Für die AfD sitzt im Bad Wildbader Rathaus nur noch Mathias Fey am Ratstisch. Foto: Thomas Fritsch

Werner Kriech zog für die AfD in den Bad Wildbader Gemeinderat und in den Kreistag Calw ein – obwohl er kein Parteimitglied ist. Wie ist jetzt der aktuelle Stand?

Distanziert sich der Bad Wildbader Stadtrat und Kreisrat Werner Kriech noch weiter von der AfD, auf deren Listen er sowohl in den Gemeinde- als auch in den Kreisrat eingezogen ist? Ganz so eindeutig, wie das in Medienberichten zu lesen ist, scheint es wohl nicht zu sein.

 

Er habe nur das „wiederholt, was ich immer wieder kommuniziere“, sagt er auf Anfrage unserer Redaktion auf die Frage, ob er sich noch mehr distanziere als bisher schon durch seinen Austritt aus der AfD-Fraktion im Kreistag. So sei er ein „überzeugter Libertärer und stehe deshalb allen Parteien kritisch gegenüber. Ich bin und war nie Mitglied der AfD.“ Seine „Kandidatur für die AfD war ein Protest gegen die Hass- und Hetz-Kampagne gegen die AfD“, die laut Kriech aus dem rot-grünen Lager initiiert worden sei.

Er habe sich als Zählkandidat aufstellen lassen, also als jemand, der keine Aussicht darauf hat, wirklich gewählt zu werden – und sich dann entsprechend gewundert, als es durch die allgemein kräftigen Zuwächse bei der AfD doch gereicht hat. Sowohl für den Bad Wildbader Gemeinderat als auch für den Kreistag – da übrigens im Wahlbezirk Althengstett.

Aus Fraktion ausgetreten

Kriech war Mitglied der AfD-Kreistagsfraktion, hat dann jedoch mit anderen Kollegen, auch aus anderen Fraktionen, die neue Fraktion Aufrechte Bürger gegründet. Die Fraktion stehe, so Kriech weiter, „für eine kompetente und sachorientierte Politik für die Bürger. Wir sprechen Fehlentwicklungen an und bieten Lösungen an“. Kriech nennt hier die Situation der Krankenhäuser im Landkreis Calw und die Hermann-Hesse-Bahn.

Zur Erinnerung: Neben Kriech waren auch der Bad Herrenalber Manfred Senk und zuerst der ehemalige AfD-Chef Günther Schöttle ausgetreten. Als letzten Auslöser für den Austritt aus der Partei nannte Schöttle damals die Aufhebung der Immunität des AfD-Abgeordneten Miguel Klauß. Den hatte Schöttle aufs Schärfste kritisiert. Klauß habe immer wieder verdiente Altmitglieder beleidigt und „übelste Hetzkampagnen initiiert oder selbst gepostet“, so Schöttle. „Ich bevorzuge einen konstruktiven Politikstil – gerne auch hart in der Sache – aber immer menschlich fair.“ Dies sei in dieser Form in der AfD für ihn nicht mehr möglich.

Toleranz und Verständnis

Der Austritt Schöttles bewog dann auch Kriech und Senk dazu, aus der Kreistagsfraktion auszutreten. In einer Pressemitteilung begründeten beide im Juli ihren Schritt jeweils mit persönlichen Motiven „und dem Verlust der Möglichkeit einer vertrauensvollen Zusammenarbeit mit den verbleibenden Kreisräten der AfD-Fraktion“. Kriech, so hieß es in der Mitteilung weiter, betrachte „jeden Menschen als Individuum mit unverhandelbaren Rechten, unabhängig von Abstammung, Geschlecht, Religion, sozialen Stand.“ Deshalb seien für ihn Toleranz und Verständnis für den anderen sehr wichtig. Deutschtümelei und Vorbehalte gegen andere Religionen dürfe es nicht geben. Parteien mit ihren Kungeleien, Seilschaften und Intrigen seien ihm ein Gräuel.

Unabhängiges Mandat

Zurück nach Bad Wildbad: Auch wenn er zusammen mit AfD-Mann Mathias Fey auf der AfD-Liste in den Gemeinderat gewählt worden ist, stellt er fest: „Im Stadtrat von Bad Wildbad gab es nie eine AfD-Fraktion.“ Um die erforderliche Stärke zu erreichen, braucht es in diesem Gremium mindestens drei Stadträte, die sich zu einer Fraktion zusammenschließen können. Deshalb nehme er das Mandat als Unabhängiger wahr, was zum einen „eine sehr angenehme Position“ sei; andererseits fehle aber der Austausch von Gedanken mit anderen Fraktionskollegen, so Kriech weiter.

Sein Hauptziel in Bad Wildbad sei „eine sparsame und vernünftige Finanzpolitik durch eine strenge Haushaltspolitik und Erhöhung der Einnahmen“, unter anderem durch eine konsequente Umlegung der entstandenen Kosten auf die Verursacher.

Ob er sich nun, wie kolportiert wurde, jetzt noch weiter von der AfD weg bewege, verneint Kriech deutlich: „Ich sehe daher keinen Grund, mich mehr als früher von der AfD zu distanzieren und bin meiner Überzeugung immer treu geblieben.“