Ein Urgestein der Kommunalpolitik wurde aus dem Gemeinderat verabschiedet. Von links: Karlheinz Nohr mit seinem Weingebinde, Margarete Nohr mit Blumen und OB Stephan Neher. Foto: Baum

Kommunales: Margarete Nohr verabschiedet sich aus dem Rottenburger Gemeinderat

Feierlich wurde in der jüngsten Sitzung des Rottenburger Gemeinderates ein Urgestein der Kommunalpolitik verabschiedet: Stadträtin Margarete Nohr hört nach 27 Jahren im Gemeinderat auf.

Rottenburg. Für Nohr rückt Marian Schirmer nach, den Oberbürgermeister Stephan Neher nach der Verabschiedung Nohrs auf die Verfassung und Erfüllung der Gesetze vereidigte. Zuvor wurde festgestellt, dass für Rainer Mozer, der eigentlich nachrücken müsste, Hinderungsgründe vorliegen. Rainer Mozer will aus Altersgründen die Nachfolge von Margarete Nohr nicht antreten. Für Marian Schirmer liegen jedoch keine Hinderungsgründe vor. Er wird die Ausschüsse, die Margarete Nohr besuchte, eins zu eins ebenso wahrnehmen. Hier stimmte der Gemeinderat einstimmig zu.

Lange Jahre wirkte Margarete Nohr neben ihrer Tätigkeit als SPD-Fraktionsvorsitzende auch im Kreistag für die SPD mit. Neher dankte ihr, dass sie immer klar und deutlich Position bezogen habe, insbesondere als es um die Abschaffung der Unechten Teilortswahl ging. Damals bildeten bis zu 60 Stadträte den Gemeinderat. Nohr habe sich für die Abschaffung der Unechten Teilortswahl eingesetzt. Immer war es Thema, im Gemeinderat Mehrheiten zu suchen, um die eigenen Ideen durchzubringen – etwa Jamaika-Koalitionen oder andere Bündnisse.

Für sozial Benachteiligte sei Nohr immer eingestanden, in diesem Punkt konnte sie viele Erfolge verzeichnen. Engagiert hat sich Nohr, die auch beim Verein Mobile Kinder- und Kulturarbeit mitwirkt, immer auch für die Ganztagesbetreuung von Kindern und Jugendlichen. Die Vereinbarkeit von Familie und Beruf sei für Margarete Nohr immer "ein großes Thema gewesen", betonte Neher. Hier verlangte sie Verlässlichkeit der städtischen Angebote. Im Bereich Schule und Beruf habe sich mittlerweile viel verändert, "heute brauchen wir die Ganztagesbetreuung in allen Schulen", so Neher. Zudem setzte sich Margarete Nohr für die Schulsozialarbeit an allen Schulen ein – auch und gerade an Grundschulen. Zudem ist ein zweites Jugendhaus eines der Anliegen der erfahrenen Stadträtin. Auch für den Kreuzerfeld-Quartierstreff engagierte sich Nohr. "Sie zeigten immer, was realistisch ist und was man machen kann", dankte ihr Stephan Neher. Im AWO-Heim engagierte sich Margarete Nohr auch – hieraus wurde im Laufe der Zeit ebenfalls ein kleiner Quartierstreff. In den Ratssitzungen habe Nohr oftmals auch Missstände aufgedeckt.

Stadtrat Hermann Josef Steur, der von Margarete Nohr den Fraktionsvorsitz übernommen hat, überreichte Margarete Nohr ebenfalls ein Geschenk. Steur hob einige Dinge hervor, die ihm in der Zusammenarbeit mit seiner Fraktionskollegin wichtig sind. Immer habe Nohr die Gesamtstadt im Blick gehabt, "so habe ich Margarete Nohr kennengelernt. Sie hatte befürchtet, dass die Kernstadt ab und zu bei den Beratungen untergeht". Wichtig seien ihr die Stadtkonzeption 2030 und auch die Stadtentwicklungsplanung gewesen. Hier gestaltete Nohr gemeinsam mit dem Gemeinderat aktiv mit.

11 Jahre war Margarete Nohr Mitglied im Kreistag, 27 Jahre im Gemeinderat – "und immer hatte Margarete Nohr eine gute Kuttel", sagte Steur. Ihr Geheimnis sei gewesen, wie es gelungen sei, immer so viele Termine wahrzunehmen. Mit viel Wohlwollen habe sie die Stadt "aktiv mitgestaltet". Nun brechen 27 Jahre Erfahrung weg – ihr Herzblut als Sozialpädagogin habe Nohr immer ins Gremium eingebracht. Sprengelvorsitzender Kurt Hallmayer (CDU) meinte, "ein Urgestein geht". Er meinte, Nohr gehe zum richtigen Zeitpunkt, "die SPD ist in einem absoluten Hoch". Positiv merkte er an, dass Nohr nie für die Abschaffung der Ortschaftsverfassung der Teilorte gewesen sei, "nur" für die Abschaffung der Unechten Teilortswahl. Nohr habe immer gesagt, was sie denkt – und sie habe sich immer für die Ortschaften eingesetzt. Ursel Sieber und auch Margarete Nohr hätten oft an der Seite der CDU gestanden. "Danke für alles, was Sie für die Gesamtstadt und für uns geleistet haben."

Nohr selbst kam auch zu Wort, sie erklärte, dass es vor 27 Jahren im Gemeinderat nicht immer so einfach gewesen sei wie es heute ist. Es habe immer ein "faires Miteinander" gegeben, "es geht um die Stadt und um die Themen und nicht nur um reine Parteipolitik". Die Gesamtstadt und die Menschen stünden im Mittelpunkt.