Ein Kindergemeinderat soll in Hofstetten ins Leben gerufen werden. Das hat der Gemeinderat am Dienstagabend mehrheitlich beschlossen. Während der Sitzung wurde das Thema kontrovers diskutiert.
Zunächst verwies Bürgermeister Martin Aßmuth auf die Herabsetzung des Wahlalters auf 16 Jahre, um junge Menschen stärker und früher an demokratische Prozesse heranzuführen. „Die Einbindung von Kindern in politische Entscheidungsprozesse stärkt das Demokratieverständnis und setzt zugleich ein aktives Ausrufezeichen für die Jugend von Morgen und Übermorgen“, warb Aßmuth.
In Anlehnung an das Konzept aus Thalheim (Sachsen) schlug er für Hofstetten einen Kindergemeinderat mit bis zu sechs Kindern im Vorfeld der Kommunalwahl 2024 vor. In Kooperation mit der Schule sollen die Schüler der ersten bis vierten Klasse sowie der Elternbeirat eingebunden werden. Das jährliche Budget soll bei 1000 Euro zur freien Verfügung stehen und einmal jährlich soll im Gemeinderat über die Aktivitäten des Kindergremiums berichtet werden. Außerdem soll es zu „Kinderthemen“ beraten. „Wir werden nicht morgen, aber übermorgen die Früchte ernten“, warb Aßmuth im Hinblick auf Kandidaten für künftige Kommunalwahlen.
Jungendgemeinderäte werden wegen mangelnden Interesses eingestellt
Gemeinderat Bernhard Krämer (CDU) tat sich schwer mit dem Thema und verwies auf Jugendgemeinderäte, die mangels Interesse wieder eingestellt wurden. Veronika Neumaier (FW) hatte indes nichts dagegen und fand es eine gute Idee, wenn die Schule den Prozess begleitet und der Elternbeirat sich mit einbringt.
Arnold Allgaier (FW) sah dagegen die Schwierigkeit, den Kindergemeinderat am Leben zu halten. Auch die Position Kinderbürgermeister sah er kritisch, er schlug stattdessen vor, einen Sprecher zu bestimmen.
Bernhard Kaspar (CDU) zeigte sich vom Thema überrascht und konnte der Argumentation nicht folgen, dass Kinder an die Kommunalpolitik herangeführt werden sollten. Bisher gebe es schon Klassen- und Schulsprecher, Bedarfe würden über den Elternbeirat in den Gemeinderat getragen. Hubert Kinast (CDU) fand es gar kontraproduktiv, wenn der Elternbeirat mit der Begleitung des Kindergremiums noch mehr Aufgaben bekäme.
Gremium soll für zwei Jahre einen Probelauf unternehmen
Helmut Lupfer (FW) stimmte einem Probelauf für zwei Jahre zu, danach soll evaluiert werden. Fabian Witt (CDU) erklärte hinsichtlich der engen Begleitung durch die Schule abschließend: „Wir sollten den Kindergemeinderat nicht zerreden, sondern ausprobieren.“
Vorreiterrolle im Kreis
Damit der Kindergemeinderat eingerichtet werden kann, müssen sich sechs Kinder finden, die teilnehmen möchten. Dann würde Hofstetten eine Vorreiterrolle im Ortenaukreis übernehmen.