Die Waldschule in Neuweiler ist schon alt: Eine umfassende Sanierung ist daher heutzutage fast nicht mehr zu stemmen, auch aus technischer Sicht. Foto: Fritsch

Im Neuweiler Gemeinderat wird mal wieder heftig gerungen. Das Thema Sanierung der Waldschule ist aber auch emotional behaftet. Das ernüchternde Ergebnis am Ende: Eine Sanierung scheint teilweise gar nicht mehr möglich zu sein.

Neuweiler - Das Thema Heizungsanlage in der Neuweiler Waldschule sorgte für mächtig Zündstoff im Neuweiler Gemeinderat. Denn der Beschlussvorschlag sah so aus, dass am bisherigen Standort Untersuchungen gemacht werden sollen, was ein Schulneubau denn kosten würde.

Die Ursache für derlei Überlegungen: das marode Gebäudeensemble aus Waldschule und zugehöriger Waldschulhalle. Beide Bauten sind gut 50 Jahre alt und eben in einem dementsprechenden Zustand. Das Dach der Schule ist beispielsweise bei Regen undicht, bei den Bauarbeiten rund um den Kindergartenanbau wurden Schimmel und Nässe entdeckt in den Gemäuern. Daher sprach sich Architekt Friedrich Großmann, der in der jüngsten Sitzung anwesend war, dafür aus, auszuloten, was ein Neubau denn koste. Denn viele Teile des Gebäudes könnten auf Grund des Alters einfach nicht mehr wirtschaftlich saniert werden.

"Ich bin entsetzt über den Vorschlag"

Das sorgte bei Gemeinderätin Doris Hammann für Missmut: "Ich bin entsetzt über den Vorschlag. Ein Neubau, ich kann es nicht fassen", rang sie sichtlich um Fassung. Es gehe doch nicht, dass man das Gebäude einfach weiter herunterkommen lasse, echauffierte sie sich. Das Dach sei undicht, zwei Räume außerdem nicht nutzbar. All das müsse man doch in den Griff kriegen, forderte sie. "Zugucken auf Dauer hat doch keinen Wert", befand Hammann.

Großmann erwiderte, dass es nicht so einfach sei, das Gebäude zu sanieren. "Das ist einfach eine technische Beurteilung", versuchte der Architekt etwas die Emotionen rauszunehmen. "Viele Bauteile können einfach nicht saniert werden, weil vor 50 Jahren da eben nicht dran gedacht wurde", so Großmann. Beispielsweise werde es irgendwann mit der Statik schwierig, wenn man anfange, das alte Dach energetisch dämmen zu müssen.

Und genau das ist auch das Problem an der ganzen Thematik: Saniert man einen Gebäudeteil muss man das freilich nach den Standards des Jahres 2021 tun und obendrein auch noch munter weiter machen. Fasst man zum Beispiel eine Fassade an, muss man, sobald 15 Prozent der Fassade modernisiert sind, die ganze Wand komplett sanieren.

Ab 2026 braucht es in der Kinderbetreuung ohnehin andere Standards, da auch Ganztagesbetreuung gewährleistet sein muss – mit der heutigen Raumstruktur in der Waldschule quasi nicht machbar, resümmierte Großmann. "Da gibt es natürlich eine Bindung zum Gebäude, das ist emotional belegt, weil alle hier in diesem Gremium auf diese Schule gegangen sind", zeigte Bürgermeister Martin Buchwald Verständnis für den Erhaltungstrieb des Gemeinderates für den Altbau. Doch auch Buchwald war klar, dass man Lösungen finden müsse für die Themen Heizung, Dach und Fassade – "nicht nur wegen des Spechts, der sich gerade daran vergnügt", scherzte der Rathauschef.

Moderne Heizung

Für die Heizung, so die Überlegung des Architekten Großmann, könnte man ein Contracting-Modell der Stadtwerke Altensteig in Betracht ziehen – für den Fall, dass die alte Ölheizung eines Tages den Geist aufgibt: Das sieht dann so aus, dass eine fix fertige Heizungsanlage im Container geliefert wird und die Gemeinde dann lediglich die verbrauchte Heizleistung bezahlt. Egal wie, es wäre sicher billiger als aktuell. "Die Heitzung verbraucht im Moment 30 000 bis 40 000 Liter Öl im Jahr", so Großmann. Eine moderne Heizung lediglich umgerechnet 15 000 Liter.

Eines stellte Buchwald bei der Debatte aber dann doch klar: "Das Notwendigste wird schon gemacht, die Voraussetzungen für den Schulbetrieb müssen erfüllt sein." Jonathan Stockinger sah dann der bitteren Realität mutig ins Auge und hielt fest: "Ich sehe keinen anderen Weg. Wenn es nicht mehr tragbar ist, dann geht es halt nur mit einem Neubau." Gemeinderat Rainer Hanselmann wollte eine zweite Meinung einholen, hoffte, dass man das Gebäude doch noch sanieren könne. "Das kann man nicht auf Raten machen", dozierte daraufhin der Architekt und fügte hinzu: "Die Gebäude muss man fit machen für die nächsten 30 Jahre, da reicht etwas neue Farbe nicht aus."

Auch Alternativen, wie von Hanselmann gefordert, gebe es nicht wirklich. "Was soll ich Ihnen rechnen?", fragte Großmann. Eine Sanierung, die komplett gemacht werde, sei teuer. Da könne man gleich ein neues Schulhaus bauen, mutmaßte Großmann.

Auch Jochen Lörcher sprach sich mittelfristig für einen Neubau aus. "Das kann man grad lassen mit der Sanierung. Da fängst unten an und von da an gibt es Probleme", berichtete er von einer Schulsanierung, die er mitbekommen habe. Für Dieter Seeger war der Fall klar: "Die alte Grundschule kannst doch nächste Woche schon abbrechen." Das Uralt-Gebäude sei halt "ein Kind seiner Zeit", fasste Buchwald abschließend zusammen.

Der Gemeinderat beauftragte das Ingenieurbüro dann doch, sich mit dem Thema Neubau zu befassen und erste Untersuchungen in die Wege zu leiten.