Die Besucher schauen sich um und betrachten die Werke von Verónica Munin-Glück. Foto: Steinmetz

Der Projektraum für Kunst in der ehemaligen Werkshalle der Firma Gerster ist eröffnet worden.

Bürgermeister Jens Keucher löste mit den Initiatorinnen Gitta Bertram und Verónica Munin-Glück das verknotete Band vor dem Halleneingang.

Zahlreiche Interessierte waren in die „Halle 16“ in der Zeppelinstraße gekommen. Das stimmte Bürgermeister Keucher optimistisch, dass das Angebot für Kulturschaffende angenommen wird. Dieses Projekt wird von der Stiftung „Kulturlabor“ getragen und vom Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kunst gefördert.

Bürgermeister Jens Keucher löste mit den Initiatorinnen Gitta Bertram und Verónica Munin-Glück das verknotete Band. Foto: Steinmetz

„Wir wollen vor allem malen“, sagte Gitta Bertram. Doch es findet sich in der Halle noch genug Raum für andere Kunstrichtungen, etwa für Musik, Literatur oder Theater. Es gebe viele Anfragen von Künstlern.

Nur ein Projekt auf Zeit

Es wird allerdings nur ein Projekt auf Zeit sein. Die Stadt hat das Gebäude der Firma Gerster zu dem Zweck gekauft, um hier ein Ärztehaus zu bauen. Die Corona-Pandemie hat dieses Vorhaben bislang verhindert: Die Stadt musste sich anderen Aufgaben widmen.

„Es war nicht möglich, ein Ärztehaus zu entwickeln“, erklärte Keucher. Umso mehr freue er sich, dass die Halle ein Jahr lang für Kunst genutzt werde. Damit die Umnutzung auch in Ordnung geht, brachte er die baurechtliche Genehmigung mit und überreichte sie.

Verónica Munin-Glück betrachtete das Gerster-Gebäude auch mit den Augen einer historisch interessierten Architektin. Menschen im 17. Jahrhundert arbeiteten noch dort, wo sie wohnten – im eigenen Haus, erläuterte sie. Mit der industriellen Revolution entstanden Betriebsgebäude, in denen nur noch gearbeitet wurde.

Natürliche Beleuchtung

Munin-Glück zeigte die architektonischen Besonderheiten der Gerster-Halle aus dem Jahr 1937 auf. Die großen Verglasungen darin ließen eine natürliche Beleuchtung zu. Sie wies auf die filigranen Stahlträger hin, die dem Inneren Eleganz verliehen. Die Lage sei zudem optimal. Dies lade zum Zusammentreffen von Menschen ein, um Kunst zu machen.

Die Künstlerin hatte einige ihrer noch unfertigen Werke zur Projektraum-Eröffnung mitgebracht. Die großformatigen Bilder stießen auf großes Interesse.

Die Fenster sorgen für natürliches Licht. Foto: Steinmetz

Kunst in einer ehemaligen Werkshalle gab es bereits in Sulz. Vor dem Umbau des Backsteingebäudes zu einer Stadthalle fand dort die Ausstellung des Künstlerbundes Baden-Württemberg statt. Der Glatter Norbert Stockhus, selbst Mitglied des Künstlerbundes, hatte sie damals mitinitiiert.

Dass nun wieder Kunst in einem alten Betriebsgebäude stattfindet, begeistert auch den früheren Kreisarchivar Bernhard Rüth. Wichtig sei dabei vor allem, dass der Impuls aus der Bürgerschaft kam. Es könne daraus etwas wachsen, stellte Frank Börnard von der Stadtverwaltung fest.

Verantwortliche für Projekte gesucht

Gitta Bertram und Verónica Munin-Glück bieten zwar den Raum für Kunst an, wollen aber keine Veranstalter sein. Dafür würden Verantwortliche gesucht. Projektkoordinatorin und Ansprechpartnerin ist Anna Thaler. Sie wird unterstützt von Jan Adam, der für die Technik im Haus zuständig ist.

Als nächstes wird die Bevölkerung zu einem Tag der offenen Tür am verkaufsoffenen Sonntag, 26. März, von 12 bis 19 Uhr im Rahmen von „Sulz blüht“ eingeladen. In der Halle wird ein kreatives Programm mit offenem Singen für Jung und Alt, Malen für Kinder und Jugendliche, orientalischem Tanz sowie einer Ausstellungsecke für Bilder geben.

Der vom HGV eingesetzte Oldtimer-Bus fährt an diesem Tag von 12 bis 17 Uhr zwischen Bahnhof und Marktplatz mit Halt vor der Halle 16.