Auch der Osterhase hat von der Standortentscheidung im Wolfacher Rat erfahren: Osterüberraschungen markieren den künftigen Standort der Notunterkunft für den Waldkindergarten im Stadtwald beim Hofeckle. Foto: Dorn

Beim Standort herrscht Einigkeit im Wolfacher Gremium. Notunterkunft sorgt für Diskussion.

Mit der Frage nach dem Standort und der Art der Notunterkunft hat der Wolfacher Gemeinderat zwei Entscheidungen für den Waldkindergarten getroffen. Dieser soll zum Kindergartenjahr 2022/23 das Angebot in Wolfach erweitern.

Wolfach - Von den Anmeldezahlen her würde der Waldkindergarten mit nur einer 20er-Gruppe gleich über drei Jahre ausgelastet sein, berichtete Andrea Kraus, Leiterin der städtischen Kindertagesstätte "Pfiffikus", von den aktuellen Anmeldezahlen. Umso mehr sah die Verwaltung Eile geboten und hatte ihre Hausaufgaben, was die Standortfrage anbelangt, mit einem Termin bei der zuständigen Baurechtsbehörde gemacht.

Standort-Frage

Diese beschied einen der drei Standorte (allesamt im Gemeindewald oberhalb des Hofeckle) als nicht genehmigungsfähig, da bei zwei Standorten, für die bereits ein Bebauungsplan vorläge, keine Privilegierung eines dritten Standorts "mitten im Wald" möglich sei. An den beiden anderen Standorten innerhalb des Geltungsbereichs des Bebauungsplans müssten dann allerdings die für alle Bauherren im Baugebiet Hofeckle verbindlichen Vorgaben eingehalten werden. So muss unter anderem ein Anschluss ans Wasser- und Abwassernetz hergestellt werden können und die Zuwegung im Notfall sichergestellt sein.

"Mit der Standort-Frage werden wir also auch ein wenig im pädagogischen Konzept eingeschränkt", stellte Hans-Joachim Haller (SPD) fest. Beide Vorgaben wären für beide Standorte technisch möglich, für den unteren Standort aber durch das hohe Gefälle im Gelände mit deutlich höherem Aufwand verbunden.

In der Abstimmung votierten denn auch alle Räte für den "oberen" Standort. Der sei für Schwarzwaldverhältnisse geradezu eben, so Ulrich Wiedmaier (Freie Wähler). Zumal beim unteren Standort im zukünftigen Erweiterungsbereich des Neubaugebiets zwei Bauplätze verloren gingen, so Inge Schoch (SPD) in ihrer Stellungnahme.

Peter Ludwig (CDU) sorgte sich um die Erreichbarkeit des Waldkindergartens am oberen Standort für Eltern, die das Zeitfenster des gemeinsamen Abmarsches vom Startpunkt am Ehrenmal verpassten. Das Zeitfenster sei mit den Fahrzeiten des Kindergarten-Busses abgestimmt, gab Bürgermeister Geppert Auskunft.

Pädagogisches Konzept

Die anwesenden Erzieherinnen verwiesen auf das pädagogische Konzept, dass eine Ausweitung dieses Zeitfensters für Nachzügler ausdrücklich nicht vorsähe. Wer sich bewusst für den Waldkindergarten entscheide, der wisse um die zeitkritische Komponente und der gute zehnminütige gemeinsame Gang sei Teil des pädagogischen Konzepts. Mit den pandemiebedingt sogar noch enger getakteten Ankommenszeiten habe man im vergangenen Jahr dazu gute Erfahrungen gemacht, so die Auskunft aus der täglichen Praxis.

Kordula Kovac (CDU) begrüßte grundsätzlich die Entscheidung, mit dem Waldkindergarten die Kapazitäten in Wolfach auszubauen, bewertete die aus ihrer Sicht von der Verwaltung vorab beschlossene Notunterkunft für gerade mal fünf Schlechtwetter-Tage im Jahr als zu luxuriös. Der Wortmeldung schloss sich eine rege Diskussion an, in der einige Räte bekundeten, nach der Inaugenscheinnahme verschiedener Waldkindergarten-Einrichtungen im Kinzigtal zwischen den Begrifflichkeiten Schutzhütte, Notunterkunft und Basislager nicht mehr unterscheiden zu können.

Hardy Happle (CDU) stellte die nötige Trennschärfe wieder her: "Wir beschließen über die Notunterkunft, der eigentliche pädagogische Bereich fände im Wald statt." Eine Feststellung, welche auch die Erzieherinnen bestätigten. Allerdings müsse diese Notunterkunft auch eine bauliche Rückzugsmöglichkeit für die Erzieherinnen haben, damit diese ihren Dokumentationspflichten nachkommen könnten. Kovac wollte die Diskussion an diesem Punkt nicht abgewürgt wissen und warf der Verwaltung vor, den eigentlichen Plan für die Notunterkunft schon längst am Rat vorbei beauftragt zu haben, um "mehr" als einen einfachen Bauwagen durchsetzen zu können.

Hitzige Debatte

Geppert versuchte es ein letztes Mal mit der Bitte, Standort- und Gebäude-Frage nicht zu durchmischen und fand es "befremdlich, wie hier jetzt der Waldkindergarten zerredet" würde, hatte doch in dem Prozess der Entscheidungsfindung der Technische Ausschuss die Verwaltung beauftragt, bei der Baurechtsbehörde mit möglichen Standorten für die Notunterkunft vorstellig zu werden. Mit der Auskunft, dass jetzt das "große" Baurechtsverfahren angestrengt werden müsse, müssten jetzt die nächsten Schritte beschlossen werden.

Nach der einstimmigen Standortentscheidung votierte der Rat bei drei Gegenstimmen für die Variante "modulare Bauweise" (Kostenschätzung circa 250 000 Euro) und gegen die Anschaffung von Bauwägen (Kosten pro Bauwagen circa 130.000 Euro). Ebenfalls einstimmig fiel auch der Beschluss, den Bebauungsplan Hofeckle um ein neues Baufenster für die Notunterkunft zu ändern.

Im Rahmen der teilweise hitzig geführten Debatte sah sich Bürgermeister Thomas Geppert genötigt, den Räten mit einem "Misstrauensvotum" zu begegnen. Der Gemeinderat sollte darüber abstimmen, ob es dem Bürgermeister weiterhin gestattet sei, freihändig Planskizzen zu beauftragen. Bei einer Gegenstimme (Kordula Kovac) und einer Enthaltung (Inge Schoch) erteilte der Rat dem Bürgermeister diese Erlaubnis. Unabhängig davon könne die Verwaltung keinen Einfluss auf die Ergebnisse der artenschutzrechtlichen Prüfung nehmen. Wenn bei dieser im Frühjahr festgestellt werde, dass schützenswerte Arten wie die Zauneidechse oder die Schlingnatter zeitaufwendig "vergrämt" werden müssten, dann sei die Stadt wie jeder andere Bauherr daran gebunden, gab Geppert auf Nachfrage von Hardy Happle zu Protokoll.