Im Oberwolfacher Gemeinderat gab es Ärger wegen des Pflegeheims St. Luitgard. Foto: Dorn

Die Caritas will im Neubau des Oberwolfacher Pflegeheims St. Luitgard statt Tagespflege und Sozialstation Zimmer für Demenzkranke einzurichten. Das sorgte im Gemeinderat für Streit.

Oberwolfach - Dicke Luft im Gemeinderat: Dass die Caritas im Neubau des Pflegeheims St. Luitgard auf eine Tagespflege- und Sozialstation zu verzichten und stattdessen acht weitere Zimmer für die stationäre Aufnahme von Demenzerkrankten einzurichten gedenkt, sorgte am Dienstagabend schon vor dem Tagungsordnungspunkt für eine heftige Debatte.

Mehrere Anwohner monierten in der Bürgerfragestunde, dass die Lärmbelastung durch das Pflegeheim schon jetzt im Sommer nicht zu ertragen sei, diese würde durch die zusätzlichen Zimmer im Erdgeschoss bei zum Lüften geöffneten Fenster noch weiter steigen. Wem die Art der Lärmbelastung nicht sofort klar war, der bekam von einem Gemeinderat, der aus Befangenheit im Zuhörerraum Platz genommen hatte, eine aufgenommene Tonaufnahme vorgespielt.

"Wir werden nachher nur über die Stellungnahme des Gemeinderats zu dem Bauantrag abstimmen", erklärte Bürgermeister Matthias Bauernfeind den Anwohnern. Denn als Baurechtsbehörde entscheide das Landratsamt, das Bauvorhaben liege im Geltungsbereich eines rechtskräftigen Bebauungsplans, daher sei eine ablehnende Bewertung durch die Behörde unwahrscheinlich.

In der eigentlichen Diskussion im Rat wurde die Caritas dafür kritisiert, dass jetzt aus dem "Blumenstrauß" an Dienstleistungen, die im Neubau hätten untergebracht werden sollen, einige für die Gemeinde wichtige "Blumen" herausgelöst würden.

Mit dem Angebot, im Neubau auch eine Tagespflege und eine Sozialstation unterzubringen, habe die Caritas im Bieterwettbewerb den Mitbewerber ausgestochen, daher könne das Angebot jetzt in diesen wichtigen Bestandteilen nicht mehr zum Nachteil der Gemeinde vermindert werden. Bauernfeind relativierte das: Der "Vorsprung" der Caritas sei auch nach einem Punktabzug für die jetzt fehlenden Dienstleistungen immer noch gegeben.

Erna Armbruster (FW) berichtete, sie stoße in der häuslichen Pflege von Angehörigen an ihre Grenzen: Sie sei froh darüber, dass es in Oberwolfach Pflegeplätze für demenzkranke Menschen gäbe.

Letztlich sei die Entscheidung der Caritas immer auch eine Wirtschaftliche, gab Bauernfeind zu bedenken: Die Caritas sei weiterhin an einer Tagespflege im Ort interessiert, aktuell sei der Bedarf hier aber wohl zu niedrig. In der Abstimmung votierten acht Ratsmitglieder für den Bauantrag, zwei Mitglieder enthielten sich, ein Mitglied stimmte dagegen.