Mit der Geldbeutelwäsche im Stadtbrunnen hat die Fasnet in Wolfach am Aschermittwoch ein jähes Ende gefunden. Im Anschluss ging es für die Wäscher zum Empfang ins Rathaus, um Bürgermeister Thomas Geppert wieder in sein Amt einzusetzen.
Ein Narr hat es schon schwer – da hat die Fasnet doch eben erst angefangen, schon findet die verrückte Zeit ein jähes Ende. Grund genug, sie am Aschermittwoch mit ernster Trauermiene zu Grabe zu tragen und die mittlerweile leeren Geldbörsen im Stadtbrunnen sauber zu schrubben.
Den langsamen Schritt, mit dem die 20 Wäscher zur Klagemauer am Wolfacher Finanzamt gingen, nutzen die Zuschauer gnadenlos aus, denn schließlich wollten sie auch in diesem Jahr wieder ihr Bestes geben, um die gediegenen Herren gehörig aus dem Konzept zu bringen. Doch es war alles zwecklos: Selbst die schnell herbeigeschafften bunten Airdancer (englisch für Lufttänzer), die bereits beim Zunftball für Lacher gesorgt hatten, konnten den Wäschern nicht das kleinste Lächeln abverlangen. Stoisch wuschen sie mit Trauermiene die Geldbörsen aus und hängten sie unter Wehklagen zum Trocknen auf. Im Anschluss ging es zum traditionellen Stockfischessen in die „Krone“, bevor es im Rathaus um die bange Frage ging, ob der „Bürger Geppert“ sein Bürgermeisteramt wieder übernehmen darf.
Schlagabtausch im beim Empfang Rathaus
Aber der musste sich zuvor noch von Oberwäscher Erich Sattler gehörig die Leviten lesen lassen. Dass da natürlich die Bürgermeisterwahl beherrschendes Thema war, hatte Thomas Geppert wohl kommen sehen, und sich gut vorbereitet – zum ersten Mal für den Wäscherempfang. „Die Angst sitzt wohl tief“, mutmaßte Sattler, musste sich aber eines besseren belehren lassen. Denn seinen Spott konterte der Bürgermeister gekonnt. Zwar haben ihm in den vergangenen zwei Jahren „wirklich nichts gefehlt“, aber er sei froh, dass die Fasnet wieder gefeiert werden konnte und der Empfang der Wäscher gehöre nun mal dazu, so Geppert, und warf damit einen verbalen Fehdehandschuh aus.
Zunächst gab es aber einen Rückblick auf die Dinge, die aus der Sicht der Wäschergilde nicht so gut gelaufen waren. Zum Trauerspiel um das durch Salzlauge getötete Stadtgrün sei zwar schon alles gesagt, aber: „Aus beruflichen Gründen sei mir ein Tipp gestattet – mit Zucker wäre das nicht passiert“, so Sattler.
„Kuschelhansele“ und die Getränkefrage
Auch die schlechte Presse zur Beinahe-Absage des Gallusmarkts hätte Geppert sich sparen können, hätte er einfach mit den Fachleuten gesprochen. Und mit seinem Verhalten im Vor-Wahlkampf habe er einem anderen Bürgermeister aus dem Kinzigtal ob seines grinsenden Gesichts in der Zeitung gehörig Konkurrenz gemacht. Das schnelle Internet oder auch die lange Leitung der Stadt war ebenso Thema wie die Nahwärme. Und nach der Wahl sei es nun doch sicherlich auch möglich, endlich Visionen für Wolfach zu entwickeln.
Der Schultes wünschte seinerseits den Wäschern Glück für ihre Pläne – Visionen wären für die Gilde doch zu hoch gegriffen. Und überhaupt habe sich bei der vergangenen Wäsche gezeigt, was die Gilde wirklich ist.
Ein Mädchen am Brunnen habe die gediegenen Herren nämlich frei heraus als „Kuschelhansele“ betitelt. Trotz seines Konters ließ sich Geppert aber noch das Versprechen abringen, beim kommenden Ausflug der Wäscher für kühle Getränke zu sorgen – beim Empfang sei dies ja nicht gelungen. Das besänftigte die Geldbeutelwäscher dann aber doch und sie stimmten zu, den Bürgermeister wieder in sein Amt einzusetzen.
Ehrung und Neuaufnahmen
Ehrung:
Reiner Heil erhielt für 25 Geldbeutelwäschen den Silbernen Eulenorden. Die Ehrung für Bernd Schillinger wird nachgeholt. Neuaufnahmen:
In die Wäschergilde aufgenommen wurden Jörg Schmid und Elias Kopp.