Seit 2015 ist der Holderbrunnen wieder in Betrieb, nachdem die lange verschüttete Brunnenstube freigelegt und erneuert worden war.Fotos: Schnurr Foto: Schwarzwälder Bote

Ortgeschichte: Wegen der heißen Sommermonate ist ein Teil der öffentlichen Wasserstellen auf Binsdorfer Gemarkung versiegt

Bedingt durch seine Lage auf dem Kleinen Heuberg ist der heutige Geislinger Stadtteil Binsdorf schon immer durch seine Wasserknappheit geprägt worden. In diesem Sommer sind die verbliebenen, öffentlichen Brunnen teilweise trockengefallen.

Geislingen-Binsdorf. Von den vielen, historisch verbürgten Brunnen der kleinen Stadt sind nur noch wenige vorhanden, viele schon lange stillgelegt. Drei öffentliche Entnahmestellen haben im Spätsommer 2020 noch Wasser, vier sind trocken.

Am auffälligsten ist das beim Stadtbrunnen schräg gegenüber dem Rathaus. Dieser wird von einer Brunnenstube gespeist, die sich rund 400 Meter entfernt auf einer Wiese im Gewann "Untere Buchwiesen" an der Beethovenstraße befindet. Die lange Trockenheit in diesem Sommer hat das Wasser versiegen lassen, das normalerweise dort gesammelt wird – "eine Ausnahmesituation", wie der Ortsvorsteher Hans-Jürgen Weger berichtet.

Von 1974 bis 2007 stand auf dem Stadtbrunnen eine Skulptur, die den Heiligen Markus darstellt. Sie wurde durch eine Figur des Binsdorfer Löwen mit Stadtwappen ersetzt und auf den Weißerbrunnen versetzt, wegen der früher direkt dahinter gelegenen Bäckerei auch Bäckerbrunnen genannt.

Auch dieser, an der Klosterstraße gelegen, ist im Sommer 2020 nur noch mit Regenwasser gefüllt. Die Brunnenstube, direkt auf der Abzweigung der Sulzer Straße in die Friedhofsallee, fällt jedes Jahr zwischen Frühlung und Spätherbst trocken. In vergangenen Zeiten wäre sein Versiegen womöglich ein Grund zur Sorge gewesen: Unter dem Brunnen befindet sich eine rund 50 Kubikmeter fassende Zisterne, aus der die örtliche Feuerwehr früher Löschwasser holte.

Der heutige, dreilappige Steintrog des Weißerbrunnens wurde 1982 gebaut. Früher stand an seiner Stelle eine schlichte Metallwanne mit Wasserzulauf. Wie diese ausgesehen hat, zeigen der Holder- und der Hummelbrunne: Deren baugleiche Metalltröge existieren bis heute und wurden vermutlich zur selben Zeit wie der alte Weißerbrunnen aufgestellt.

Der Holderbrunnen liegt unterhalb der Grundschule an der Neuen Gasse. Nachdem er lange trocken gelegen hatte, wurde 2014 mit Hilfe von Karten aus dem 18. Jahrhundert die verschüttete, rund 150 Meter entfernte Brunnenstube wieder entdeckt und mit höheren Betonringen erneuert, um den Wasserdruck in der Leitung anzuheben. Seither können die Besitzer umliegender Gärten das Wasser der Holderbrunnens zum Gießen und Gemüsewaschen nutzen – trotz Trockenheit auch in diesem Sommer.

"Wir freuen uns, dass er wieder läuft", sagt eine alte Binsdorferin. "Den höre ich plätschern, wenn ich schlafe." Sie erinnert sich daran, dass ihre Familie vor Jahrzehnten sogar Trinkwasser aus dem Holderbrunnen geholt hat.

Neben dem Weg hinab ins Bubenhofer Tal, der Müllergasse, findet sich der Hummelbrunnen. Dieser laufe immer und trockne nie aus, weiß Ortsvorsteher Weger. Das Wasser wird in einer Stube im Wald im Gewann "Ob dem Weihertal" gesammelt – und heute auf seinem letzten Stück durch einen ehemaligen Laternenmasten bis zum Trog geführt.

Die alte Metallwanne zeigt im oberen Bereich an vielen Stellen Rostlöcher. Erneuert werden soll sie ohne Not trotzdem nicht: "Wenn man den Trog entrostet, macht man womöglich noch mehr kaputt", fürchtet der Ortsvorsteher.

Die Sanierung der Brunnen stehe allerding immer wieder auf der Wunschliste des Ortschaftsrats. Die verbliebenen Brunnen sind schließlich sichtbare Erinnerungen an die landwirtschaftlich geprägte Vergangenheit Binsdorfs, als sie für fast alle Aspekte des Lebens wichtig waren.

So auch der Waschgassenbrunnen, der trotz langer Trockenheit ordentlich Wasser führt: Eine Quelle speist dort hintereinander drei Tröge – und früher vermutlich auch den heute ausgetrockneten Brunnen im Keller des ehemaligen Klosters.

Am Standort des oberen Steintrogs stand bis Mitte der 1970er-Jahre das Binsdorfer Waschhaus. Nachdem immer mehr Haushalte eigene Waschmaschinen besaßen, wurde dieses nicht mehr benötigt und wurde abgerissen. Der Brunnen aber läuft bis heute und führt auch in den trockensten Sommern Wasser.

1976 wurde im Wald nördlich des Friedhofs der Ditzenriedbrunnen angelegt: Der damalige Förster gestaltete die Wasserstelle, die mit Oberflächenwasser gespeist wird, als Blickfang. Der vor einigen Jahren erneuerte Brunnen an einem Waldweg ist in diesem heißen Sommer versiegt.

Ebenfalls im Wald, auf dem Kesselberg, liegt der Kindlesbrunnen. Bis Anfang der 1990er-Jahre holten die Bewohnerinnen des Loreto-Mesnerhauses dort ihr Wasser. Erst vor dem Einzug von Dorothee Schmieg und ihrer Familie wurde eine Wasserleitung verlegt und machte den Kindelsbrunnen entbehrlich.

 Mehr über bestehende und stillgelegte Brunnen in Binsdorf ist im Aufsatz von Horst Berner und Andreas Schreijäg, "Die Wasserversorgung von Binsdorf", in dem Buch "Ein Blick in die Geschichte von Binsdorf" (2015) ab Seite 60 zu erfahren.