Im Sparschwein verliert das Geld bei hohen Inflationsraten schnell an Kaufkraft. Foto: IMAGO/IlluPics/IMAGO

Die einen schaffen es gar nicht mehr, Geld zurückzulegen. Die anderen sorgen sich mehr denn je um den Vermögenserhalt. Worauf Anleger jetzt achten sollten.

Die ersten Sparer haben schon im Sommer aufgegeben. In einer Erhebung des Deutschen Instituts für Altersvorsorge (DIA) erklärten Anfang August 23 Prozent der Befragten, sie hätten Einzahlungen in vorhandene Sparverträge eingestellt. Seither sind die Lebenshaltungskosten weiter gestiegen, und nächstes Jahr droht eine hohe Heizrechnung. Sparen muss man sich also leisten können – auf der anderen Seite besteht gerade jetzt der Wunsch nach Vorsorge für harte Zeiten. Ein Überblick über Vor- und Nachteile verschiedener Anlageklassen.

 

Was bringt die Zinswende?

Nach jahrelanger Durststrecke werden Verbraucher jetzt wieder von den Banken umworben: Im Wochentakt melden Online-Vergleichsportale neue Angebote besonders für länger laufende Bankeinlagen wie Festgeld oder Sparbriefe. Ein Blick auf die Zahlen der FMH-Finanzberatung, die regelmäßig die Konditionen von rund 80 Instituten erhebt, zeigt: Für Festgeldeinlagen mit zwölf Monaten Laufzeit liegt der Durchschnittszins bei 1,3 Prozent, das lukrativste Angebot aber bei 2,7 Prozent. Sogar für Tagesgeld gibt es bei einigen Instituten wieder mehr als ein Prozent Zinsen per annum. Zum Teil werden diese Konditionen allerdings nur für wenige Monate garantiert.

Sind die Angebote seriös?

Die Rankings der Online-Vergleichsportale werden zumeist von ausländischen oder wenig bekannten deutschen Instituten angeführt. Wichtig ist, auf die Informationen zur Einlagensicherung zu achten: EU-weit ist gesetzlich geregelt, dass Inhaber von Guthaben bis 100000 Euro im Falle einer Bankpleite entschädigt werden. Die Stiftung Warentest bezweifelt indes, dass alle EU-Staaten imstande sind, dieses Versprechen zu erfüllen. Anleger sollten ihr Geld deshalb nur Banken mit Sitz in finanzstarken Ländern anbieten, rät die Stiftung, die unter www.test.de auch eigene Zinsvergleiche anbietet. Jenseits davon bieten auch viele Sparkassen und Volksbanken inzwischen wieder höhere Zinsen, eine Übersicht hierzu findet sich beispielsweise bei biallo.de.

Frisst nicht die Inflation die Zinsen?

Eine Inflationsrate von über zehn Prozent lässt sich mit sicheren Zinsprodukten nicht kompensieren. Aber immerhin lindern höhere Zinsen den Kaufkraftverlust der Ersparnisse. Und auch wer darauf setzt, durch Investitionen in Aktien und andere Sachwerte mehr Rendite zu erzielen, sollte einen Teil seines Geldes in Zinsprodukten parken – als Sicherheitspuffer.

Sollte man jetzt Aktien kaufen?

Der Ukraine-Krieg hat eine Talfahrt an den Börsen ausgelöst. Trotz seines Anstiegs in den vergangenen Wochen notiert der Deutsche Aktienindex (Dax) immer noch zehn Prozent niedriger als zu Jahresbeginn. Und ob die jüngste Erholung nachhaltig ist, ist alles andere als sicher. „Wir halten die Einschätzung der künftigen Unternehmensgewinne für zu optimistisch“, warnt Michael Mayer, Analyst bei der Privatbank Metzler. Andererseits: Den perfekten Zeitpunkt für Aktienkäufe zu erwischen, ist praktisch unmöglich. Wichtiger ist ein langer Atem. Denn dass die Kurse spätestens nach Überwindung der drohenden Rezession steigen, ist sehr wahrscheinlich.

Was ist mit Immobilien?

Die Hauspreise sind in den letzten Monaten leicht zurückgegangen. Das zeigen Zahlen des Baufinanzierungsvermittlers Interhyp. Der Durchschnittspreis für ein Haus oder eine Eigentumswohnung lag laut Interhyp im dritten Quartal inklusive Nebenkosten bei 512 000 Euro und damit vier Prozent niedriger als im zweiten Quartal. Für diejenigen, die sich trotz gestiegener Zinsen noch eine Immobilie leisten können, ist der Preisrückgang von Vorteil. Denn eine Immobilienkrise erwarten Experten derzeit nicht – die anhaltend hohe Nachfrage nach Wohnraum wirke stabilisierend. „Heute sind Immobilien knapp und es wird weiterhin viel zu wenig gebaut“, analysiert Matthias Lebbig von der FP Asset Management GmbH in Freiburg. Wer eine Immobilie als Kapitalanlage kaufe, müsse allerdings genau hinschauen: Neben der Lage gewinne die Energieeffizienz an Bedeutung, zu bevorzugen seien daher sanierte Objekte.

Schützt Gold nicht vor Inflation?

Der Goldpreis ist seit Jahresbeginn in Dollar gerechnet leicht gesunken. Da die Zinsen steigen, sind für sicherheitsorientierte Anleger Bankeinlagen oder auch Anleihen attraktiver. In Euro gerechnet legte der Goldpreis allerdings zu. Das liegt daran, dass Gold auf dem Weltmarkt in Dollar gehandelt. Da der Greenback gegenüber dem Euro kräftig an Wert gewonnen hat, bleibt nach der Umrechnung in die Gemeinschaftswährung ein Plus. Doch auf diesen Wechselkurseffekt zu setzen, scheint wenig vielversprechend – die Dollar-Aufwertung geriet zuletzt ins Stocken.

Grundregeln für die Geldanlage

Voraussetzungen
 Höchste Priorität in Sachen Finanzen hat die Absicherung erheblicher Risiken. Jeder Haushalt braucht eine Haftpflichtversicherung, sinnvoll ist auch eine Hausratversicherung. Für Eigenheimbesitzer ist eine Wohngebäudeversicherung Pflicht. Sehr zu empfehlen ist außerdem eine Berufsunfähigkeitsversicherung, für den Hauptverdiener oder die Hauptverdienerin einer Familie auch eine Risikolebensversicherung.

Risiken streuen
 Wer außerdem für unvorhergesehene Ausgaben eine Reserve von zwei bis drei Monatsgehältern auf dem Tagesgeldkonto hat, kann weitere Ersparnisse längerfristig anlegen. Empfehlenswert ist eine Mischung aus sicheren Festgeldeinlagen und Aktien. Um das Risiko zu streuen, sollte das Geld auf Titel aus verschiedenen Ländern und Branchen verteilt werden. Am einfachsten geht das mit ETFs oder anderen Fonds.