Chris Krömer drehte mit seiner Großmutter zahlreiche Videoclips. Jetzt, da sie gestorben ist, denkt der Enkel viel darüber nach, was die Generationen voneinander lernen können. Foto: Verlag

Chris Krömer ist der Kerl mit den zwei Augenfarben, der mit Oma Lissi auf Instagram, der von TikTok, der Typ, der immer lacht, immer Hunger hat und ohne Sport nicht auskommt. Und er hat seiner Oma mit dem Buch "Mir doch woschd" eine zauberhafte Liebeserklärung gemacht.

Eine Geschichte von einer ganz besonderen Beziehung zwischen (erwachsenem) Enkel und lebenserfahrener Oma, die 93 Jahre alt wurde. Wir haben mit Chris Krömer, Jahrgang 1994, gesprochen.

Ihre Oma ist Anfang des Jahres verstorben. Dürfen wir fragen, wie es Ihnen geht?

Mir geht es gut soweit, danke. Ich denke jeden Tag an sie und erinnere mich an die schöne Zeit, die wir hatten. Wir haben jeden Moment zusammen genossen und die letzten Jahre waren einfach ganz besonders. Es war und ist ein großer Verlust, dass Oma schon gehen musste. Doch sie hat mir an ihren letzten Tagen immer wieder gesagt, dass das Leben für mich weitergeht und ich nicht weinen soll. Alles ist gut wie es ist, meinte sie. Oma hat mir Kraft und Liebe für mein Leben geschenkt, die es mir möglich machen, mit einem Lächeln weiterzugehen und positiv nach vorne zu schauen und nicht in Traurigkeit zu versinken. Ihre Großmutter hatte keine Angst vorm Tod. Wie gehen Sie damit um?

Das stimmt. Sie hat mir immer gesagt, dass sie das selbst eh nicht bestimmen kann, wann der Tag kommt. Gerade im Zusammenhang mit meinem Buch, das ich letztes Jahr geschrieben habe, haben wir viel über ihre Einstellung zum Leben und den Tod gesprochen. Ich finde ihr Blick auf das Leben ist so wertvoll! Ich selbst genieße mein Leben im Hier und Jetzt und habe ebenso keine Angst vorm Tod. Warum auch?! Das Leben ist zu schön, um sich diese Sorgen und Gedanken zu machen.

Sie schreiben, dass Ihre Oma Lissi ihr Vorbild gewesen sei. Warum?

Meine Oma ist im Krieg in Armut aufgewachsen und hat schlimme Zeiten erlebt. Und trotzdem hatte sie immer ein Lächeln im Gesicht. Ich fand das so bewundernswert, dass ich unbedingt herausfinden wollte, wie sie so glücklich und zufrieden wurde. Sie hat immer gesagt, dass glücklich und zufrieden sein das Wichtigste ist. Nicht das Geld, Bekanntheit oder das Streben nach mehr. Ich finde diese Einstellung und alles was dahinter steckt so beeindruckend. Sie ist somit ein Vorbild für viele geworden. Mit Ihrem Buch haben Sie vielen Enkeln die Augen geöffnet und gezeigt, wie bereichernd es sein, Zeit mit den Großeltern zu verbringen. Würden Sie ein paar Reaktionen Ihrer Fans mit uns teilen?

Es ist einfach unglaublich. So viele Fans schreiben mir täglich, dass sie das Buch unglaublich bewegt und ihnen die Augen geöffnet hat, das Leben aus einer neuen Perspektive zu sehen. Es ist für viele eine Achterbahn der Gefühle. In manchen Kapiteln kommen vielen die Tränen und in anderen wird herzlich gelacht. Jeder verbindet seine eigene Geschichte und eigene Familie und Erlebnisse damit und somit entwickelt jeder eine eigene Bindung zum Buch. Ich bin einfach stolz, dass Omas Weisheiten so viel Positives bewirken und die alten Werte, die sie mir auch mitgegeben hat, wieder mehr Beachtung bekommen.

Ein Schlüssel zu Glück und Zufriedenheit sei auch die Rückbesinnung auf alte Werte. Lassen sich diese wirklich erfolgreich in unsere heutige Zeit pflanzen?

Sicher ja. Alte Werte sind heute wichtiger als je zu vor. Sie bringen Ordnung und eine positive Grundstimmung in die Gesellschaft, wenn man beispielsweise mehr aufeinander achtet und sich gegenseitig wertschätzt und unterstützt. Pünktlichkeit, Ordnung, Ehrlichkeit, Bescheidenheit oder Respekt – nur mal als Bespiel – sind alles Werte, die auch in unsere heutige Zeit passen und kein Relevanz verloren haben.

Ihre Oma brauchte nicht viel, um glücklich zu sein. Wie ist es das bei Ihnen? Reicht da zuweilen auch ein Butterbrot?

Es geht Nichts über ein leckeres Butterbrot mit etwas Salz. Nein, Spaß bei Seite. Ich finde Bescheidenheit ist cool und man muss nicht, wie viele denken, immer übertreiben und das Beste, Größte, Teuerste oder Neuste haben, egal in welchen Lebensbereich. Gesundheit und ein starker Familienzusammenhalt sind mir wichtig und wenn wir verstehen, wie kostbar unsere Zeit im Hier und Jetzt ist – und wie wir diese sinnvoll nutzen können.

Apropos Butterbrot: In Punkto Ernährung sind Sie aber ganz anders gestrickt – zumindest wenn man Ihnen auf Insta folgt…

Essen ist wichtig und nichts geht über die gute alte Hausmannskost von Oma. Frisch zubereiten und kochen war schon immer gesünder, als irgendwelche Fertiggerichte. Wenn ich ein sportliches Ziel habe, kann man ganz viel schon allein durch die Ernährung erreichen. Zudem bin ich als Coach auch Vorbild für viele Menschen und möchte ihnen zeigen, wie schön das Leben ist, wenn man fit und aktiv ist und mit der Gesundheit alles stimmt. Man sollte sich immer Zeit nehmen, richtig zu essen. Am Essenstisch tauschen wir uns aus und genießen das Leben. Wie überall gilt auch hier: Die Menge macht das Gift. So hat das Oma auch gelebt. Außer beim Zucker und bei der Butter, da wurde bei ihr definitiv nicht gespart. Nicht immer ist das Verhältnis Enkel-Großeltern unbeschwert. Haben Sie einen Ratschlag, wie es besser klappen könnte?

Unsere Großeltern sind teilweise in ihren Einstellungen eingefahren und ich denke, wir müssen ihnen diese nicht ausreden und versuchen sie umzustimmen. Wenn wir manchen Themen einfach entspannt gegenüber stehen und wir ihre Einstellung akzeptieren, haben wir meiner Meinung nach eine schönere Zeit zusammen, als wenn man streiten würde, wer jetzt Recht hat mit seiner Meinung. Offen und gut gelaunt auf sie zugehen und die Zeit genießen, das ist so viel Wert.

Haben Sie mit Ihrer Oma auch über Corona gesprochen? Welche Meinung hatte sie dazu? Und was hätte sie wohl zu den Geschehnissen in der Ukraine gesagt?

Oma konnte auch nur so viel dazu sagen, wie sie in den Medien darüber gelesen hatte. Sie hat den Zweiten Weltkrieg erlebt und weiß, wie schlimm Krieg ist. Und wie wichtig der Zusammenhalt in der Gesellschaft ist. Man sollte immer helfen, wenn man kann und unterstützen, wo es nur geht.

Sag mal Oma Lissi...

Wenn du nochmal in meinem Alter wärest, würdest Du etwas anders machen?

Nein. Ich habe gearbeitet, wir haben gespart und sind in den Urlaub gefahren. Mehr hätte ich nicht machen können. Wir waren einfach zufrieden und glücklich.

Gibt es denn vielleicht auch Vorteile, wenn man älter ist?

Es hat alles seine Vorteile, man muss nur das Beste daraus machen. In jeder Situation.

Was war die beste Erfindung, Verbesserung oder Neuerung im Lauf deines Lebens?

Keine technischen Dinge, sondern die Kinder und Enkelkinder. Ich hab es geliebt, in ein kleines Gesicht zu schauen, mit ihnen zu spielen und mich um sie zu kümmern. Es war spannend, zu sehen, wie sie größer und älter werden.

Fühlst du dich verantwortlich für das Glück eines anderen Menschen?

Ich kann dazu beitragen, aber derjenige muss auch selbst mitmachen und darf sich nicht auf andere verlassen.