Der Gemeinderat Ostelsheim entscheidet sich dafür, das Geld beim Verteilnetzbetreiber NetzeBW anzulegen. Der Kommune winkt eine jährliche Rendite von 3,6 Prozent.
Die Gemeinde hat eine neue Geldanlagemöglichkeit gefunden. Sie beteiligt sich mit 633 000 Euro an der NetzeBW GmbH. Die Beteiligung läuft fünf Jahre. Dafür bekommt die Kommune auf ihre Anlage jährlich eine 4,38-prozentige Ausgleichszahlung. Für diese Investition entschied sich der Gemeinderat am Freitag in seiner Sitzung einstimmig.
Das Angebot liegt schon länger auf dem Tisch. Bei einem Besuch im Gemeinderat im Januar stellte es Harald Müller von NetzeBW im Gremium vor. „Wir wollen die Kommunen von Betroffenen zu Beteiligten machen“, so Müller.
Vielen Kommunen – so auch Ostelsheim – gehört ihr Verteilnetz für Strom selbst. Betrieben wird es aber von einem Konzessionsnehmer. Das ist vielerorts die NetzeBW. Die Kommunen schließen mit dem Unternehmen langfristige Konzessionsverträge ab. Auch Ostelsheim kooperiert mit NetzeBW.
Das Unternehmen übernimmt auch den Netzausbau. Allein 925 000 Euro will es in den nächsten zwei Jahren im Ort dafür investieren.
Nach erstem Zögern – Entscheidung für den Maximalbetrag
Die NetzeBW verdient ihr Geld wiederum durch Netznutzungsentgelte, welche die Stromanbieter bezahlen müssen. Zwar ist der Stromverbrauch in den vergangenen 20 Jahren gesunken. 2023 benötigte Deutschland etwas über 500 Terrawattstunden Strom. Aber mit mehr Wärmepumpen und E-Autos sowie der dezentralen Stromerzeugung durch PV-Anlagen wird die Belastung der Netze vermutlich steigen. NetzeBW bleibt also wohl lange profitabel.
Die NetzeBW ist eine hundertprozentige Tochterfirma der EnBW, die wiederum der öffentlichen Hand, allen voran dem Land, gehört. Und über das von Müller vorgestellte Modell können die Kommunen vom wirtschaftlichen Erfolg der NetzeBW profitieren. Die Firma kommt so an frisches Kapital, dass sie für den durch die Energiewende notwendigen Netzaus- und -umbau braucht.
Im Januar war sich der Gemeinderat noch unsicher, ob er diese Investition tätigen soll. Das Gremium beauftragte Kämmerer Fabian Dieringer die Zahlen einmal gegenzurechnen. Das Ergebnis stellte Dieringer nun vor.
Bei einer Investition von 633 000 Euro bleiben bei Abzug der Kapitalertragssteuer und des Solidaritätszuschlags etwa 3,6 Prozent Rendite pro Jahr übrig. Das wären knapp 23 000 Euro. Weil der Leitzins der europäischen Zentralbank aktuell bei 2,25 Prozent liege und die Gemeinde eine hohe Liquidität habe, empfehle die Verwaltung den Invest, steht in der Sitzungsvorlage. „Wir appellieren für die Zusammenarbeit“, so Bürgermeister Ryyan Alshebl. Auch die Kommunalaufsicht habe grünes Licht gegeben.
Stefan Wannenmacher (UL) betonte die Kündigungsmöglichkeit alle fünf Jahre. Er fragte aber, ob bei der Kündigung für die Gemeinde Kosten entstünden. Das verneinte Müller. Ostelsheim habe alle fünf Jahre die Möglichkeit, die Beteiligung ganz aufzulösen oder zu reduzieren.
Der Minimalbetrag liege bei 200 000 Euro, der Maximalbetrag bei 633 000 Euro. Für den entschied sich der Gemeinderat letztlich.