Eine Plexiglasscheibe trennt Yvonne Müller und ihre Kolleginnen von den Büchereinutzern, die ausgelesene Lektüre zurückbringen oder neue Bücher und DVDs mitnehmen.Fotos: Schnurr Foto: Schwarzwälder Bote

Unterhaltung: Die Geislinger Stadtbücherei hat sich auf die Corona-Schutzmaßnahmen eingestellt und wird rege genutzt

Seit zwei Woche gilt auch in Geislingen die verschärfte Corona-Schutzverordnung. Anders als im Frühjahr darf die städtische Bücherei im Schloss geöffnet bleiben.

Geislingen. Draußen ist es an diesem Spätnachmittag im November kühl und feucht. Drinnen pumpt der Kachelofen Wärme in die hohen Räume der Stadtbücherei.

Eine Mutter mit Kinderwagen gibt die Bücher zurück, die sie und ihr älterer Sohn ausgelesen haben. Yvonne Müller scannt die Rückgabe ein und schaut dann im Computer, welche Bücher sich für einen Leseanfänger anbieten würden.

Alltag in der Leihbibliothek? Nicht ganz: Büchereimitarbeiterinnen und Besucher trennen übermannshohe Plexiglasscheiben, alle erwachsenen Kunden tragen Schutzmasken, direkt am Eingang steht ein Desinfektionsmittelspender, und Dorothee Schmieg, die zweite Geislingerin, die heute Dienst in der Bücherei hat, zählt mit, als ein Seniorenpaar eintritt: "Sieben Personen." Einer mehr ginge noch, dann müssten weitere Neuankömmlinge vor der Türe warten. "Es schimpft dann aber niemand", berichtet Schmieg.

Die drei Frauen, die seit etlichen Jahren die Stadtbücherei betreuen – Dritte im Bunde ist Bettina Acker –, haben sich auf die notwendigen Schutzmaßnahmen gegen das Corona-Virus eingestellt und freuen sich, dass die Besucher bestens mitziehen: "Wir haben sehr pflegeleichte Leser", sagt Müller lächelnd. Es habe niemanden gegeben, der keine Maske trage, und auch die vorgeschriebene Handdesinfektion am Eingang sei kein Problem.

Bei den Geislingern herrsche freudige Überraschung, dass die Bücherei ihr Angebot aufrecht erhalten darf: "Mir hättet ned gedacht, dass ihr noch offen habt", würden immer mal wieder jemand sagen. Denn beim ersten "Lockdown" von März bis Juni mussten die Räume im Schloss tatsächlich zubleiben.

Auch vor dem jetzigen "Teil-Lockdown" wussten die Mitarbeiterinnen nicht, ob die Bücherei wieder schließen müssen würde. Umso erleichterter sind sie jetzt, weiter für die Geislinger Bücherfreunde dasein zu können: Im Oktober seien die Ausleihzahlen noch mal deutlich gestiegen, nachdem schon den Sommer über mehr ausgeliehen worden war.

Damals liefen regionale Wandertipps besonders gut, wie Schmieg weiß. Ansonsten habe sich bei den Themen wenig geändert: "Schöne Geschichten mit Happyend" liefen immer am besten, sagt Müller. "Das Leben ist schon kompliziert genug, jetzt wegen Corona erst recht."

Anders als im Frühjahr, wo die Pandemie auch über die Geislinger Stadtbücherei ohne große Vorwarnung hereingebrochen ist, konnte die Einrichtung beim "Teil-Lockdown" besser vorbereitet werden. "Die Plexiglasscheiben freuen uns", nennt Müller als Beispiel. "Die geben uns ein sichereres Gefühl."

Die durchsichtigen Trennwände haben aber auch ihre Tücken, beschreibt Schmieg: Bei Tag spiegeln sie das durch die Fenster einfallende Licht und erschweren es dann, die Besucher zu erkennen, die die Damen hinterm Tresen trotz Maske meist erkennen.

Zwar nimmt die Zahl der Nutzer stetig zu. Doch "die Bücherei als Ort der Begegnung ist gerade abgespeckt", bedauert Müller: Die Besucher dürfen sich nicht mehr lange hinsetzen, lesen und miteinander plaudern.

Noch etwas hat sich geändert: Zurückgegebene Medien kommen in Geislingen eine Woche lang in Quarantäne-Boxen. Dann erst werden sie mit Sagrotan abgewischt und wieder ins Regal gestellt. Sicher ist sicher.