Der Präsident des Baden-Württembergischen Genossenschaftsverbands, Roman Glaser, fordert ein Ende der Niedrigzinspolitik der Europäischen Zentralbank. Foto: BWGV

Die Kunden der Volks- und Raiffeisenbanken sollen wegen der Zinspolitik der Europäischen Zentralbank nicht zur Kasse gebeten werden. Dies erklärte der Präsident des Baden-Württembergischen Genossenschaftsverbands, Roman Glaser.

Stuttgart - Die Volks- und Raiffeisenbanken in Baden-Württemberg werden von ihren Kunden keine Strafzinsen für Gelder auf ihren Konten verlangen. Dies sagte der Präsident des Baden-Württembergischen Genossenschaftsverbands, Roman Glaser. Bei seinen Gesprächen mit Vorständen der Volksbanken im Lande habe kein einziger für Strafzinsen plädiert, berichtete Glaser. Die Niedrigzinspolitik der Europäischen Zentralbank (EZB) sei „eine Enteignung unserer Kunden“ und müsse schnellstens beendet werden.

Die Ertragslage der südwestdeutschen Genossenschaftsbanken sei trotz der Niedrigzinspolitik „zufriedenstellend“, sagte Glaser. Zwar ging der Zinsüberschuss um 1,8 Prozent auf 2,85 Milliarden Euro zurück, der Provisionsüberschuss stieg allerdings um 6,9 Prozent auf eine Milliarde Euro. Unter dem Strich blieb ein um 18 Prozent auf 480 Millionen Euro gestiegener Jahresüberschuss. Keine Volks- und Raiffeisenbank in Baden-Württemberg schreibe rote Zahlen, sagte Glaser. Auch für das laufende Jahr zeigte sich der Genossenschaftspräsident optimistisch.

Hohe Nachfrage nach Baukrediten

Die Einlagen der Kunden stiegen trotz der EZB-Politik um 3,8 Prozent auf 119,2 Milliarden Euro. Die an die Kunden vergebenen Kredite erhöhten sich 2017 um 5,7 Prozent auf 96,3 Milliarden Euro. Davon wurden 36,8 Milliarden an Unternehmen und 57,5 Milliarden an Privatleute vergeben. Der Haupttreiber für die gestiegenen Privatkredite war nach den Angaben von Glaser der Wohnungsbau.

Durch Fusionen sank die Zahl der Genossenschaftsbanken 2017 um ein gutes Dutzend auf 180 derartige Geldinstitute. Mit einem ähnlichen Rückgang rechnet Glaser auch in diesem Jahr. Die Zahl der Mitglieder bei den Banken ist im vergangenen dagegen um 22 000 auf 3,75 Millionen gestiegen. Dies ist rund eine halbe Million mehr als noch vor zehn Jahren.

Gegen Europäischen Risikofonds

Mit scharfen Worten wandte sich Glaser gegen die Pläne der EU-Kommission für eine Vergemeinschaftung der Einlagensicherung in der Eurozone. Damit müssten die Genossenschaftsbanken sowie ihre Kunden für andere Banken mit teilweise riskanten Geschäftsmodellen haften, kritisierte der Genossenschaftspräsident. Zudem sei ein solcher Schritt nicht erforderlich, da die bundesweite Sicherungseinrichtung der Genossenschaftsbanken funktioniere. In der eigenen Gruppe gehe die Absicherung sogar „weit über die staatlich garantierten 100 000 Euro hinaus“.

„Überhaupt nichts“ hält Glaser von Überlegungen, Bargeld abzuschaffen und nur noch online oder mit Karte zu bezahlen. Kunden müssten selbst entscheiden können, welches Zahlungsmittel sie bevorzugten und bräuchten keine Vorschriften. Zudem machten elektronische Zahlungsmittel die Kunden auch transparenter.