Oberbürgermeister Florian Kling (von links) mit dem ausgeschiedenen Sportleiter Willi Schwab, dem neuen Vorsitzenden Armin Kober, Roswitha und Jürgen Bauer sowie den neuen Ehrenmitgliedern Claus Keck und Reinhard HackiusFoto: Kraushaar Foto: Schwarzwälder Bote

Generationswechsel: Vorsitzender Jürgen Bauer, Spielleiter Willi Schwab und Wirtschaftsleiter Gerd Roller scheiden aus Vorstand aus

Ein emotionaler Generationswechsel: Mit dem Vorsitzenden Jürgen Bauer, Spielleiter Willi Schwab und Wirtschaftsleiter Gerd Roller haben gleich drei Urgesteine des 1. FC Altburg ihre Ämter abgegeben. Das Trio hatte sich im vergangenen Vierteljahrhundert in außerordentlicher Weise engagiert.

Calw-Altburg. Um 23.06 Uhr ging im Vereinsheim des 1. FC Altburg eine der emotionalsten, der längsten und mit am besten besuchten Mitgliederversammlungen der jüngeren Vereinsgeschichte zu Ende. "So viele Besucher habe ich noch nie erlebt", zeigte sich Vorsitzender Jürgen Bauer beeindruckt.

"Drei Monate Stillstand wurden durch sieben Monate ohne Vereinsleben 2021 noch getoppt, das gab es meines Erachtens noch nie", startet Bauer in seinen letzten Bericht. "Welche Auswirkungen das auf den Verein haben wird, werden wir erste in einigen Monaten, vielleicht Jahren sehen."

Den Stillstand hat der Verein genutzt, die Renovierung des Kunstrasenplatzes voranzutreiben. "Im Mai wurden die letzten Arbeiten erledigt, jetzt haben wir wieder einen tollen Ausweichplatz", berichtete der Vorsitzende. Coronabedingt musste die Umrüstung der Flutlichtanlage auf LED-Leuchten verschoben werden, aber so Bauer: "In zwei, drei Monaten wird sich unser Kassier über niedrigere Stromkosten freuen dürfen."

Sportlich steht die zweite abgebrochene Saison in Folge in den Büchern, aber auf Grund des Sieges im letzten Spiel beim VfL Herrenberg ist der 1. FC Altburg auf der offiziellen DFB Vereinsseite als Meister der Bezirksliga 2020/ 21 nachzulesen.

Höhepunkt in einem "wirtschaftsarmen Jahr" war der Schnitzel-to-go-Tag. "Der hat alle Erwartungen übertroffen; über 300 Bestellungen wurden abgearbeitet, die gleiche Zahl mussten wir aus Kapazitätsgründen absagen", berichtete Bauer.

"Da niemand wusste, wie es mit der Pandemie weitergeht, haben wir das Jubiläumsfest 2021 erneut abgesagt und wollen das als Sommerfest 2022 ein letztes Male versuchen, der dazu gehörende Festakt wird jedoch endgültig gestrichen", blickte Jürgen Bauer auf die leidvolle Geschichte 100 Jahre 1. FC Altburg.

Materialseite verdoppelt

Auch der für das Frühjahr geplante Bau der Terrassenüberdachung musste gestreckt werden. "Dazu hatten wir zu einer Spendenaktion aufgerufen und die ist mit rund 10 000 Euro an Spenden zu einem überwältigenden Erfolg geworden." Dank denen konnte Michael Roller in seinem Kassenbericht ein gutes Plus verzeichnen, aber der Wermutstropfen folgte auf dem Fuße: Die Kostenkalkulation habe sich inzwischen auf der Materialseite auf rund 20 000 Euro verdoppelt.

"Wir haben uns vom Abstiegskandidat zu einem Mitbewerber um die Meisterschaft entwickelt", sagte Willi Schwab zur sportlichen Situation. Stolz zeigte sich der Spielleiter, dass er in seiner langen Laufbahn nur drei Trainer "verschlissen" habe. Aktuell geht Benjamin Barg in sein fünftes Jahr. Neu an seiner Seite ist Michael Frey als Co-Trainer für den scheidenden Markus Zündel. Auch Timo Mast (vier Jahre Trainer FC Altburg II) und Enver Celic (Ex-Trainer vom aufgelösten FC Altburg III) würden aufhören.

"Keine Aktivitäten, alles auf Null" – die Ausführungen von Jugendleiter Bernd Gengenbach in Sachen Zugriff auf die Jugend, auf Trainer und Betreuer ließen erahnen, was auf die Fußballvereine nach der Pandemie zukommt. Dass sich die vereinseigene Fußballschule im dritten Jahr positiv entwickelt hat, erscheint da wie ein Tropfen auf einen heißen Stein.

Oberbürgermeister Kling ging gleich offensiv auf die Vorgeschichte des abgesagten Jubiläumsfests ein. "Es tut mir unglaublich leid, dass ich 24 Stunden vor dem Festakt in Absprache mit Landrat Helmut Riegger den Stecker ziehen musste und der Böse war", entschuldigte sich Kling. Inzwischen hatten sich die Wogen geglättet, man habe nicht nur beim Thema Kunstrasen eine gute Zusammenarbeit entwickelt. "Sie waren damals neu im Amt, mit der Erfahrung von heute würden Sie vielleicht anders entscheiden", zeigte Bauer im Nachhinein Verständnis. Der Oberbürgermeister hatte im Nachtrag auf das Jubiläum einen Scheck von der Stadt Calw mitgebracht, Lothar Keck überbrachte ebenfalls einen Scheck und die nachträglichen Glückwünsche der Altburger Vereine.