Für den Platzsturm gegen den 1. FC Köln wird der VfB nun zur Kasse gebeten. Foto: Baumann

Fast 100 000 Euro musste der VfB Stuttgart in den vergangenen Monaten an Strafe an den Verband bezahlen. Vorstandschef Alexander Wehrle plädiert für eine andere Verwendung der Bußgelder.

Es mag eine gewagte Schätzung sein, die der Deutsche Fußball-Bund (DFB) da ins Feld führt. 1000 Fans, so heißt es in der Urteilsbegründung des DFB-Sportgerichts, hätten sich nach der Last-minute-Rettung am letzten Bundesliga-Spieltag gegen den 1. FC Köln im Innenraum des Stuttgarter Stadions aufgehalten, um den Klassenverbleib zu feiern. Es waren ziemlich sicher mehr als nur 1000 Anhänger, was an der Strafe nichts ändert: 15 000 Euro muss der VfB für den Platzsturm bezahlen. Das Sportgericht bestätigte nun den Entscheid des Einzelrichterverfahrens. Begründung des Vorsitzenden Stephan Oberholz: „Ein Strömen von mehr als 1000 Zuschauern auf den Rasen stellt ein zu hohes Risiko dar, das zu schlimmen Folgen führen kann. Wir können von Glück reden, dass nicht mehr passiert ist.“

Der VfB wird damit erneut zur Kasse gebeten – bereits zum vierten Mal in den vergangenen Monaten. Für den überharten Einsatz seines Ordnungsdienstes im Heimspiel gegen Borussia Mönchengladbach war er zu einer Geldstrafe von 30 000 Euro verurteilt worden. 6000 Euro wurden aufgerufen, nachdem gegen Borussia Dortmund in der Nachspielzeit zwei Anhänger aufs Spielfeld gelaufen waren. Im Mai folgte eine Rechnung über 33 000 Euro. Stuttgarter Anhänger hatten bei den Auswärtsspielen in Mainz und bei Hertha BSC reichlich Rauchkörper gezündet. Dem VfB wurde anheimgestellt, 10 300 der 33 000 Euro für Sicherheits-und Gewaltpräventionsmaßnahmen einzusetzen. Nun das Bußgeld für den Platzsturm.

Mit dem Alexander Wehrle so gar nicht einverstanden sein will. In einer Pressemitteilung argumentiert der Vorstandsvorsitzende des VfB: „Ich finde es schade, dass das Sportgericht friedliche und spontane Emotionen bestraft. Diese Emotionen nach einem historischen Saisonfinale waren Ausdruck von Glück und Begeisterung und daher nichts, für das der VfB bestraft werden sollte – zumal wir in Bezug auf unser Sicherheits- und Präventionskonzept nichts falsch gemacht haben.“

Fast 100 000 Euro Strafe in einer Saison

Wehrle erwägt einen Einspruch. Sportrichter Oberholz betonte hingegen, dass eine Geldstrafe in Höhe von 15 000 Euro für einen Bundesligisten wegen eines Platzsturmes am unteren Ende des möglichen Sanktionsbereiches liege. Zugleich widersprach der DFB dem Eindruck, härter durchzugreifen als früher. Wegen der Corona-Zeit gibt es keine verlässlichen Vergleichszahlen zu vorherigen Spielzeiten.

Nach Angaben des DFB fließen sämtliche Strafen in die Talentförderung sowie in Fanprojekte oder fußballnahe Stiftungen. Der VfB-Boss plädiert hier für ein Umdenken: „Nach zwei Coronajahren, die den Breitensport in Existenznot gebracht haben, sollten gezielt regionale und lokale Vereine unterstützt werden.“ Der VfB würde seine Strafen gern über den Fußballbezirk Stuttgart für die Jugendarbeit in Amateurvereinen einsetzen.

An Dynamo Dresden kommt keiner heran

Insgesamt musste der VfB in der vergangenen Saison 98 250 Euro an Strafe bezahlen. Das ergibt Platz zehn im bundesweiten Vergleich. Einsamer Spitzenreiter war Dynamo Dresden (379 000 Euro).