Martin Kemkes sprach über den Kaiserstein. Foto: Wagner Foto: Schwarzwälder Bote

Vortrag: Martin Kemkes spricht über "Das Kaiserdenkmal auf dem Häsenbühl bei Geislingen"

Geislingen. Ob das Treffen einer Gruppe Motorradfahrer oder ein gemütliches Beisammensein unter Freunden – der Kaiserstein ist für Menschen aus Geislingen ein beliebter Ort für verschiedene Arten der Freizeitgestaltung. Doch der Platz besitzt eine weitreichende Geschichte, die auf den ersten Blick nicht ersichtlich ist.

Vor knapp 2000 Jahren befand sich dort das größte Kaiserdenkmal jenseits des Rheins. Das ist kein Wunder, schließlich bietet der sogenannte "Häsenbühl", der der höchste Punkt des Heubergs ist, eine weite Panoramasicht über die Gegend. Dort kreuzten sich zwei bedeutende Römerstraßen, und es existierte auch ein Kastell sowie eine Siedlung. Wer die Gegend genau betrachtet, kann auch heute noch den Damm der Römerstraße, die hinter dem Kaiserstein vorbeiführte, entdecken.

Am Donnerstagabend bekamen Geschichtsinteressierte die Möglichkeit, im Bürgerhaus "Harmonie" in Geislingen einem ausführlichen Vortrag zu der Geschichte des Kaisersteins zu lauschen. Organisiert wurde die Veranstaltung vom Verein "Römerstraße Neckar-Alb-Aare".

Martin Kemke stellte im Rahmen seines Vortrags "Auf der Römerstraße durchs Jahr 2019" die neuesten Erkenntnisse aus der Forschung vor. Anhand vieler Bildern zeigte er anschaulich, wie die Gegend um den Kaiserstein zur Römerzeit genutzt worden ist.

Bisher sahen Geschichtswissenschaftler zwei Möglichkeiten, warum und wann das Kaiserdenkmal errichtet wurde. Die erste ging von einer Errichtung um 85 nach Christus aus. Es handele sich hierbei um ein Ehrendenkmal für Domitian, dem man für die Provinzgründung von Germania Superior danken wollte.

Die zweite These besagte, dass das Denkmal ein wenig später errichtet wurde, und zwar zwischen 100 und 110 nach Christus. In dem Fall wäre es an den Kaiser Traian gerichtet gewesen, der militärische und zivile Strukturmaßnahmen in diesem Gebiet erließ.

Kemkes, Referent des Ärchäologischen Landesmuseums Rastatt, stellte neue Erkenntnisse vor: Diese besagen, dass das Denkmal zu Ehren von Vespasian sowie dessen Söhnen Titus und Domitian anlässlich des Empfangs der "Ornamenta triumphalis" – einer besonderen römischen Auszeichnung – errichtet wurde. Dies war bereits 75 nach Christus – lange bevor der Ort im 20. Jahrhundert Treffpunkt von Motorradfahrern, Albvereinsjugend und Grillbegeisterten wurde.