Heinz Lübbe (li.) und Bernd Klingler geben sich optimistisch Foto: Peter Petsch

Sechs Sitze hat die FDP noch im Gemeinderat, obwohl nach der vergangenen Kommunalwahl eigentlich sieben Kandidaten eingezogen waren. Doch eine Stadträtin wechselte die Fraktion. Die Freidemokraten hoffen noch auf den einen oder anderen Sitz mehr.

Sechs Sitze hat die FDP noch im Gemeinderat, obwohl nach der vergangenen Kommunalwahl eigentlich sieben Kandidaten eingezogen waren. Doch eine Stadträtin wechselte die Fraktion. Die Freidemokraten hoffen noch auf den einen oder anderen Sitz mehr.

Stuttgart - Graues Sakko, Daumen hoch – so haben sich Dr. Heinz Lübbe (73) und Bernd Klingler (46), die zwei Spitzenkandidaten der FDP, fürs Wahlplakat aufgestellt. Als „starkes Team“, als Freunde, als Macher. So sieht Klingler, der Fraktionsvorsitzende im Gemeinderat, auch seine Partei: „Wir nehmen uns Zeit, mit den Leuten zu reden.“

Sechs Stadträte sind der Fraktion noch geblieben, nachdem sich Rose von Stein nach fraktionsinternen Unstimmigkeiten auf die Seite der Freien Wähler geschlagen hat. Der siegreichen FDP-Führungsriege wäre lieber gewesen, die Stadträtin hätte dem Gemeinderat ganz den Rücken gekehrt, doch diesen Gefallen tat sie den Herren nicht. So musste der verwaiste FDP-Sitz eben leer bleiben. An Selbstbewusstsein fehlt es dem Fraktionsvorsitzenden freilich nicht: „Bei weniger als vier Sitzen wäre ich frustriert, mit sechs bis sieben Sitzen rechne ich auf jeden Fall.“

Es stimmt ihn optimistisch dass „die Kandidaten hier sehr verwurzelt und bekannt sind“. Ärzte, Rechtsanwälte, Unternehmer seien sie, aktiv in Sportvereinen, Bürgervereinen und präsent bei Veranstaltungen. Deshalb verbringt Klingler an einem verkaufsoffenen Sonntag auch mal sieben Stunden auf dem Weilimdorfer Löwen-Markt, verteilt Heliumluftballons an Kinder und spricht mit Bürgern über Platzgestaltung und geplante Kita-Neubauten.

10,9 Prozent Stimmenanteile erreichte die FDP 2009 und damit sieben Sitze im Gemeinderat. Ihre Parteihochburgen lagen laut Wahlanalyse des Statistischen Amts entlang der Halbhöhen- und Höhenlage der Innenstadt, in Botnang und den Fildervororten. Stimmenzuwächse kamen vor allem aus dem CDU-Lager, und laut einer Wahltagsbefragung von Infratest haben sich nur 20 Prozent der FDP-Wähler vom Thema Stuttgart 21 beeinflussen lassen. Der typische FDP-Wähler hat einen Hochschulabschluss, ist Führungskraft oder Selbstständiger. Alles in allem: Der FDP-Wähler ist saturiert, ruht in sich selbst und begegnet dem Wahlkämpfer „freundlich und positiv“, wenn er auf Wahlkampftour unter dem Titel „Klingler klingelt“ ist.

In den kommenden fünf Jahren will sich die Partei für ein Gewerbeflächenmanagement starkmachen, damit nicht weitere große Unternehmen – und damit Gewerbesteuerzahler – Stuttgart verlassen. „Auch der inhabergeführte Einzelhandel muss gestärkt werden, das sind doch die, die sich noch für den Stadtteil engagieren.“

Den Verkehr will die FDP durch neue Mobilitätsangebote entzerren, „ohne dass alte Zuckungen gegen Autos aufkommen“, die Zoneneinteilung beim VVS vereinfachen und die Parkgebühren in der Stadt am liebsten senken. Klingler: „Der Kofferraum ist die größte Einkaufstasche der Leute.“ Sozialwohnraum, aber auch gehobene Angebote fehlten der Stadt, ebenso wie Sport- und Freiflächen. Bei dem Programm erklärt sich auch der Umstand, dass die FDP vor allem bei 25- bis 35-Jährigen punkten kann.

Die Frage bleibt: Was kann die FDP bewirken im Gemeinderat? In den vergangenen Jahren stimmte sie mal gegen CDU und Freie Wähler, mal mit SÖS/Linke, mal mit SPD und Grünen. „Wir sind nicht mehr der Wurmfortsatz der CDU“, sagt Klingler. Dass der Grüne Peter Pätzold angekündigt hat, an der öko-linken Mehrheit festhalten zu wollen, irritiert ihn. Dieses Blockdenken, so Klinglers Vermutung, könnte die Grünen Stimmen kosten. Vermutlich werde er versuchen, eine Fraktion aus dem Block für sich zu gewinnen, passend zu seinen Auftritten jenseits des Wahlkampfs: zweckoptimistisch, mit gelbem Sakko oder in Lederhosen.