Drei Viertklässler präsentierten am Dienstag dem Gemeinderat ihre Erkenntnisse eines Workshops, bei dem sie Oberwolfach unter die Lupe genommen haben. Sie hatten in dem Ort jede Menge Schwachstellen gefunden.
Ungefährlichere Stellen im Straßenverkehr und mehr Mülleimer: Das sind zwei Wünsche der Kinder, die sich am gemeinsamen Workshop von der Wolftalschule und dem Programm „Jugend bewegt“ der Jugendstiftung Baden-Württemberg beteiligten. In dem Rahmen erkundeten die Dritt- und Viertklässler das Dorf und nahmen Stärken und Schwächen unter die Lupe.
Die Viertklässler Evelyn Müller, Samuel Haas und Max Gießler präsentierten stellvertretend für ihre Klassenkameraden die Ergebnisse dem Gemeinderat. Evelyn Müller lobte etwa den Lindenplatz, bemängelte aber, dass die Autos dort nicht auf Fußgänger achten. Auf dem Schulhof versperren die Glascontainer die Sicht und auf dem Spielplatz halten sich nachmittags oft Jugendliche auf, die sich nicht an die Regeln halten und Müll hinterlassen. An der Rückwand der Turnhalle stehen schlimme Beleidigungen und sie bedauert, dass der Spielplatz am Museum für Mineralien und Mathematik entfernt wurde. Samuel Haas wünschte sich für den Mattenspielplatz eine zweite Rutsche und mehr Mülleimer sowie weitere Infos am Themenpark. Max Giesler wünschte sich weniger Müll am Spielplatz Walke und einen Steg für den Badeplatz an der Wolf. Einen Minuspunkt gab er für den Spiel- und Sportplatz „An der Lai“, weil der an Sonntagen nicht benutzt werden darf. Schulleiterin Lydia Seyffert ergänzte, dass man am Schlössleblick nicht um die Kurve sehen könne und viele Autos zu schnell unterwegs seien und nicht am Zebrastreifen anhalten.
Dass die Erkenntnisse der Kinder ernst genommen werde, zeigt sich darin, dass einige ihrer Kritikpunkte schon angegangen wurden. Wie Bürgermeister Matthias Bauernfeind erklärte, seien die Schmierereien an der Halle entfernt, ebenso wurde ein Aschenbecher direkt neben der Schatzkiste am Mima auf Wunsch der Kinder verlegt. Auch für die Verlegung der Glascontainer wurden Vorbereitungen getroffen.
Von den Gemeinderäten wurden die Feststellungen der Kinder mit Interesse aufgenommen. „Wir Erwachsenen sehen schon alleine aufgrund der Körpergröße über vieles hinweg“, meinte Manfred Harter. Simone Engst lobte, dass die Kinder viele Punkte gefunden haben, die verbesserungswürdig sind. Sie riet ihnen, sich an Erwachsene zu wenden, wenn ihnen etwas auffällt.
Das ist auch im Sinne von Kommunalberater Udo Wenzl, der das Projekt begleitet. „Kinder haben einen ganz anderen Einfluss“, ist seine Erfahrung. Er schlug vor, den Dialog zwischen den Kindern und dem Gemeinderat nicht abbrechen zu lassen und sich zweimal im Jahr auszutauschen.
Wie die Schulleiterin mitteilt, soll es im Sachunterricht eine weitere Dorfbegehung und einen Austausch mit Bürgermeister Bauernfeind geben. „Mit der Beteiligung des Kinderkomitees des Familienzentrums und den Grundschulkindern bis hin zu den Jugendlichen haben wir ein durchgängiges System“, hob er die umfassende Beteiligung von Kindern und Jugendlichen am Gemeindegeschehen hervor. Seit 2016 findet regelmäßig ein Treffen zwischen dem Bürgermeister und Jugendlichen statt. 2023 wurde im Rahmen des Generationendialogs der Austausch mit den Kindern und Jugendlichen durch die Teilnahme an dem Programm „Jugend bewegt“ intensiviert. „Die Kinder- und Jugendbeteiligung hat in Baden-Württemberg einen hohen Stellenwert bekommen, weil laut Gemeindeordnung die Perspektiven der jüngeren Mitbürger berücksichtigt werden soll“, erklärte Wenzl. Wenn Kinder ernst genommen werden, sei dies eine wichtige Demokratieerfahrung.
Die Jugendlichen
Mit Jugendlichen in Kontakt zu treten sei in Gemeinden ohne weiterführende Schule zwar schwierig, aber man gebe hier nicht auf, so Udo Wenzl.