Das Binsdorfer Pfarrhaus muss saniert werden. Allerdings wollen die Mieter nicht ausziehen. Foto: Schnurr

Gerüchten zufolge könnten sich Renovieren des ehemaligen Dominikanerinnenklosters in Binsdorf verzögern.

Geislingen-Binsdorf - Die Sanierung des Binsdorfer Pfarrhauses soll sich um ein Jahr verzögern, kursiert zurzeit in der Ortschaft als Gerücht. Der Grund sei, dass das Landesdenkmalamt einen Teil seines Zuschusses zurückgezogen habe. Das bischöfliche Bauamt der Diözese Rottenburg-Stuttgart will dies jedoch so nicht bestätigen.

"Wenn man mit dem Denkmalamt zu tun hat, hat man schlechte Karten", bedauert Helga Gambach, die stellvertretende Vorsitzende der katholischen Kirchengemeinde Binsdorf/Rosenfeld, im Gespräch mit dem Schwarzwälder Boten. Durch einen Anruf beim Architekten habe sie erfahren, dass die Behörde ihren zugesagten Zuschuss reduziert habe. "Das reißt eine große Finanzlücke in die Planung", sagt sie enttäuscht. Denn eigentlich hätten die Umbauarbeiten am Pfarrhaus in diesem Jahr beginnen sollen. Doch daraus werde wohl nichts.

Das Regierungspräsidium Stuttgart teilt auf Anfrage unserer Zeitung mit, "dass sich das Landesamt für Denkmalpflege im Regierungspräsidium Stuttgart ohne Zustimmung der Antragstellers zu laufenden Verfahren – und somit auch zur Höhe von Zuwendungen – leider nicht äußern kann". Und schreibt weiter: "Zuschüsse für denkmalbedingte Mehraufwendungen bei Maßnahmen an Denkmalen werden anhand der vom Antragsteller eingereichten tatsächlich angefallenen Kosten berechnet. Die Fördergrundlagen sind in einer Verwaltungsvorschrift niedergelegt und öffentlich einsehbar."

Ralf Schneider, der zuständige Architekt beim bischöflichen Bauamt der Diözese Rottenburg-Stuttgart sagte auf Anfrage, dass bislang einer von vier Förderanträgen bewilligt sei. Die Genehmigung der anderen drei würde für Ende März erwartet. Ob diesen zugestimmt werde, wisse bislang niemand. "Das ist reine Kaffeesatzleserei", sagte er. Wenn diese bewilligt würden, könne normal weitergeplant und -gebaut werden. Wenn nicht, "müssen wir uns was Neues überlegen", sagt Schneider

334 Jahre alt ist das ehemalige Dominikanerinnenkloster in Binsdorf, das heutzutage als Pfarrhaus genutzt wird und der Mittelpunkt des Gemeindelebens von St. Markus ist. Entsprechend sanierungsbedürftig ist das ehrwürdige Gebäude mittlerweile.

Wassereinbrüche im Keller, Löcher im Boden, Risse im Putz, Nachholbedarf beim Brandschutz – die Liste der Mängel und dadurch notwendigen Renovierungen ist seit 2007 stetig gewachsen. Auch die Mehrzahl der Dachbalken muss ersetzt werden, weil sie morsch sind. An dem von 1685 bis 1686 errichteten Gebäude hat der Zahn der Zeit genagt. Auch die Balken im Keller sind durch vom Kirchplatz her eindringendes Wasser durchgefault.

Die Kirchengemeinde beschloss deshalb zusammen mit dem Diözesanbauamt, die Anlage grundlegend zu renovieren. Im derzeit ungenutzten Nordteil sollen künftig das Pfarramt, der Sitzungssaal des Kirchengemeinderats und die Sanitärräume untergebracht werden. Außerdem wird eine Wohnung für Vertretungspfarrer eingerichtet. Im Südteil ist anstelle des Pfarramts eine zusätzliche Mietwohnung geplant; die vorhandene soll bestehen bleiben.

Die Narrenzunft musste daraufhin ihr im Gebäude untergebrachtes Stüble aufgeben. Seit Dezember 2019 hat die Binsdorfer Zunft im ehemaligen Raiffeisengebäude in der Brandgasse eine neue Bleibe – zumindest vorübergehend. Die Ministranten von St. Markus und der Kinderchor "Melody", die bislang ebenfalls Räume im Pfarrhaus genutzt haben, dürfen während des Umbaus den Sitzungssaal im Rathaus nutzen. Das Büro der Pfarramtssekretärin Jacqueline Neher wurde im Pfarrhaus der Geislinger Gemeinde St. Ulrich untergebracht.

Nach bisherigem Stand wird die aufwendige Sanierung des Gebäudes mindestens neun Millionen Euro kosten und vier bis fünf Jahre dauern. Deshalb war die Freude groß, als die höhere Denkmalschutzbehörde beim Regierungspräsidiums Tübingen im Mai 2019 ankündigte, dass sie das Binsdorfer Kloster entsprechend Paragraf 12 des baden-württembergischen Denkmalschutzgesetzes kategorisieren will.

Denn dadurch kann Fördergeld aus Drittmittelquellen beantragt werden. Das baden-württembergische Wirtschaftsministerium hat daraufhin bekannt gegeben, dass für die Sanierung des Gebäudes ein Zuschuss in Höhe von 252 770 Euro aus dem Denkmalförderprogramm 2019 gewährt wird.