Die Volksbank Lahr will auch – und vor allem – in einem schwierigen Marktumfeld auf ihre Stärke als regional verwurzeltes Geldinstitut setzen. So soll es keinen weiteren Rückzug aus der Fläche geben. Im Gegenteil. Bei den Geldautomaten kann man indes künftig wohl nicht alle Kundenwünsche erfüllen.
„Gerade in Zeiten des Wandels ist es wichtig, positiv nach vorne zu blicken“, erklärte der Vorstandsvorsitzende Peter Rottenecker am Mittwoch bei der Bilanzpressekonferenz im Wertehaus. Des Credo der Lahrer Volksbank: Auf traditionelle Werte setzen, ohne neue Trends zu verpassen.
Bilanzsumme sinkt leicht: Nachdem die Volksbank 2021 die historische Drei-Milliarden-Euro-Marke geknackt hatte, ging die Bilanzsumme im vergangenen Jahr erstmals wieder zurück – von 3,3 auf 3,2 Milliarden Euro (-1,4 Prozent). Gleichzeitig genießt das Geldinstitut weiter das Vertrauen der Menschen vor Ort: Das betreute Kundenvolumen stieg um 2,1 Prozent auf rund 6,5 Milliarden Euro – bei gleichbleibender Kundenzahl.
Immobiliengeschäft weiter auf Talfahrt: Unsichere Preis- und Zinsentwicklung, strenge Effizienzvorgaben, überbordende Bürokratie – „die Rahmenbedingungen für den Bausektor sind nach wie vor alles andere als gut“, stellte Rottenecker fest. Sein Vorstandskollege Reiner Richter erläuterte die Folgen: „Der Wunsch nach einem Eigenheim ist immer noch groß, Immobilien als Kapitalanlage waren zuletzt aber kaum mehr gefragt.“
2025 könnte es jedoch eine Trendwende hin zu einer stärkeren Kreditnachfrage geben. Schon heute der Fall: Bausparen ist wieder in. Nicht zuletzt weil viele Niedrigzins-Darlehen bald auslaufen.
Neues Kontomodell: Von Bronze bis Platin – seit einigen Monaten verleiht die Volksbank verschiedene Edelmetall-Status. Heißt: Je mehr Voba-Produkte ein Kunde hat, desto günstiger wird sein Konto. „Die Rückmeldungen sind größtenteils positiv“, so Vertriebsvorstand Richter.
Keine Filialschließungen: „Als Regionalbank brauchen wir ein funktionierendes Filialnetz“, stellte Peter Rottenecker fest, „die große Welle der Schließungen ist vorbei.“ Vielmehr investiere man in die Standorte. So werde in Rust dieses Jahr groß um- und in Gengenbach künftig neugebaut. In Ichenheim steht in den kommenden Monaten ein Umzug an – dort mietet sich die Volksbank ins einstige Sparkassengebäude ein.
Sichere Geldautomaten: Die unheimliche Serie der Automatensprengungen hat offenbar ein Ende genommen – zumindest hat’s bei der Volksbank seit rund einem Jahr nicht mehr geknallt. „Wir haben modernste Sicherheitsstandards, sodass mittlerweile auch der Letzte wissen sollte, dass bei uns nichts zu holen ist“, sagte Rottenecker. Teils wurden gesprengte Geräte wieder aufgebaut, teils nicht – wie in Sulz. Besteht für Lahrs größten Stadtteil noch Hoffnung auf eine Rückkehr der Volksbank? Der Vorstandsboss: „Die Hoffnung stirbt zuletzt.“
Höheres Tagesgeld: Die Volksbank verzeichnete 2024 einen Einlagenrückgang, was laut Richter zu großen Teilen auf eine neue Strategie zurückgeht: weg von den Großen, hin zu den Kleinen. Das wiederum bedeutet, dass es jetzt mehr aufs Tagesgeld gibt. Bis zu 1,75 Prozent seien drin, sagte Richter. „Damit sind wir besser als viele Direktbanken, die nur mit Lockangeboten über einen kurzen Zeitraum punkten.“
Grundsätzlich, ergänzte Rottenecker, stehe man zunehmend im Wettbewerb mit den Online-Konkurrenten: „Wir können und wollen uns nicht vergleichen, wenn aber Trends erkennbar sind, müssen wir darauf reagieren.“ Wie beim Thema Kryptowährungen: Ab Mitte des Jahres sollen Bitcoin und Co. bei der Voba zu haben sein.
Leichter Rückgang bei den Mitarbeitern: Von 420 auf 412 ist die Zahl der Mitarbeiter im Jahresverlauf geschrumpft. „Auch wir sind zu produktivem Arbeiten gezwungen“, so Rottenecker. Nicht zuletzt wegen anstehender „hoher Tarifabschlüsse“ und damit verbundenen steigenden Personalkosten. Das Thema künstliche Intelligenz werde weiter an Bedeutung gewinnen: „Aber immer mit Sinn und Verstand!“
Post-Areal: Seit Jahren liegt am Tor zur Lahrer Innenstadt eine 4000 Quadratmeter große Fläche brach. Das ehemalige Post-Areal gehört der Volksbank. Wie ist der Stand? „Der alte“, so Vorstandschef Peter Rottenecker. „Es wird so schnell wohl nichts passieren.“ Man sei offen für Ideen und potenzielle Investoren – doch an beidem mangele es.