone und die Rundbögen?

So können Logbücher aussehen: Geocache-Ersteller „Wallne“ sagt, die Kreuzertalgasse sehe mit ihren Torbögen, den bunten Fassaden und dem Bach aus wie „Klein-Venedig“. Foto: Rahmann

In den Details zu „Klein-Venedig“ stehen einige nützliche Infos zu jedem Cache – dass er zu jeder Zeit und auch mit dem Kinderwagen erreichbar ist, Hunde erlaubt sind und suchende Cacher heimlich vorgehen sollen.

Achte auf uneingeweihte „Muggel“

Diesen Hinweis finde ich oft in Details und Beschreibungen von Geocache-Erstellern – manchmal schreiben sie: „Achtet auf Muggel!“ Den Begriff „Muggel“ dürften die meisten aus Harry Potter kennen – Menschen, die nicht zaubern können, nicht eingeweiht sind und keine Kenntnis über die Zauberwelt haben. Im Geocaching-Universum bezeichnet der Begriff „Muggel“ Ähnliches: Menschen, die Geocaching nicht kennen und daher eventuell kein Verständnis dafür haben. Diese Warnungen sollen also – besonders in belebten Straßen – vorbeugen, dass Unkundige die Geocaching-Boxen wegnehmen, zerstören oder wegschmeißen.

Es ist Nachmittag, ich drehe mich immer wieder herum, ob mich jemand beobachtet, suche im Busch, unter den Brückchen, hinter dem Regenabflussrohr – und finde das kleine versteckte Gefäß nicht, indem sich ein Logbuch befindet. Vermutlich macht mich mein ständiges Umherschauen, dass auch niemand schaut, gerade auffällig.

Scheitern und Beharrlichkeit

In der Beschreibung finde ich ein Hinweisfeld, darunter ein Buchstaben-Kauderwelsch. Ich klicke auf die Buchstaben und es erscheint ein Satz: „Ich habe was im Köpfchen, damit unsere Stadt sauber bleibt.“ Ich habe was im Kopf – eine Anspielung auf das Weiterbildungszentrum in der Gasse? Oder ist die saubere Stadt eine Anspielung auf die öffentliche Mülltonne? Nach weiterem Suchen gebe ich vorerst auf – um das Aufgeben zu lernen, scheint mir Geocaching prima geeignet zu sein.

In einem kleinen PET-Rohling befindet sich oft ein aufgerolltes Logbuch. Foto: Rahmann

Doch der Ehrgeiz packt mich, ich gehe nochmals an die Stelle, nehme eine Freundin als Unterstützung mit – und siehe da, wir werden fündig. Das also ist mit dem Köpfchen für die saubere Stadt gemeint...

Der Webcam-Cache

Ein weiterer Cache befindet sich in der Marktstraße, doch mit einem ganz anderen, etwas ungewöhnlichen Konzept – es ist ein Webcam-Cache. In der Marktstraße befindet sich eine Webcam der Stadt Nagold, die alle zwei Minuten ein Bild schießt, das online neu hochgeladen wird. Die Aufgabe des Caches ist, mich auf der Webcam ablichten zu lassen und im digitalen Logbuch ein Foto von der Webcam-Seite der Stadt Nagold hochzuladen – mit einer Kennzeichnung, wer der darauf abgebildeten Personen ich selbst bin.

Volontär Thomas Rahmann lässt sich von der Webcam in der Marktstraße ablichten, um den Webcam-Cache zu bestehen. Foto: Screenshot Webcam der Stadt Nagold

Nachdem wir den Bereich im realen Leben wiedererkannt haben, den die Nagolder Webcam ablichtet, stehe ich mit meiner Mit-Cacherin in der Marktstraße herum – wir schauen immer wieder aufs Smartphone, ob wir schon „online“ sind. So ist es nicht verwunderlich, dass ich auf dem Webcam-Foto offensichtlich auf mein Smartphone gaffe. Der Cache ist jedenfalls erfolgreich abgeschlossen.