Bei der Tour durften die Weine von den Gästen auch probiert werden. Foto: Decoux

46 Teilnehmer lernten bei der kombinierten „Stadtführung mit Erlebnisweinprobe“ neben der Ettenheimer Historie auch die Geschichte des Weinanbaus in der Rohan Stadt kennen. Dabei durften die Weine von den Gästen auch probiert werden.

Die 46 Teilnehmer der Stadtführung mit Weinprobe, darunter viele Auswärtige, wurden in zwei Gruppen aufgeteilt. Diese wurden von den kundigen Stadtführerinnen Stefanie Weinacker und Heike Labusga durch Ettenheims barocken Altstadtkern mitsamt Gassen und Winkeln gelotst. Gestartet wurde am Rathaus-Bärenbrunnen, natürlich gleich mit erster dosierter Geschichtseinführung. Etwa zum 30-jährigen Krieg, der 1637 zum vollständigen Niederbrennen der bis dato mittelalterlich erhaltenen Stadt führte.

 

Schon nach kurzem Aufstieg Richtung Pfarrhof wartete Joachim Jäger auf die Teilnehmer, kredenzte in einem erhaltenen Keller – wenngleich dort wohl nie Weinfässer lagerten – einen spritzig-fruchtigen Noblesco-Secco seines Weingutes. Vorbei am Palais Rohan des zwangsexilierten Halsbandaffären-Bischofs ging‘s zum benachbarten ehemaligen Lager- und später Gefängnisturm weiter. Dort servierte Andreas Bieselin einen vom Heuberg stammenden vorjährigen halbtrockenen Riesling Blatt seines Gutes mit reinen Aromen: „Jeder darf was anderes heraus riechen“, so der Winzer.

Von saurem Wein bis zur heutigen Qualität

Unterwegs wurden die beiden Stadtführerinnen gezielt auch spezielle Informationen zur über tausendjährigen Weinbaugeschichte Ettenheims los. Etwa, dass in Ettenheim gleich nach der Römerzeit schon Reben wuchsen, deren Endprodukte allerdings noch bis nach dem Mittelalter als „saure Brühe“ galten und etwa mit Honig gesüßt werden mussten, bevor sie verzehrt werden konnten.

Dennoch wurde schon um 1300 herum erster Rotwein in Fässer gefüllt – vermutlich damals ebenfalls noch ziemlich herb ausfallend. Mittelalterliche Klöster – auch das in Ettenheimmünster – sorgten später für Wein-Terassenanbau mit Trockenmauern und profitierten vom „Zehntwein“ als Zwangsabgabe für eine wichtige Einnahmequelle der herrschenden Adels-Oberschicht. Diese musste sogar bis 1833 abgegeben werden.

In einem Schreiben an den Stadtrat von Straßburg von 1503 ist auch eine Ettenheimer Zunft der „Baurlütt und Reblütt“ schon erwähnt. Deren Zunftlade wird heute in Ettenheimweiler verwahrt.

In der östlichen Ringstraße als idyllischem Quartiers-Relikt an der ehemaligen Grenzmauer erwartete Claudia König die Stadt-Weinwanderer vor ihrem Elternhaus.

Ehemalige Weinprinzessin empfängt die Besucher

Sie ist als charmante badische Weinprinzessin von 2001 und 2002 – unter ihrem Mädchennamen Nägele – noch immer bestens im Städtle bekannt. Zum Ausschank kam dort ein trockener Grauburgunder der Winzergenossenschaft Münchweier-Wallburg-Schmieheim. Wer wollte, konnte da sogar Petersilie- und Schnittlaucharomen heraus riechen. Dazu reichte Familie König Speck-Käseküchlein und Bauernbrot mit Kräuterbutter zur Stärkung der Stadtwanderer für deren letzte Wegstrecke.

Diese führte zum Prinzengarten-Park mit seinem Gartenhäuschen. Dort verbrachte bekanntlich Prinzessin Charlotte Rohan-Rochefort mit dem ebenfalls wegen der Revolution hierher geflüchteten Herzog von Enghien manches Schäferstündlein in der Liebeslaube. Gleich daneben erfreute Michael Weber abschließend mit einem trockenen Sauvignon Blanc von seinem Weingut am Offental, bevor sich die durchgehend ob der Eindrücke begeisterten historischen Weinwanderer auf ihre Heimwege begaben.

Weitere Führungen in Ettenheim

Ettenheim ist nach der fast völligen Zerstörung im Jahre 1637 als Barockstadt wiedererstanden. Das heutige Stadtbild ist das Ergebnis einer nahezu 150-jährigen Bautätigkeit. Weitere Führungen durch die Stadt werden unter www.ettenheim.de/stadtfuhrungen angeboten.