Viele der Bürgerfragen beziehen sich auf das kommunale Gewerbegebiet. Foto: Schneider

Das Votum, ob die Planungen zum Regionalen Gewerbegebiet in Sulz weiterführt werden sollen, ist denkbar eng ausgefallen. Somit gibt es nun endlich ein Ergebnis.

Dass das Thema „Regionales Gewerbegebiet“ Bürger und Stadträte gleichermaßen bewegt, merkt man an den dicht besetzten Stuhlreihen und den mitunter emotionalen Redebeiträgen in der Stadthalle, in die die Gemeinderatssitzung verlegt worden ist.

 

Eine Fragestellerin will wissen, ob die künftigen Gewerbesteuereinnahmen denn die Folgekosten für den Kita-Ausbau oder notwendige Neubaugebiete finanzieren könnten.

Vorteil für Mehrheit der Bürger

Eine Anwohnerin fragt die Stadträte, ob sie bei der Entscheidung, das Gewerbegebiet auf den jetzigen Ackerflächen zu errichten, denn auch an die eigenen Kinder und Enkel denken würden.

Und eine weitere appelliert mit Blick auf die „Wegnahme“ von familiärem Grundbesitz zugunsten eines Gewinns der Gemeinde: „Wehret den Anfängen!“ Worauf Bürgermeister Jens Keucher erwidert, dass 80 Prozent der Betroffenen zu einem Verkauf bereit seien und die Stadt aus 13 000 Einwohnern bestünde, für die er dadurch einen Vorteil sehe.

Zukunftsweisende Projekte möglich

Jürgen Huber (FWV) nimmt in seinem Statement direkten Bezug auf eine Frage und erklärt, dass er die Zukunft seiner Kinder und Enkel natürlich im Blick hätte – vor allem Angesichts des Strukturwandels.

So brauche es innovative Ideen beim Recycling zur Rohstoffgewinnung, neue Techniken zur Trinkwasseraufbereitung oder unterstützende Entwicklungen im Bereich der Altenpflege. Solche zukunftsweisende Projekte seien mit einem Investor auf dem Gewerbegebiet möglich.

Bedenken zur Wirtschaftlichkeit

Siegfried Dölker (CDU) spricht sich persönlich ebenfalls für das Gewerbegebiet aus. „In zehn Jahren werden wir nicht mehr die Arbeitsplätze haben wie heute“, prognostiziert er die kommenden Veränderungen. Mit dem Projekt könne man den Kindern eine Chance bieten.

Seine Parteikollegin Barbara Klaussner zweifelt hingegen an der Wirtschaftlichkeit und ist besorgt, dass die Kosten um ein Vielfaches gestiegen seien.

„Ein gestorbenes Projekt“

Volker Tietze (CDU) sieht das höhere Steuereinkommen und die Arbeitsplätze als Chance, um die Abwanderung junger Menschen zu verhindern. „Lasst und positiv in die Zukunft blicken“, wünscht er sich.

Johanna Schrön (SPD/GAL) nimmt auf die Abstimmung Bezug, bei der das Verfahren zur Umlage gestartet wurde – und das die Stadträte mehrheitlich ablehnten. „Lehnen wir ab, ein gestorbenes Projekt wiederzubeleben“, fordert sie.

Schulen bedeuten Zukunft

Ihr Fraktionskollege Manfred Stocker erklärt: „Ich will nicht, dass eine sinnvolle Sache abgelehnt wird“. So habe Deutschland seinen wirtschaftlichen Rang nicht der Landwirtschaft zu verdanken, sondern Gewerbe und Industrie.

Und er äußert sich zu einer Bürgerfrage: Wer Schulen wegen zu wenig Kinder schließen müsse, habe ein Problem. „Wer Schulen ausbauen muss, hat Zukunft.“

Arbeitsplätze im InPark

Herbert Kehl (FWV), Ortsvorsteher von Bergfelden, erklärt, dass er sich nach reiflicher Überlegung gegen das Regionale Gewerbegebiet entschieden habe. „Ich wünsche, dass die Unternehmen im Interkommunalen Gewerbegebiet InPark A81 gute Arbeitsplätze schaffen“, sagt er mit Blick auf die Ansiedelung mittelständischer Betriebe in der Region.

Holzhausens Ortsvorsteher Armin Hipp äußert die Sorge, dass die Steuereinnahmen nicht so sprudeln werden wie erhofft und der Investor auch irgendwann wegziehen könne.

Eine knappe Entscheidung

Udo Schubert (AfD) spricht von einem Gesinnungsstaat, in dem man nicht mehr frei entscheiden könne und sorgt sich, dass eine Munitionsfabrik auf dem Gelände entstehe.

Bei der Abstimmung sprechen sich zehn Stadträte für die weitere Planung des Gewerbegebiets und elf dagegen aus. Es gibt eine Enthaltung. Damit ist das Regionale Gewerbegebiet mehrheitlich abgelehnt.