Der ZOB soll ein Verkehrsknotenpunkt werden. Foto: Beyer

Erneut regnet es Fördergelder für Calw: Das Land Baden-Württemberg steuert knapp 300 000 Euro für das geplante Mobilitätszentrum am ZOB bei. Das gibt das Verkehrsministerium am Dienstagnachmittag bekannt.

Calw -  Eine Carsharing-Station für E-Autos, Fahrradverleih, ein Videoreisezentrum und vielleicht sogar ein 24-Stunden-Shop mit regionalen Produkten – so oder so ähnlich soll das Mobilitätszentrum am ZOB in Calw künftig ausgestaltet werden, das in Zusammenhang mit der Reaktivierung der Hermann-Hesse-Bahn entsteht.

Für diese Pläne gibt es einen Zuschuss vom Land in Höhe von 290 000 Euro. Vorangegangen war ein Förderaufruf unter dem Titel "Innovationsoffensive Öffentliche Mobilität" im Sommer 2020. In diesem Rahmen soll "die Errichtung und der Betrieb von Mobilitätszentralen als umfassende Serviceeinrichtungen gefördert werden" heißt es in der Mitteilung des Verkehrsministeriums.

Projektanträge aus den Landkreisen Calw und Main-Tauber sowie aus Lörrach und Heidelberg haben nun die Förderzusage erhalten. "Die Mobilitätszentralen werden allesamt ein umfassendes Leistungsangebot anbieten, das unter anderem die Beratung der vor Ort angebotenen Mobilitätsformen, Fahrplanauskünfte, Tarifauskünfte und -beratungen sowie den Fahrkartenvertrieb umfasst. Zudem werden sie barrierefrei ausgestaltet sein", ist dort weiter zu lesen.

Das geplante Mobilitätszentrum in Calw erhält hierbei die mit Abstand größte Summe, was Oberbürgermeister Florian Kling natürlich freut. "Ob mit dem Bus, zu Fuß, mit der Bahn, dem Fahrrad oder dem Sharing-Auto – die Stadt Calw und das Umland kann auf verschiedenste Arten erkundet werden. In der Mobilitätszentrale am ZOB, direkt in der historischen Altstadt, empfangen wir die Gäste und schicken sie auf ihr Abenteuer in die Natur", wird er in der Mitteilung zitiert.

24-Stunden-Shop geplant

Bis es so weit ist, kommt aber noch eine Menge Arbeit auf die Stadtverwaltung zu, erläutert er im Gespräch mit dem Schwarzwälder Boten. Zumal Eile geboten ist: Wie es in einer Pressemitteilung des Landtagsabgeordneten Thomas Blenke heißt, soll die bauliche Umgestaltung im Mai 2022 abgeschlossen sein.

Zunächst müsse nun ein detailliertes Konzept aufgestellt und das ganze Vorhaben genau geplant werden, sagt Kling. Und das im Übrigen ohne Saira Moinuddin-Huber, Stabstelle Strategie und Projekte, die das Projekt Mobilitätszentrum in einer vormaligen Gemeinderatssitzung vorgestellt hatte. Sie verlässt Calw nach einem Jahr. Aber das nur am Rande.

"Wenn jemand in Stuttgart ein Ticket bucht, soll er gleich ein E-Bike oder ein E-Auto mitbuchen und losfahren", gibt OB Kling als Ziel für das angedachte Mobilitätszentrum aus. E-Scooter hingegen spielen bei den Plänen keine Rolle. Zum einen aufgrund der Topografie Calws mit vielen Steigungen. Zum anderen "will ich die nicht in der Nagold liegen haben", sagt Kling.

Sein großer Wunsch: Zusätzlich zu den mannigfaltig vorhandenen Verkehrsmitteln einen 24-Stunden-Shop mit regionalen Produkten am ZOB einzurichten. Ein Marktangebot, das immer verfügbar ist, wäre sowohl für Anwohner, als auch für Touristen ein Gewinn, ist er sich sicher. Schnell noch eine Packung Spätzle oder einen Ring Schwarzwurst geshoppt und ab in den Zug.

Landesverkehrsminister Winfried Hermann (Grüne) äußert sich wie folgt: "Mit den neuen Mobilitätszentralen wollen wir eine individuelle Mobilitätsberatung schaffen, um verstärkt über die Beförderungsangebote des öffentlichen Personennahverkehrs, der Sharing-Anbieter für (Elektro)-Autos und Fahrräder und die Verknüpfung der Mobilitätsformen untereinander zu informieren. Über die Informationen hinaus sollen auch Angebote für umweltfreundliche Alternativen zum eigenen Auto vermittelt werden. So gelingt das Umsteigen leichter."

Ähnlich sieht es Blenke, stellvertretender Vorsitzender der CDU-Landtagsfraktion, der von Hermann über die Förderung in Kenntnis gesetzt worden war. "Gerade im ländlichen Raum ist es wichtig, Alternativen zum eigenen Auto anzubieten", findet er. "Die Hermann-Hesse-Bahn ist ein großer Fortschritt für die Mobilität im Landkreis Calw. Sie verbessert die umweltfreundliche ÖPNV-Anbindung aus dem Landkreis in den Ballungsraum Stuttgart. Calw als End- beziehungsweise Starthaltepunkt der Hessebahn ist der optimale Standort für eine Mobilitätszentrale. Von hier aus kann die gesamte Region Nordschwarzwald klimafreundlich erkundet werden", fügt Landrat Helmut Riegger an.

In Zukunft soll der ZOB auch nicht mehr als der "dunkle Fleck" gelten, der er früher war, meint OB Kling. Mehr, als mit einem Verkehrsknotenpunkt allererster Güte, wie man das Mobilitätszentrum auch nennen könnte, "kann man aus dem Gebäude nicht rausholen, würde ich sagen".