Durch eine Katzenschutzverordnung sollen freilebende Tiere leichter kastriert werden können. Aber auch Katzen mit Besitzern, die sich im Freien aufhalten, müssen kastriert, gechippt und gemeldet werden. Das sorgt im Gemeinderat für Diskussionsstoff.
„Jede Katze, die frei herumläuft, muss kastriert werden – so rotten wir die Katzen aus!“, ruft Traude Mangold (SPD/GAL).
Grund für ihr Besorgnis ist der Beschluss einer Katzenschutzverordnung. „Der Paragraf fünf ist okay“, schränkt sie ihre Aussage ein. Dadurch könne die Gemeinde freilebende Katzen kennzeichnen, registrieren und kastrieren lassen.
Keine Kontrolle der Halter
„Aber drei und vier sind für mich untragbar“, erklärt sie. Und meint damit die Kastrations-, Kennzeichnungs- und Registrierungspflicht für freilaufende Halterkatzen sowie Maßnahmen gegenüber Katzenhaltern, wenn eine unkastrierte Katze angetroffen werde.
„Wir werden nicht von Tür zu Tür gehen und nach unkastrierten Katzen fragen“, ordnet Anne von Stromberg vom Tierschutzverein Sulz das Anliegen ein. Das Ziel sei, ein Umdenken bei den Besitzern herbeizuführen. „Wenn nur ein paar mitmachen, haben wir eine spürbare Erleichterung“, erklärt sie.
Eitrig-trübe Augen
Und berichtet, wie sich die aktuelle Lage in Sulz und Umgebung darstelle. „Wir sammeln die kleinen Kätzchen ein – nass, dreckig, völlig abgemagert und mit Ohrenmilben und anderen Parasiten übersät“, gibt sie einen Eindruck.
Manche der Jungtiere hätten wegen des sogenannten Katzenschnupfens ganz eitrig verklebte Augen, so dass man den halbwilden Tieren mit Augensalbe zu Leibe rücken müsse – was oft auf energische Gegenwehr stoße.
Corona sorgt für viele neue Haustiere
Komme die Hilfe zu spät, müsse auch einmal ein Auge operativ entfernt werden oder im schlimmsten Falle das Tier eingeschläfert werden. „Finden und kastrieren wir die kranken Katzen nicht, vermehren sie sich weiter und werden ebenso kränklichen Nachwuchs haben“, ist Strombergs Sorge.
Denn vor allem während der Corona-Pandemie und den damit einhergehenden Lockdowns hätten sich viele Menschen dazu entschlossen, eine Katze anzuschaffen. „Danach wurden sie oftmals ausgesetzt oder bei Umzügen zurückgelassen“, schildert sie deren Verbleib nach Beendigung der Corona-Einschränkungen.
Kater decken viele Katzen
Die Folge: „Wir haben jede Woche im Sulzer Stadtgebiet eine Fundkatze, be der sich kein Besitzer meldet“. Die Auffangstellen des Vereins seien mittlerweile rappelvoll – und auch reguläre Tierheime hätten wegen Überfüllung mittlerweile einen Aufnahmestopp verhängen müssen.
Dass auch freilaufende Halterkater kastriert werden sollen, hält die Tierärztin für folgerichtig. Denn obwohl diese ein Zuhause hätten, legten sie im Freien doch weite Strecken zurück, bei denen sie auch auf freilebende Katzen stießen – mit den beschriebenen Folgen für die so trächtig werdenden jungen Tiere.
103 Kommunen haben Verordnung
„Es gibt sehr viele Züchter, die ihre Tiere verkaufen sowie zahlreiche Wohnungskatzen, die betreut und gefüttert werden“, geht sie auf Mangolds Befürchtung ein, der „Ausrottung“ der Katzen mit der Verordnung Vorschub zu leisten. Man wolle lediglich das aktuell existierende Katzenproblem reduzieren.
Damit stünde Sulz auch nicht alleine da. Denn mittlerweile haben 103 Kommunen in Baden-Württemberg solch eine Katzenschutzverordnung erlassen, erklärt Sabrina Glöckler, Leiterin der Bürgerdienste.
Bei einer Gegenstimme beschließt der Gemeinderat die Katzenschutzverordnung. Erst nach einer Zeit von sechs Monaten tritt die Verpflichtung zur Kennzeichnung per Chip oder Ohrtätowierung, Registrierung sowie Kastration von freilaufenden Halterkatzen in Kraft.