Soll die Stadt Albstadt ein 1707 errichtetes Fachwerkgebäude verkaufen, das zwar nicht unter Denkmalschutz, allerdings in der historischen Ortsmitte von Tailfingen steht und von Vereinen genutzt wird? Der Gemeinderat Albstadt hat eine Entscheidung getroffen – aber eine Klausel eingebaut.
1707 errichtet, 1981 saniert und den Vereinen übergeben worden ist das „Haus der Vereine“ neben der Peterskirche in der historischen Stadtmitte von Tailfingen, gleich neben der Peterskirche, und – ebenso wie diese – ein Fachwerkbau.
2018 sei noch die Heizung ausgetauscht worden, doch ein Fahrplan für die Sanierung des Hauses, und die sei nötig, bestehe nicht, war in der jüngsten Sitzung des Gemeinderats Albstadt zu erfahren. Es hat statische Mängel am West-Giebel, wird abgestützt und mit Nachtspeicheröfen beheizt.
Nur einer von vier Räumen wird genutzt
Hinzu kommt, dass nur ein Raum wirklich genutzt werde, und zwar im 14-tägigen Wechsel für je zwei Stunden. zehn bis 15 Wochenend-Vermietungen kämen jährlich hinzu – zu wenig, um eine 2,7 Millionen Euro teure Sanierung zu rechtfertigen, meint die Projektgruppe Gebäudebestandsoptimierung, die ob der miserablen Finanzlage der Stadt fieberhaft Wege sucht, die finanziellen Dauerbaustellen zu reduzieren. Deren Fazit: „Investitionskosten in Höhe von 2,7 Millionen Euro sind ohne Bedarf nicht darstellbar“, und eine Veräußerung an Vereine sei gescheitert, ebenso wie Pläne, das Haus abzureißen und Parkplätze einzurichten.
Die Alternative: Die Stadt könnte das Haus verkaufen und dem Käufer das Grundstück in Erbpacht überlassen, um weiter eine Hand darauf zu haben, oder es komplett verkaufen.
Thomas Voelter (Z.U.G.) eröffnete die Liste der Redner, die eine Bedingung für den Verkauf forderten: dass das Haus nicht abgerissen werden dürfe.
Die Bitte von WSA-Fraktionschef Martin Braun, die Vereine mitzunehmen, ist bereits erfüllt, wie Oberbürgermeister Roland Tralmer klarstellte: „Wir haben mit den Vereinen gesprochen, ob sie es übernehmen wollen.“ Freie-Wähler-Fraktionschefin Manuela Heider gefiel nicht, dass sie „aus der Zeitung erfahren musste, dass wir das Gebäude verkaufen wollen: Wir sehen die Notwendigkeit, Infrastruktur der Stadt zu reduzieren, aber wir müssen nicht gerade mit dem Haus neben der Peterskirche anfangen, abzureißen“. CDU-Fraktionschef Steffen Conzelmann sieht aufgrund des „maroden Zustands keine andere Möglichkeit“ als den Verkauf, auch wenn er es „schade“ findet, dass „ein Stück Tailfingen“ damit verloren gehe.
Laut Olaf Holz vom Baudezernat gab es schon erste Anfragen von Kaufinteressierten, die das Haus aber nicht abreißen wollten. Eine Nutzung als Haus der Vereine habe „über fast 50 Jahre nicht funktioniert“ sagte er mit Blick auf eine gewisse Bandbreite. Aktuell sind der Schwäbische Albverein, Ortsgruppe Tailfingen, die sich den Onstmettingern anschließen will, die Fotogilde Tailfingen, der Zitherclub Edelweiß, die Radsportvereine, die Schmiechataler und die Narrenzunft Schalksburg dort bei Versammlungen.
„Für Parkplätze abreißen – das muss vorbei sein“
Friedrich Rau (Bündnis ’90/Die Grünen), im Brotberuf Architekt, wies darauf hin, dass Fachwerk „in der Regel Kitsch“ sei: „Früher war es immer verputzt – aus Brandschutzgründen.“ Der Weg, Gebäude abzureißen, um Parkplätze zu schaffen, müsse aber „der Vergangenheit angehören“. Er schloss sich Thomas Voelters Auffassung an, ebenso wie Martin Frohme (SPD): „Man kann vertraglich beim Verkauf festlegen, dass das Haus nicht abgerissen wird“.
Die Räte stimmten geschlossen dafür: Das Haus in der Petrusstraße 10/1 wird als Haus der Vereine aufgegeben und das Amt für Finanzen und Vermögen beauftragt, es meistbietend zu veräußern oder im Wege des Erbbaus zu vergeben – mit der Maßgabe, dass ein Abriss ausgeschlossen wird.