In der Epfendorfer Gemeinderatssitzung erhitzte ein Tagesordnungspunkt, der theoretisch eher nüchtern anmutet, die Gemüter so, dass (erfolglos) beantragt wurde, den Punkt abzuschließen und später ein Ratsmitglied sogar drohte, den Saal zu verlassen.
Es ging um die Feststellung des Forstbetriebsplans 2024. Zu diesem Anlass waren Forstamtsleiter Frank Kapahnke und Revierleiter Bernd Nickel zu Gast.
Kapahnke berichtete zunächst aus dem Jahr 2023. Es sei bis auf den Monat April durchgehend wärmer gewesen als im 30-jährigen Mittel. Allerdings hätten die Niederschlagsmengen teils über und teils unter dem Mittel gelegen. So sprach er von einem zu warmen Jahr mit durchwachsenem Niederschlag.
Holzmarkt unter Druck
Der Holzmarkt stehe stark unter Druck. So seien die Preise im Leitsortiment um bis zu 25 Prozent gefallen. Aktuell liege der Verkaufspreis bei lediglich 85 Euro pro Festmeter, was deutlich unter dem angestrebten dreistelligen Erlös sei. Auch Paletten- und Industrieholz werde sehr günstig gehandelt. Lediglich beim Brennholz seien höhere Preise üblich.
Der gesamte Holzeinschlag 2023 habe 1990 Festmeter betragen, berichtet er weiter. Davon seien 1250 planmäßig geerntet worden, und 740 hätten sich zufällig aus Sturm- und Dürreschäden, Insektenbefall und ähnlichem ergeben.
Für 2024 hoffe man, dass die Preise sich wieder auf einem höheren Niveau stabilisieren, so der Forstamtsleiter. Weitere Prognosen seien aufgrund der Unvorhersehbarkeit wirtschaftlicher Faktoren schwierig, auch wenn der Absatz als gesichert gelte.
Überschuss erwartet
Man hoffe, erklärt er, insgesamt mit einem Einschlag von 3400 Festmetern über alle Sortimente einen durchschnittlichen Erlös von 75,76 Euro pro Festmeter zu erzielen. Dieses ergebe dann, zusammen mit allen anderen Posten, erhoffte Einnahmen von 285 000 Euro.
Abzüglich der prognostizierten Kosten für Kulturen, Waldschutz, Bestandspflege, Wegeunterhaltung und Verwaltung in Höhe von 195 500 Euro wird in 2024 ein Überschuss von 89 450 Euro aus dem Gemeindewald erwartet.
Schwierigkeiten bei der Ernte
Revierleiter Bernhard Nickel ging daraufhin auf die Schwierigkeiten bei der Holzernte im Epfendorfer Gemeindewald ein. „Da kommen mehrere Faktoren zusammen“, erklärte er. Auf der einen Seite breche seit einigen Jahren im Sommer regelmäßig der Holzmarkt zusammen. Dadurch wäre eine Holzernte, nur um den geplanten Einschlag zu erreichen, „eine reine Vermögensvernichtung“, sagt er.
Auf der anderen Seite gebe es viele kleine Flächen abzuernten, die sich oft in schwierigen Lagen befinden. Das sei nur mit einigem Aufwand und detaillierter Planung zu realisieren. Beispielsweise habe man das große Problem, dass sich die Flächen in Hanglagen befinden, es kaum Zufahrtswege gibt und man dann keine geeigneten Zwischenlager habe. Sobald es wirtschaftlich sinnvoll erscheint, sollen diese aber angegangen werden.
Das richtige Prozedere
In der folgenden Fragerunde warf Gemeinderat Jürgen Behr die Frage auf, wie es denn um das Thema Brennholz bestellt sei. So sei in Nachbargemeinden Brennholz problemlos verfügbar. Forstamtsleiter Kapahnke wies daraufhin auf das offizielle Prozedere hin: „Brennholzbedarf ist anzumelden, entweder per E-Mail oder Telefon, aber auf jeden Fall auf dem offiziellen Weg.“ Anschließend würden die Interessenten bei Verfügbarkeit informiert.
Nickel ergänzte, dass sich die geernteten Mengen teilweise schlecht voraussagen ließen, da man teilweise stark von äußeren Faktoren abhängig sei. So könne man planen, so viel man wolle. Es reiche ein Sturm, um die Planung über den Haufen zu werfen.
Wortgefecht zwischen Behr und Nickel
Im folgenden Wortgefecht entgegnete Behr, dass das Forstamt zwar eine Behörde sei, jedoch auch ein Dienstleister. „Und da können wir Ergebnisse erwarten“, so Behr. Nickel wies darauf hin, dass er als Profi seinen Arbeitsplan selber mache.
Darauf folgte eine hitzige Diskussion, in dessen Rahmen Bürgermeister Mark Prielipp daran erinnern musste, nicht persönlich zu werden, und Jürgen Behr damit drohte, den Saal zu verlassen. Ein Geschäftsantrag zum Beenden der Diskussion nahm der Situation etwas den Wind aus den Segeln, wurde aber abgelehnt.
Zu teuer?
Nickel erwähnte abschließend, dass er bei laufender Motorsäge manchmal sein Telefon nicht höre. Dennoch funktioniere im Rest des Kreises und mit einigen Epfendorfer Bürgern das Anmelden des Brennholzbedarfs problemlos.
Nichtsdestotrotz sei er es leid, sich immer wieder anhören zu müssen, dass das Holz zu teuer sei. Man müsse bereit sein, die marktüblichen Preise zu bezahlen. Denn zu verschenken sei das Holz aus dem gemeindeeigenen Wald nicht. Momentan sei noch Brennholz verfügbar, teilte er mit.
Der Forstbetriebsplan 2024 wurde einstimmig angenommen.