Unmittelbar nach der Tat im Mietersheimer Götzmann: Ein Feuerwehrmann und ein Polizist begutachten den Explosionsschaden. Foto: Kamera 24

Mit brachialer Gewalt haben Unbekannte am frühen Freitagmorgen einen Geldautomaten im Mietersheimer Fachmarktzentrum gesprengt.

Mietersheim – Der Schaden ist immens, die Beute indes nicht allzu groß. Vieles spricht dafür, dass die Tat länger geplant war. Doch die Polizei hat eine heiße Spur.

Was ist passiert?

Exakt um 3.23 Uhr holte ein lauter, kilometerweit zu hörender Knall die Mietersheimer aus dem Schlaf. Die nächtliche Ruhestörung hatte ihren Ursprung in der Straße "Im Götzmann", genauer im nordöstlichen Bereich des dort befindlichen Ladenviertels. Wo bis dato ein Geldautomat der Lahrer Volksbank hing, klaffte nunmehr ein Loch in der Hausfassade, das den Weg in den dahinterliegenden Bankraum und scheinbar zum Inhalt des Tresors freigab.

Wie gingen die Täter vor?

Die Polizei konnte am Freitag noch keine Angaben zur genauen Vorgehensweise machen, doch ist davon auszugehen, dass die Detonation mit festem Sprengstoff herbeigeführt wurde. Dafür spricht neben der Tatsache, dass der betroffene Geldautomat gegen das Einführen von Gas geschützt war, das Bild der Verwüstung, das sich am Morgen bot: In einem Radius von rund 50 Metern um den Tatort lagen unzählige Trümmerteile verstreut, die Druckwelle hatte die Fensterscheiben eines davor parkenden Autos eines Pizza-Lieferdienstes bersten lassen. Im Gebäude selbst mussten auf Geheiß eines Statikers Wände abgestützt werden, ein direkt an den Bankraum angrenzendes Nagelstudio wurde mutmaßlich komplett zerstört.

Wie groß ist die Beute?

Nicht so hoch wie zunächst vermutet. Denn: Ein Großteil des Geldes wurde unter einstürzenden Mauern begraben – und im Laufe des Freitags sichergestellt, wie der Vorstandsvorsitzende der Volksbank Lahr, Peter Rottenecker, erklärt: "Wir sind noch in der Bestandsaufnahme, Sie können aber davon ausgehen, dass es sich nicht um eine sechsstellige Summe handelt." Der hohe Betrag war anfangs kolportiert worden, da der Geldautomat just am Donnerstag frisch aufgefüllt worden war, was Rottenecker bestätigt. Das wiederum spricht dafür, dass die Täter den Tatort zuvor ausbaldowert hatten.

Wie groß ist der Schaden?

Die Polizei hat noch keine konkreten Zahlen. Laut Sprecher Yannik Hilger "ist aber davon auszugehen, dass der Sachschaden den Diebesschaden deutlich überwiegt". Denn: "Das Gebäude wurde in arge Mitleidenschaft gezogen, rund die Hälfte des Komplexes ist betroffen." Geschäfte konnten am Freitag gar nicht oder erst später öffnen, darunter Rewe, DM und Depot. Durch die Wucht der Explosion waren Wasserleitungen gerissen.

Was weiß man von den Tätern?

Wenig, aber möglicherweise Entscheidendes: Nach Informationen unserer Redaktion hat die Spurensicherung am Tatort frisches Blut gefunden. Wurde ein Täter bei der Sprengung verletzt? Hilger will das weder bestätigen noch dementieren. Die Polizei soll sich jedenfalls in Krankenhäusern umgehört haben. Gute Nachrichten gibt es bezüglich der Überwachungskamera am Geldautomat. Laut Rottenecker ist die Festplatte "in keinem schlechten Zustand". Er gehe davon aus, dass es verwertbares Bildmaterial geben könnte. Die Polizei bittet Zeugen, sich unter Telefon 0781/21 28 20 zu melden.

Erinnerungen an Sulz 2017

Die Sprengung in Mietersheim weckt Erinnerungen an einen ähnlichen Fall in Sulz: 2017 hatten vier Männer den Geldautomaten der Sparkasse in die Luft gejagt. Die Beute betrug 40 000 Euro Beute. Eine halbe Stunde zuvor hatte sich das Quartett an einem Automaten in Waldkirch versucht. Nach der Sprengung entkamen die Täter nach einer spektakulären Flucht über den Langenhard und Kuhbach. Dabei hatten die Täter Krähenfüße vor die Streifenwagen geworfen. Die "Panzerknacker von Sulz" wurden zu Haftstrafen zwischen zweieinhalb und dreieinhalb Jahren verurteilt.