Sabine Franz und Stefan Schopf stehen in einem der bereits vorhandenen Folientunnel. Bis Ende 2021 wollen die beiden Geschäftsführer die Gärtnerei ihres Biobetriebs in Binsdorf deutlich erweitern.Foto: Schnurr Foto: Schwarzwälder Bote

Wirtschaft: Auf fünf Hektar wächst die B2-Gärtnerei in Binsdorf

Auf dem B2-Gelände am Rand des Binsdorfer Gewerbegebiets Heimgärten haben die Vorbereitungen für eine Erweiterung begonnen. Dort wollen B2 Bio pur und Fischermühle Handels-GmbH unter anderem neue Gewächshäuser bauen.

Geislingen-Binsdorf. Schon als man sich vor sieben Jahren entschloss, das Logistikzentrum im Blütenweg zu bauen, sei es darum gegangen, das Unternehmen dort zu konzentrieren, wie der Geschäftsführer Stefan Schopf erklärt. Man wollte mittelfristig möglichst viel – von der Erzeugung bis zum Vertrieb – in Binsdorf zusammenführen. Nicht nur den Vertrieb, sondern auch die Produktion – und damit den Ansatz "Vom Acker bis zum Teller" zu intensivieren.

Nachdem das Logistikzentrum bereits seit 2016 in Betrieb ist, folgt jetzt der nächste Schritt. Auch weil der Pachtvertrag für bislang bewirtschaftete Anbauflächen bei Leidringen in diesem Jahr ausläuft. Die dort stehenden Gewächshäuser werden abgebaut und zum Teil in Binsdorf neu errichtet. Zwei Thermogewächshäuser sowie Folientunnel mit insgesamt rund 3000 Quadratmetern Anbaufläche sollen noch in diesem Jahr entstehen. Die Staudengärtnerei von Ingrid Wagner wird dann ebenfalls umziehen. Bis Jahresende wolle man mit dem ersten Teil der Bauarbeiten fertig sein, sagt Schopf: jenen Gewächshäusern, die zur Überwinterung der Pflanzen erforderlich sind. Schotter und Füllmaterial als Untergrund für die Neubauten wurden schon angefahren.

Ausgebaggert ist bereits ein Becken, in dem Regenwasser vom Dach des Logistikbaus gesammelt wird. Damit will man möglichen Ernteausfällen in kommenden, heißen Sommern vorbeugen. Das ist wichtig, weil ab 2021 auch Feingemüse in Binsdorf wachsen soll – unter anderem Blumenkohl, Brokkoli, Fenchel und Salate.

Mit der Erweiterung verfolgen die Geschäftsführer Sabine Franz und Stefan Schopf mehrere Ziele: Sie wollen dadurch die regionale Erzeugung stärken und rund 100 Arbeitsplätze vor Ort sichern – gut 20 Mitarbeiter wohnen direkt in der Gesamtstadt Geislingen. Die Bekanntheit des Unternehmens soll steigen, um im Wettbewerb bestehen zu können, und zusätzliche Stellen schaffen – im gärtnerischen Bereich allein neun, aber auch im Verkauf.

Die in der Gärtnerei erzeugten Lebensmittel werden von B2 über die Biomärkte, den Lieferservice, das Catering und den Marktstand angeboten. Im kommenden Frühjahr wird der Balinger Biomarkt umgebaut, um die Produkte der Gärtnerei prominenter präsentieren zu können.

Das Gesamtprojekt soll bis Ende 2021 fertig sein. Fünf Hektar Fläche insgesamt will der Betrieb dann nutzen. Neben Gewächshäusern und Staudenbeeten sind unter anderem Ackerflächen geplant, ein Kompostplatz, ein Kühlhaus und eine Elektrotankstelle. Hinzu kommt ein Gärtnerei-Hofladen.

Doch das Konzept weist noch weiter: Es sei ihm ein "Herzensanliegen", mit dieser Investition "fruchtbare Begegnungen" der Menschen mit dem regionalen Anbau zu ermöglichen und ein Bewusstsein dafür zu schaffen, betont Schopf. Deshalb soll mittelfristig Familien eine Möglichkeit zur Selbsternte geschaffen werden. Auch Bienen und Hühner sollen dazukommen – ein Imkerstand und ein kleines Gehege, mit dem über das "Zweitnutzungshuhn" informiert werden soll. Man wolle einfach ausprobieren, wie das bei den Kunden ankomme. Führungen sind geplant, nicht zuletzt für Schulklassen. "Produktion, Tiererleben und Begegnung", fasst Schopf das alles zusammen.

Infolge der Corona-Situation ist im B2-Lieferservice die Nachfrage stark gestiegen, bis an die Kapazitätsgrenze. Das hatte indes mit zur Folge, dass die Baugenehmigung erst nachträglich eingeholt wurde.

Dem Landwirtschaftsamt und im Landratsamt hatte Schopf das Vorhaben bereits präsentiert und eine Bauvoranfrage gestellt. Er sei davon ausgegangen, dass das, was man in Binsdorf plane – insbesondere Gewächshäuser mit weniger als 4,50 Metern Höhe – genehmigungsfrei sei, sagt er. Das ist es aber nicht, weswegen das Unternehmen nun ein förmliches Baugesuch nachgereicht hat. Nach Rücksprache mit dem Bauamt des Landkreises gilt dieses für das Gesamtprojekt – die bereits erfolgte Geländeauffüllung sei hingegen verfahrensfrei.

Mit Bürgermeister und Bauamtsleiter habe er bereits gesprochen und sich dafür entschuldigt, dass die Erdarbeiten "hoppla-hopp" gegangen sind, sagt Schopf. Dies sei teilweise einem engen Zeitplan geschuldet gewesen, denn das Bauunternehmen habe kurzfristig anfangen können.

Wegen der Corona-Einschränkungen sei die Kommunikation die vergangenen Monate allerdings auch schwierig gewesen, sonst hätte man nicht zuletzt die Kommunalpolitiker früher und besser informiert: "Ich bin nicht der Typ, der nicht kommuniziert", entgegnet Schopf Beschwerden aus dem Binsdorfer Ortschaftsrat. Dort hatte es in dessen jüngster Sitzung Kritik an der unzureichenden Informationspolitik von B2 gegeben – und an Schäden, die die Baulaster auf dem Feldweg verursacht hätten.

Man werde einen Teil der Sanierungskosten für die ausgefahrenen Bankette und den Asphaltweg tragen, sagt Schopf zu. Er weist aber auch darauf hin, dass der Weg bereits vor den laufenden Arbeiten beschädigt gewesen sei – schließlich hätten diesen in der Vergangenheit auch andere Unternehmen genutzt. Und B2 habe erst vor kurzem behördliche Anweisung erhalten, das nicht mehr zu tun.