Den Wald ins rechte Licht rücken: Das will der Wettbewerb zur "Waldhauptstadt" Deutschlands. (Symbolbild) Foto: Hopp

Einkaufszentrum? Provinziell. Kreishauptstadt? Seit 1974 Geschichte. Events? Nach dem Ende des Mini-Rocks 2018 eher mau. Doch jetzt gibt es eine neue Chance, Horb zur Metropole zu machen. Zur Waldhauptstadt, wie BiM-Gemeinderat Thomas Bauer vorschlägt.

Horb - Eigentlich gehörte die Debatte zum Forsteinrichtungswerk im Gemeinderat zu denen mit eher mäßigem Unterhaltungsfaktor. Doch die eher trockene Debatte wurde spannend. Der Grund: Mit dem Forsteinrichtungswerk soll die Zukunft des Horber Waldes festgelegt werden. Dann kann Horb doch auch gleich die Waldhauptstadt von Deutschland werden, oder?

BiM-Gemeinderat Thomas Bauer: "Wenn wir ohnehin eine Zukunftsstrategie für den Wald aufstellen, können wir uns doch gleich am Wettbewerb der PEFC zur Waldhauptstadt bewerben. Dort winkt ein durchaus attraktiver Preis von 1000 Setzlingen."

Es könnte auch um die "Spielregeln" für die Zukunft des Horber Waldes gehen

Eine gute Idee. Findet auch Forstexperte Bastian Kaiser von der Fachhochschule Rottenburg: "Die tausend Setzlinge als Preis sind für die Forstwirtschaft nicht der große Brüller. Aber: Rottenburg war schon einmal Waldhauptstadt. Diese Auszeichnung bietet einem vor allem die Chance, durch das Netzwerk der PEFC das Thema Wald an die Öffentlichkeit zu bringen."

OB Rosenberger versprach, diese Bewerbung mit in die Strategie des Forsteinrichtungswerks mit aufzunehmen. In der Tat passt beides gut zusammen. Das zeigt die aktuelle Waldhauptstadt Warstein. Genau, die mit dem Pils. Hier schreibt die Jury zur Auszeichnung: "Darüber hinaus legte die Stadt ein detailliertes Konzept vor, wie im gesamten Jahr 2020 der Waldhauptstadttitel in der Außendarstellung genutzt werden soll."

Mit dem neuen Forsteinrichtungswerk sollen die abstrakten Spielregeln für die Zukunft des Horber Waldes aufgestellt werden. Gar nicht so einfach. So sind bisher 90 Prozent als Erholungswald ausgezeichnet, 33 Prozent Biotop, 25 Prozent Wasserschutzwald und 12 Prozent Bodenschutzwald.

Der Hochschulgelehrte Kaiser machte zunächst klar: Der Wald, wie wir ihn kennen, ist ein Kulturwald. Wenn sich der Mensch daraus zurückziehen würde, würde alles zusammenbrechen. Auch so manches Öko-Schutzziel wie FFH und die Biotop-Waldgesellschaften "könnten sich so nicht halten. Gewisse geschützte Arten, die auf Alt- und Totholz angewiesen sind, brauchen einen gut bewirtschafteten Wald." Deshalb braucht es auch die Holzernte, um mit dem Ertrag dafür zu sorgen, den Wildwuchs im Zaum zu halten.

Wird zu viel Holz geschlagen?

BiM-Fraktionschefin Christina Nuss: "Walter Trefz hat gesagt: Der kranke Patient Wald braucht Ruhe, um sich zu erholen. Wir holen zu viel Holz aus dem Wald, das beunruhigt mich!"

Kaiser: "Ich schätze den Kollegen Trefz sehr. Trotzdem: Wenn ein Patient krank ist, wird er nicht gesund, wenn man den Arzt nach Hause schickt. Andere Schäden, die wir sehen, die regeln sich nicht von allein. Derzeit fällt die Fichte großflächig aus. Wenn man den Wald umbauen will, muss man pflanzen!"

Martin Raible (ULH) hat noch eine ganz andere Befürchtung: Was nützt das beste Wald-Umbaukonzept, wenn durch die Windräder der Wald zerstört wird? Raible: "Die große Kreisstadt Horb legt im Zuge der angestrebten Klimaneutralität großen Wert auf die Erhaltung der Waldfläche und einen bestmöglichen Beitrag zur CO2-Bilanz. Dies bedeutet, dass Planung und Bau von Windindustrieanlagen – gleich welcher Art – im Horber Wald grundsätzlich abgelehnt und, soweit rechtlich möglich, auch im Wald auf Horber Markung verhindert werden. Ich bitte dies ins Protokoll aufzunehmen. Auch in Anbetracht vom Angriff auf den Wald in ganz Baden-Württemberg von der neuen Landesregierung!"

Jetzt sollen die Forst-Experten das Forsteinrichtungswerk mit Leben füllen und die Vorschläge dann dem Gemeinderat wieder vorlegen. Entschieden werden soll im Herbst. Die Bewerbungsunterlagen für die Waldhauptstadt 2022 müssen beim PEFC (Programme for the Endorsement of Forest Certification Schemes) bis zum 4. November eingereicht werden.