Nach einer ausgiebigen Reinigung hängte die Geldbeutelwäscher ihre leeren Börsen auf. Foto: Reinhard

Auch in Wolfach ist die Fasnet nun vorbei. Unter Tränen und Wehklagen haben die Geldbeutelwäscher am Aschermittwoch den Schlusspunkt gesetzt. Auch Bürgermeister Thomas Geppert setzten sie wieder ins Amt ein – davor lasen sie ihm aber die Leviten.

Es war mal wieder ein tränenreiches Schauspiel, dass die Wolfacher Geldbeutelwäscher ihrem Publikum boten. Wie gewohnt zogen sie im Trauermarsch vom Wäschergässle an der Klagemauer am Finanzamt vorbei zum Stadtbrunnen, wo sie ihre in der Fasnet geleerten Börsen unter lautem Wehklagen auswuschen. Taschentücher wurden gezückt, die Trauernden fielen sich gestenreich in die Arme und versuchten, sich gegenseitig Trost zu spenden. Die nassen Geldbeutel hängten sie hernach zum Trocknen auf.

 

Nach dem Stockfischessen im Gasthaus Krone stand der letzte Akt der Fasnet auf dem Programm: das Wiedereinsetzen von Bürgermeister Thomas Geppert. Das dafür passende Ambiente bot der Blaue Salon, wo „Maître“ beziehungsweise Hauptamtsleiter Dirk Bregger den hohen Herren Getränke ausschenkte. Der festliche Rahmen täuschte nicht darüber hinweg, dass es „Bürger Geppert“ gleich an den Kragen gehen würde, denn ohne ihm die Leviten zu lesen, wollten die Wäscher ihn nicht wieder in Amt und Würden setzen. Nur wenn sie keine Zweifel an der Eignung Gepperts hätten, würden sie ihn wieder ins Amt setzen, erklärte Oberwäscher Erich Sattler, der eine lange Liste seines „unterjährigen Verhaltens“ dabei hatte.

„Bürger Geppert“ zeigte unterjähriges Verhalten

Er schickte aber auch vorweg: „Sollten wir Sie nicht mehr in Ihr Amt einsetzen können: auch kein Problem für die Stadt und uns.“ Die Wäscher würde über eine ganze Riege ehemaliger Räte, IT-Spezialisten sowie über zwei Ehrennarrenväter verfügen, die „versiert im Umgang mit Narren aller Art sind – auch mit Narren im Rathaus“, versprach Sattler.

Um das Thema McDonald’s kam auch Sattler nicht herum. Sattler befürchtete, dass die Verdauung der nach dem gehaltvollen Mahl nach Wolfach strömenden „rülpsenden und furzenden“ Fast-Food-Konsumenten das hart erkämpfte Prädikat Wolfachs als Luftkurort ernsthaft gefährden könnten. Andererseits stelle die Ansiedlung McDonald’s die erste wirtschaftliche Großtat Geppert in zehn Jahren dar. Sattler vermutete, dass die Wolfsangel im Stadtwappen dann bald durch das große M der Kette ersetzt werde.

Dass Geppert beim Neujahrsempfang als Dauerredner auftrat, kritisierte der Oberwäscher ebenfalls. Vier Stunden hatte das Ganze gedauert für „Reden und ein bisschen Musik“. Immerhin: Die Neu-Anschaffung bequemerer Stühle für die Gemeindehalle habe sich damit wenigstens gelohnt.“ Die gesamte Amtszeit des Bürgermeisters, zehn Jahre lang, hätten die Geldbeutelwäscher schon für kürzere Ansprachen geworben, „zehn Jahre Bemühen einfach ignoriert, schnöde zur Seite geschoben“, beschwerte sich Sattler. Und das schlimmste: Beim an den Empfang anschließenden Umtrunk gingen dann auch noch die Häppchen aus.

Auch dass Geppert den Großteil der Wolfacher Jahrmärkte als „alte Zöpfe“ bezeichnete, stieß den Wäschern sauer auf. „Viele Gemeinden wären froh, sie hätten diese Tradition, die Leben ins Städtle bringt.“ Der Bürgermeister mutiere zum „Jahrmarkt-Schreck“ und „Jahrmarkttöter“.

Beim Neujahrsempfang gingen die Häppchen aus

Geppert ließ das alles natürlich nicht auf sich sitzen. Auch wenn die Fasnet schön gewesen sei, „sie hätte ein schönes Ende gefunden, wenn es euch nicht gebe“, meinte er. Der Oberwäscher rede viel von Dingen, von denen er keine Ahnung habe, aber er könne es ja nicht besser wissen, er sei ja nur selten in Wolfach. Seine Rede sei in Ordnung gewesen. „Ich habe auch nichts besseres erwartet“, so Geppert, der laut überlegte, dass es ja durchaus mal interessant wäre, sich ein Jahr lang nicht wieder ins Amt setzen zu lassen. „Ein Chaosschiff mit dem Kapitän – ich wäre gespannt“, sagte er.

Am Ende ließen sich die Geldbeutelwäscher aber doch noch dazu herab, Geppert wieder ins Amt zu setzen. Schließlich habe er eine Familie zu versorgen.

Jubiläen

Zum 25. Mal waren in diesem Jahren bei der Geldbeutelwäsche dabei: Christian Keller, Martin Brod, Benjamin Endres und Robert Schrempp.