Manfred Seeger war acht Jahre lang Gemeinderat in Balingen. Der Notar tritt bei den im Juni anstehenden Wahlen nicht mehr an. Wir haben mit ihm über die Gründe gesprochen – und darüber, was seine Herzensthemen waren und sind.
„Die Zeit fehlt“, sagt Manfred Seeger. Als Notar ist er beruflich mächtig eingespannt – und seine Arbeitszeit kollidiert mit den Gemeinderatssitzungen, die traditionell um 17 Uhr beginnen. Auch wenn der Start ab der kommenden Legislaturperiode eine halbe Stunde nach hinten verlegt wird, bringe ihm das nicht viel. „Wenn ich etwas mache, dann zu hundert Prozent.“
Über die negativen Erfahrungen während seiner Amtszeit in der CDU-Fraktion will Seeger nicht reden. Eigentlich. Deshalb legt er den Fokus im Gespräch mit unserer Redaktion auf das Schöne – und das ist für ihn definitiv die Gartenschau. „Wenn ich daran zurückdenke, habe ich vor Freude Tränen in den Augen“, sagt er und ja, wer genau hinsieht, der sieht da etwas glitzern.
Viel gelernt von Reitemann und Abel
Sein täglicher Weg von zu Hause in das Notariat führt ihn über die Plaza und egal bei welchem Wetter, Seeger geht das Herz auf. „Da hat Balingen alles richtig gemacht“, meint er und betrachtet das große Ganze. Schließlich ginge es bei der Gartenschau nicht nur um Blumen.
„Balingen hat die Chance genutzt, das verstaubte 70er-Jahre-Flair abzuschütteln“, sinniert Seeger. Und die Stadt, meint er, habe mit der Gartenschau die Chance genutzt, städtebaulich weit voran zu kommen und in diesem Kontext Fördergelder sinnvoll zu investieren.
„Von Helmut Reitemann und Dirk Abel habe ich viel gelernt, vor allem, wie man gut verhandelt“, sagt Seeger im Rückblick auf die beiden Oberbürgermeister, die ihm in seiner Amtszeit begegnet sind. Und er fügt hinzu: „Unsere Stadtverwaltung ist großartig.“ Da gäbe es keine unnötig langen Diskussionen, da werde auch mal schwäbisch pragmatisch gesagt: „Oifach macha!“
Seeger: Ein bisschen Ärger hat es auch gegeben
Ja, räumt der Familienvater auf Nachfrage ein, ein bisschen Ärger habe es in den vergangenen Jahren schon gegeben. Noch immer habe er Bauchschmerzen, wenn er an die Neubestuhlung der Stadthalle denke: „Wir haben mit Interstuhl einen Global Player vor der Haustür, aber die Ausschreibung war so formuliert, dass die Tieringer gar nicht zum Zuge kommen konnten.“ Das hat ihn geärgert – und ein „Datenleck“ aus den Reihen des Gremiums.
Was war da los? Um den Ruf Balingens als „die Kunststadt“ zu erhalten, wurde nach den großen Ausstellungen mit Werken von weltbekannten Künstlern wie Picasso, Miró oder Matisse nach einem neuen, zeitgenössischen Format gesucht. Fotografien sollten es sein, und der Plan war, neben der World Press Photo Exhibition (die übrigens ab 16. Mai zum fünften Mal in der Eyachstadt zu sehen ist) auch Werke einer berühmten Fotografin zu zeigen.
Gartenschau sieht er als größten Erfolg
Das wurde in nicht öffentlicher Sitzung beraten – und stand am nächsten Tag in einer Zeitung. Der Plan war geplatzt und Seeger enttäuscht: „Als Notar bin ich der Verschwiegenheit verpflichtet und war tief enttäuscht.“
Das alles wischt er weg, denn da ist ja sein „Baby“, die Gartenschau. Die verbucht er als einen der größten Erfolge seiner Amtszeit.
Was er dem neuen Gremium, das am Sonntag, 9. Juni gewählt wird, mitgeben will? „Es kommen schwierige Aufgaben“, gibt er zu bedenken und appelliert an die künftigen Räte: „Habt Vertrauen in unsere Verwaltung, die sind echt stark.“ Geschätzt hat er stets die sachlichen Diskussionen ohne Ansehen der Partei. Diesen offenen Austausch auf Augenhöhe wünscht er auch dem neuen Gremium.