Eine PV-Anlage sollte auf der Rückseite der Erddeponie zwischen Möttlingen und Unterhaugstett gebaut werden. Foto: Biermayer

Auf der Erddeponie in Möttlingen sollte ein PV-Anlage nachhaltig Strom erzeugen. Doch eine Vorschrift verhindert das. Im Gemeinderat versteht das keiner.

Die Idee ist einfach und einleuchtend: Bevor der Hang der Deponie „Hochholz“ aufgeforstet wird, finden dort über mehrere Jahrzehnte PV-Module Platz. Die liefern nachhaltigen Strom. Die Stadt verdient daran mit. Von der Landesregierung sind solche Freiflächen-PV-Anlagen politisch gewollt. Der Regionalverband will demnächst - wie für die Windenergie - Vorrangflächen ausweisen. Doch in Möttlingen wird daraus nichts.

 

Waldabstand ist Problem Die Stadt Bad Liebenzell war in ihren Planungen schon weit. Bereits im April 2024 kamen Vertreter der Firma EngCon aus Kreuzlingen am Bodensee in den Gemeinderat. Das Unternehmen wollte das Projekt auf dem Südwest-Hang der Deponie umsetzen.

Dort könnten die Module ideal ausgerichtet werden, sagte Dominik Pfohl von EngCon damals. Das liege auch an der steilen Hangneigung von 20 Grad. Die Module würden auf Ständer gebaut, damit Schafe darunter das Land beweiden können. Die Anlage könne letztlich etwa 1500 Haushalte mit Strom versorgen. Der Gemeinderat war begeistert. Einstimmig entschied sich das Gremium damals dafür, einen passenden Bebauungsplan aufzustellen.

Pfohl gab damals eine Einschränkung mit: Es müsse noch geklärt werden, wie nah die Anlage an den Waldrand gebaut werden darf.

Damit sprach er einen Knackpunkt an, wie sich nun herausstellte. Denn wie Bauamtsleiter Rainer Becht jüngst im Gemeinderat verkündete, wird aus der PV-Anlage auf der Deponie nichts. EngCon habe sich zurückgezogen. Das Unternehmen habe der Stadt mitgeteilt, dass sich die Anlage wirtschaftlich nicht rechne. Der Grund: Weil die geplanten PV-Anlagen den vorgegebenen Waldabstand von 30 Metern einhalten müssen, schrumpft die für das Projekt nutzbare Fläche. Und die verbleibenden Quadratmeter sind EngCon offensichtlich zu wenig.

Becht machte keinen Hehl daraus, dass er das bedauert. Man hätte mit dem Projekt eine Fläche nutzen können, „die naturschutzfachlich nicht so hoch im Kurs steht“, sagte er. Neben dem Waldabstand gab es wohl noch andere K.-o.-Kriterien, steht in der Sitzungsvorlage: zu kurzer Zeitraum, bevor die Fläche laut Waldgesetz endgültig aufgeforstet werden muss; zu viele Ausgleichsmaßnahmen, um die Fläche in der Zwischenzeit für eine PV-Anlage nutzen zu können.

Dietmar Lehmann-Schaufelberger (Grüne) regte das auf. „Das Projekt ist sinnvoll, politisch gewollt und bringt Geld“, sagte er. Er könne die Hinderungsgründe nicht nachvollziehen. Die Staatsforstverwaltung habe in den Verhandlungen eine „starre Haltung“, so Becht. ForstBW sei zudem Eigentümer der Fläche. Dietmar Fischer meinte, dass ForstBW mit zweierlei Maß messe. Das PV-Projekt werde aus Naturschutzgründen verhindert. Die geplanten Windräder im nahen Wald seien aber kein Problem. „Es ist skandalös“, sagte Fischer.

Gemeinderat will nicht nachgeben „Man versteht die Welt nicht mehr“, sagte Ekkehard Häberle (ZBL). Die erneuerbaren Energien sollten ausgebaut werden. Hier habe man eine „perfekte Fläche“ und dürfe sie nicht nutzen. „Wir sollten das nicht einfach akzeptieren“, sagte Katrin Heeskens (UL). Der Gemeinderat einigte sich schließlich darauf, dass die Verwaltung noch einmal auf oberster Ebene vorsprechen solle, um doch noch eine Umsetzung des PV-Projekts zu ermöglichen.

Ob das wirklich den Erfolg bringt, ist fraglich. Becht erklärte zum Schluss nämlich, warum die 30 Meter Waldabstand gelten. Es gehe darum, Waldbrände zu verhindern. „Die Anlagen können auch mal brennen“, so Becht.