Für ein Trennsystem müssten in Schwenningen rund 3,7 Kilometer zusätzliches Kanalsystem gebaut werden. (Symbolfoto) Foto: © Elroi – stock.adobe.com

Beim Thema Entwässerung kommt aus ökologischen Gründen immer wieder die Diskussion auf, ob ein Trennsystem besser ist als ein Mischwasserkanalsystem. Dem Gemeinderat wird in der Sitzung am Mittwoch ein entsprechender Situationsbericht von Schwenningen als Information vorgelegt.

VS-Schwenningen - Bei einem Trennsystem werden getrennte Leitungs- und Kanalsysteme für die Ableitung von Schmutz- und Regenwasser angelegt. Das "saubere" Regenwasser wird meist in Gewässer oder Regenrückhaltebecken abgeleitet, während das Schmutzwasser in eine entsprechende Kläranlage fließt. Grundsätzlich steigt die Anzahl an Trennsystemen in Deutschland, allerdings ist die Umsetzung nicht immer einfach, was der Lagebericht der Stadtverwaltung aufzeigt.

Zahlreiche Mischwasser-Haltungen hydraulisch überlastet

Das Entwässerungssystem der Stadt Villingen-Schwenningen besteht derzeit zu etwa 53 Prozent aus Mischsystem und zu etwa 47 Prozent aus Trennsystem. Um die getrennte Ableitung der Gebietsabflüsse zu fördern, sei eine Modifizierung der Entwässerung in der Stadt durchzuführen, heißt es darin. Im Bestand des Mischsystems sind in Schwenningen zahlreiche Mischwasser-Haltungen hydraulisch überlastet und müssen gemäß dem Generalentwässerungsplan Schwenningen von 2008 aufdimensioniert werden.

"Diese Maßnahmen können nur dann eingespart werden, wenn die gemäß dieses Plans ermittelten Abkopplungsraten durch Abkopplung angeschlossener Flächen von den Mischwässerkanälen erreicht werden.

"Die Abkopplungsraten bewegen sich zu meist zwischen 30 und 60 Prozent. Eine solch hohe Abkopplungsrate ist in der Regel aus technischen Gründen oft nicht möglich. Zudem ist eine Abkopplung im Bestand in diesem Umfang langfristig auch deshalb nicht zu erwarten, da die Abkopplung einen großen Eingriff und hohe Umschlusskosten für bestehende, private Hausanschlüsse mit sich bringt", teilt die Stadtverwaltung mit. Das würde bedeuten, dass jeder von der Umstellung betroffene Haushalt mit bis zu 10.000 Euro Eigenanteil rechnen müsste.

Schätzung beläuft sich auf 50 Millionen Euro

Um ein uneingeschränktes Trennsystem mit Ableitung des Regenwassers in die Gewässer zu etablieren, wären laut Verwaltung folgende Maßnahmen zwingend umzusetzen: Die Entflechtung auf den Grundstücken, um eine Trennung von Schmutz- und Regenwasser bereits bei der Ableitung vom Grundstück zu gewährleisten, der Neubau einer zusätzlichen Regenwasserkanalisation, das Schaffen von geeigneten Einleitstellen, falls nicht vorhanden, der Bau von Regenwasserbehandlungsmaßnahmen zur Reinigung sowie der Bau von Regenrückhaltemaßnahmen. "Selbst bei konsequentem Ausbau zu einem hundertprozentigen Trennsystem mit Abkopplung der erforderlichen Flächengröße ist die Wirtschaftlichkeit kaum gegeben." Die Investitionskosten für den Ausbau eines Trennsystems allein in Schwenningen wurden intern vor etwa zehn Jahren auf rund 50 Millionen Euro geschätzt, heißt es in der Informationsvorlage.

Aus Sicht der Stadtverwaltung ist deshalb klar: "Bei der Realisierung eines modifizierten Entwässerungssystems mit anschließender Ableitung des Regenwassers, das nur die gesonderte Entwässerung von Straßen-, Geh- und Parkplatzflächen umfasst, übersteigen die Investitionskosten und die Folgekosten für den Kanalunterhalt den Nutzen, sodass sich die Kosten nicht amortisieren." Aus heutiger Sicht lasse sich festhalten, dass zwar grundsätzlich Flächenabkopplungen vom bestehenden Mischsystem Sinn ergeben, eine Ableitung in Form eines Trennsystems jedoch nicht zielführend sei.

Fazit

Das Fazit der Verwaltung lautet somit: "Bei der wirtschaftlichen Gegenüberstellung der beiden Varianten ist zu berücksichtigen, dass neben den reinen Abkopplungsmaßnahmen ein entsprechendes Ableitungsnetz zu erstellen ist. Bei einer erforderlichen abkoppelbaren Fläche von rund acht Hektar würde die zusätzlich erforderliche Kanallänge in Schwenningen 3,7 Kilometer betragen. Außerdem müssen neben den wirtschaftlichen Überlegungen auch politische Aspekte betrachtet werden, da durch Abkopplungsmaßnahmen immer auch direkt die Bürger betroffen sind."

Aus wirtschaftlichen Gründen und den zu geringen, umsetzbaren Abkopplungsmaßnahmen halte die Verwaltung die Umstellung von Misch- auf Trennsystem nicht für zielführend.