Auf dieser eher unschönen Gewerbebrache in Mötzingen soll ein Edeka-Vollsortimenter entstehen. Foto: Priestersbach

Der geplante Neubau eines Edeka-Lebensmittelmarktes in Mötzingen sorgt seit einigen Tagen für Gesprächsstoff in der Gäugemeinde. Wenn alles nach Plan läuft, könnte der Vollsortimenter Ende 2024 oder Anfang 2025 seine Pforten an der Nagolder Straße öffnen - in direkter Nachbarschaft zum bestehenden Netto-Marken-Discounter.

Mötzingen - Der Gemeinderat fasste in dieser Woche einstimmig den Aufstellungsbeschluss für den vorhabenbezogenen Bebauungsplan "Sondergebiet Lebensmittelmarkt", der die langfristige Sicherung der Lebensmittel-Vollversorgung in Mötzingen zum Ziel hat. "Die bestehende Versorgung ist ordentlich", machte Bürgermeister Marcel Hagenlocher deutlich, dass es in früheren Jahren aber noch einen Schlecker im Ort gab sowie ein Lebensmittelgeschäft im Ochsenweg. So sei die Grundversorgung zwar vorhanden, doch werde ein "großer Kaufkraftabfluss" in die umliegenden Städte beobachtet.

Mit der Ansiedlung eines Vollsortimenters soll nun die bestehende Lücke geschlossen "und der Einkaufsstandort Mötzingen gestärkt werden", wie der Rathauschef auch mit Blick auf die zwei geplanten Baugebiete in der Röte unterstreicht, die perspektivisch für weitere rund 600 Einwohner sorgen werden. In seinen Augen sind die Pläne von Edeka Südwest "sehr erfreulich und eine große Chance, um die Kaufkraft im Ort zu halten".

Areal früher als Bauhof genutzt

Nicht unerwähnt ließ Marcel Hagenlocher, dass das betreffende Areal früher als Bauhof einer Baufirma genutzt wurde. Seit etlichen Jahren handelt es sich bei der ohnehin größtenteils versiegelten Fläche allerdings um eine eher unschöne Gewerbebrache – und auch deshalb seien "die Pläne sehr zu begrüßen", so der Bürgermeister. Für deren Umsetzung sei allerdings die Ausweisung eines Sondergebietes erforderlich, ebenfalls müsse der Flächennutzungsplan angepasst werden. Die Verfahrenskosten werden von Edeka als Vorhabensträger übernommen – und künftig verspricht man sich außerdem steigende Gewerbesteuereinnahmen.

"Der Standort ist aus unserer Sicht optimal"

"Das Potenzial ist da, und der Standort ist aus unserer Sicht optimal", betonte Bianka Janßen als Projektentwicklerin bei Edeka Südwest, dass in Mötzingen ein moderner Verbrauchermarkt mit einer Verkaufsfläche von rund 1300 Quadratmetern und 112 Parkplätzen entstehen soll. Dabei unterstrich sie die regionale Ausrichtung mit über 2000 regionalen Partnern aus Landwirtschaft und Lebensmittelindustrie. Jeder Edeka-Markt werde zudem individuell konzipiert, wobei für den Standort Mötzingen eine ansprechende Architektur mit viel Holz und Glas vorgesehen ist. Auf Nachhaltigkeit setze man mit energieeffizientem Bauen und den Einsatz von Geothermie, Photovoltaik oder innovativen Wärmerückgewinnungssystemen. Angestrebt werde außerdem die Zusammenarbeit mit einem selbstständigen Kaufmann. Mit Blick auf die 30 bis 40 Arbeitsplätze, die hier geschaffen werden, sprach die Projektentwicklerin von "Win-Win-Situation für beide Seiten".

Gute Verkehrsanbindung vorhanden

Vor den Spatenstich hat der Gesetzgeber allerdings noch hohe Hürden gesetzt, machte Karl Hermle deutlich, dessen Planungsbüro bereits einige Edeka-Projekte begleitet hat. Allerdings sei an der Kreisstraße eine gute Verkehrsanbindung vorhanden, und mit Blick auf den Umweltbericht und die notwendigen Ausgleichsflächen wies er auf einen relativ breiten Grüngürtel hin, mit dem man das Grundstück aufwerten wolle.

In der anschließenden Diskussion wollten Michael Hiller (WGM) und Egon Stoll (UWV) wissen, ob es im Bebauungsplanverfahren Konflikte mit dem Regionalplan gebe, nachdem Mötzingen kein ausgewiesenes Unterzentrum sei. "Sind sie sicher, dass wir das durchkriegen", wollte Egon Stoll explizit wissen. Wie der Planer erwiderte, seien die planungsrechtlichen Anforderungen in den "letzten Jahren extrem hochgeschraubt worden". Und so werde man den Bebauungsplan sicher nicht problemlos durchbekommen.

Mit einem anspruchsvollen Verfahren wird gerechnet

"Da müssen dicke Bretter gebohrt werden", rechnet auch CDU-Rat Rainer Stefanek mit einem anspruchsvollen Verfahren. Gleichzeitig ist er aber überzeugt, dass der Ortseingang durch die vorgesehene Bebauung des brachliegenden Gewerbegrundstückes aufgewertet wird. Von einer "guten Sache, wenn wir einen Vollsortimenter im Ort kriegen", sprach Frank Sindlinger (WGM), während Jasmin Haarer (UWV) anmerkte, dass die Mötzinger Bevölkerung "mit dem bisherigen Angebot nicht zufrieden ist und auf einen Vollsortimenter wartet".